Metal For Fairness - Wien

22.11.2007 | 07:17

27.10.2007, Planet Music

Das "Metal For Fairness" hat sich seit seiner Entstehung zu einem wirklich beeindruckenden Projekt entwickelt und bietet eine volle Ladung Metal, in ein unterstützenswertes Charity-Projekt verpackt. Der Erlös des gelungenen Abends geht dieses mal an ein Kinderdorf in Kambodscha, und zwischen den Bands läuft immer wieder ein kurzes Video mit den Veranstaltern, die sich für die gute Sache einsetzen und kurz ihr Anliegen zur Verbesserung der allgemeinen Weltlage vorstellen - eine lobenswerte Initiative, die hoffentlich bald eine Fortsetzung findet!

Mit dem bärenstarken "Resilience"-Album in der Hinterhand und der starken Fanbase beim Heimspiel kann für die sympathischen Wiener mal von vornherein wenig schief gehen. Erfreulich, dass die Halle auch zu früher Stunde (ca. 18 Uhr) schon gut gefüllt ist, und so steht einem zwar kurzem (fünf Songs), dafür aber heftigem Happening nichts im Wege. Fronter Martin, an sich schaut der Knabe ja wie das reinste Waserl aus [für dieses Österreichische Wort finde ich leider grad keine Übersetzung - Anm. d. Verf.], entpuppt sich auf der Bühne einmal mehr als absolut souveräner Derwisch, und den einzigen leisen Kritikpunkt, den ich bei CRUSADE an sich immer habe: Hier fehlt definitiv ein zweiter Mann an der Axt, der dem Herren Marin ein wenig hilfreich unter die Arme greifen würde. Sonst aber alles paletti, Kunststück, was soll eine Band mit Tracks wie 'Liveshot.kill', 'Cauterized', oder dem Titelstück ihrer aktuellen CD schon großartig falsch machen?
[Reini - Stormbringer.at]

Wer die LORDS OF DECADENCE aus Wien schon einmal live gesehen hat, der weiß, dass es hier die volle Ladung an Ohrwürmern und Energie gibt - und das beweisen die Jungs auch heute wieder eindrucksvoll. Denn mit neuen und alten Songs im Gepäck sind die Burschen voll motiviert, um dem schon zahlreich angereisten Publikum einzuheizen. Der melodische Death Metal mit Schweden-Anleihen trifft auf allgemeine Zustimmung: Man merkt der Band einfach an, dass hier Routine, Spaß und Leidenschaft für die Musik bestens harmonieren, und so ist auch dieser Auftritt der Wiener LORDS wieder ein Feuerwerk an headbangkompatiblen Hits.
[Caroline Traitler]

Thrash-Metal-Gewitter aus dem hohen Norden Deutschlands ist danach angesagt. DEW-SCENTED kommen und vernichten Wien quasi im Vorübergehen. Leif Jensen dirigiert die nach immer mehr und immer heftigeren Geballer verlangende Meute nach Belieben, die Band pfeffert Songs der Sorte 'Turn to Ash', 'Cities Of The Dead', 'Bitter Conflict' oder 'Into The Arms Of Misery' in die schwitzende und tobende Menge. Allein anhand der Songauswahl konnte man nicht wirklich unzufrieden sein, schon (fast) jede Epoche der mittlerweile 13-jährigen Bandgeschichte abdeckend holzen sich die Nordlichter durch einen Set, der an sich ja nur einen kleinen Schönheitsfehler hat: Die DEW-SCENTED-Songs klingen irgendwie alle gleich, dafür aber gleich heftig und gleich brutal. Well done, obwohl eine Spur mehr an Abwechslung dem Quintett in Zukunft vielleicht nicht schaden könnte.

Dann wird's groovig! Ich finde ja nach wie vor, dass "66Sick" das absolute Karrierehighlight der Brutalos von DISBELIEF aus Germany darstellt, aber live grooven und knallen die Song an sich allesamt. Das Publikum - mittlerweile in der zweiten Hälfte des Konzertabends angelangt - verausgabt sich wie schon bei DEW-SCENTED ohne Gnade, diese Grundstimmung überträgt sich auch vice versa auf die Band, und neben dem doch gut klassigen Songmaterial (Okay, was kann eine Band schon vergeigen, die Tracks wie 'Sick' oder 'Navigator' in die Halle donnern lässt?) ist es hauptsächlich der hünenhafte Frontman Karsten "Jagger" Jäger, der allein schon ob seiner Statur dem vorgetragenen Liedgut eine Spur mehr an Brutalität mit auf den Weg gibt. "Nice to watch!", sag ich da nur!
[Reini - Stormbringer.at]

GRAVEWORM sind eben GRAVEWORM und bieten eigentlich immer eine solide Show und eine spannende Setliste, die sich zwischen neuem und älteren Material gut die Waage hält. Doch heute mag das mit der soliden Show nicht so recht klappen, weniger weil die Band schlecht drauf ist, sondern weil der Sound im Planet Music dermaßen miserabel aus den Boxen krächzt, dass hier der Spaß an der Sache völlig verloren geht. Schade, denn die Südtiroler sind showtechnisch in absoluter Bestform, bieten mit Songs wie 'Hateful Design', 'Nutopia' oder 'Touch Of Hate' zudem einige musikalische Leckerbissen für die GRAVEWORM-Gemeinde und lassen sich nach dem Auftritt auch im Publikum sehen, um mit den Fans zu quatschen. Wenn der Sound noch gepasst hätte, wäre das wieder eine GRAVEWORM-Show in gewohnt hoher Qualität geworden, so war es aber eine ziemliche Enttäuschung und ein großer Minuspunkt für den Sound (der bei VOLBEAT übrigens sehr in Ordnung war - es geht also doch auch anders).

Juhu, VOLBEAT sind da! Endlich kommen auch die Wiener in den Genuss der absolut originellen Dänen, die mit ihrem Sound eine coole Mischung aus Elvis, Johnny Cash, LIFE OF AGONY und Rockabilly präsentieren und damit auch eine sehr bunt gemischtes Publikum anziehen. Das Planet Music ist zum Bersten voll, als die sympathischen Jungs mit einem Dauergrinsen die Bühne entern, jeder Song wird begeistert mitgesungen und abgefeiert. Unglaublich, wie bekannt VOLBEAT mit ihrem einzigartigen Musikmix im letzten Jahr wurden, eine wirklich positive Überraschung, denn das österreichische Publikum zeigt sich sonst eher reserviert gegenüber neueren Bands. Umso erfreulicher ist es also, dass Frontcharismatiker Michael Poulsen und seine Mannen um die 650 Fans um sich versammeln können - und diese lassen VOLBEAT keine ruhige Minute. Die Dänen schmeißen dann auch mit super Ohrwürmern wie 'Caroline #1' oder 'Garden's Tale' um sich und punkten mit sympathischen Ansagen und einer Spielfreude, die so manche Kollegen vor Neid erblassen lassen würde. Da bleibt kein Fuß still und keine Zeit für schlechte Laune, spätestens nach einer halben Stunde VOLBEAT ist man voll und ganz im Bann der Musik! Natürlich lässt es sich Michael nicht nehmen, auch dieses mal wieder Johnny Cash zu huldigen, wofür er zur Untermalung an der Akustikklampfe auch noch den eigenen Roadie auf die Bühne bittet. Sehr schön! Bleibt nur zu hoffen, dass es die Dänen nach diesem Erfolg bald wieder in heimische Gefilde verschlägt, denn so viel Energie und Lebensfreude kommt selten von einer Bühne!

Am Ende haben die Veranstalter satte 3500 Euro gesammelt und können mit Stolz auf einen weiteren Erfolg in der Geschichte des "Metal For Fairness" zurückblicken. Wir sind auf jeden Fall beim nächsten Teil mit dabei!

Redakteur:
Caroline Traitler

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