Metalfest Niederlamitz Vol. 5 - Niederlamitz

10.02.2019 | 10:56

26.01.2019, TSV-Halle

So lange ist es noch gar nicht her, dass ich von der vierten Ausgabe des Metalfest Niederlamitz berichtet habe. Da das Event zweimal jährlich und immer in der kalten Jahreszeit steigt, ist es nun schon wieder soweit und auch für die fünfte Ausgabe haben die Veranstalter erneut eine gute Mischung aus Death und Thrash Metal zusammengestellt.

Da der Winter momentan nicht nur im Frankenland, sondern auch bei unseren Nachbarn in Tschechien erbarmungslos zuschlägt, musste PIKODEATH leider sehr kurzfristig (am Samstag Mittag) den geplanten Auftritt absagen. Die Veranstalter haben es tatsächlich geschafft, wirklich auf den letzten Drücker noch einen Ersatz aufzutreiben, in Form von PARASITE aus Marktredwitz. Hammer! PARASITE verkündete zwar über Facebook, dass sowohl der letzte Auftritt als auch die letzte Probe lange zurück liegen, aber “für Geld und Freibier machen wir halt alles”. Außerdem ist noch INSIDIOUS INCISIONS aus Hof vertreten, sowie WULFPÄCK aus Coburg und ANTIPEEWEE aus Abensberg tritt als Headliner auf. Für mich ist das Metalfest ja auch fast ein Heimspiel, so komme ich nach einer entspannten Autofahrt eine halbe Stunde vor Beginn an der Turnhalle in Niederlamitz an und kann noch dem ersten Soundcheck lauschen und mich mit anderen Gästen unterhalten.

Um kurz nach Acht geht es dann endlich los, INSIDIOUS INCISIONS aus Hof betritt die Bühne und sorgt mit kernigem Death Metal, in den außerdem verschiedene moderne Elemente eingearbeitet sind, gleich für die ersten kreisenden Köpfe und Matten. Obwohl die Jungs aus meiner Heimat kommen, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich bisher noch nie etwas von ihnen gehört habe. Aber was ich da sehe und höre ist auf jeden Fall ein guter Einstieg und macht richtig Laune. Selbst die vorhandenen Core-Elemente im Sound von INSIDIOUS INCISIONS finde ich nicht störend, da sie wohl dosiert und nicht übertrieben eingesetzt werden. Als der Sänger erklärt, dass die Band bis vor ein paar Wochen nur zwei fertige Songs hatte, ist mir klar, warum ich noch nie etwas von ihnen gehört habe. Wie ich später erfahre, ist das auch erst der zweite Auftritt der Band überhaupt. Wow, ich habe sowas nach der Ansage zwar vermutet, jedoch hätte ich es aufgrund der mehr als ordentlichen Bühnenperformance nicht für möglich gehalten. Da habe ich schon ganz andere Bands gesehen, die trotz jahrelanger Erfahrung nur relativ langweilig anzusehen waren. Vor allen der Sänger versucht die Zuschauer immer wieder zu Pits vor der Bühne zu animieren, aber dafür scheint es noch etwas früh zu sein. INSIDIOUS INCISIONS hat sogar einen Black-Metal-Song dabei, der auch absolut nicht von schlechten Eltern ist. Nach 40 Minuten ist die Show dann aber vorbei und die Band wird mit lautem Applaus von der Bühne verabschiedet. Insgesamt ein richtig guter Einstieg, den Namen INSIDIOUS INCISIONS sollte man sich auf jedem Fall merken.

Setliste: Intro (Asseating Cannibals); Dead Eyes; Rocket Science; Hounds; Facebreaker; God Ends Here; Final Thoughts; Disgusting; March; Deadlights; Misconception

Während des ersten Konzerts hat sich die Halle immer mehr gefüllt und auch während der Pause treffen noch einige Zuschauer ein. Auch an der Bar herrscht reger Betrieb, was bei den fanfreundlichen Preisen auch kein Wunder ist.

Als nächstes steht PARASITE auf dem Programm, als Ersatz für PIKODEATH. Die Wunsiedler spielen ebenfalls Death Metal, der mit Grindcore- und Deathcore-Elementen angereichert ist. Von Beginn an geben die Jungs Vollgas und knallen dem Publikum ein saftiges Brett nach dem anderen vor den Latz. Dass die Truppe in letzter Zeit keine Auftritte hatte und zudem nur sporadisch geprobt hat, davon merkt man absolut nichts. Auch direkt vor der Bühne finden sich immer mehr Fans ein und schütteln sich zu dem amtlichen Gebretter von PARASITE den Staub aus dem Haupthaar. Zwischen den Songs hat Sänger Grinnoff immer einen lockeren Spruch auf Lager. "Wir haben keinen Bock uns den ganzen Abend an den Merchstand zu setzen, wir saufen lieber. Also merkt euch unsere Fressen und wenn ihr was kaufen wollt, dann labert uns einfach an." Einfach sympathisch der Mann.

Die Liveshow von PARASITE kann sich auch sehen lassen, vor allem Basser Shizzle geht mächtig ab und beschert mir so manchen guten Schnappschuss. Aber auch Grinnoff findet neben dem Singen und Gitarrespielen ebenfalls noch genügend Zeit, um sich den Nackenmuskelkater für morgen zu sichern. Die Lichteffekte, die beim Opener noch recht spärlich eingesetzt wurden, sorgen jetzt außerdem für eine immer geilere Atmosphäre, was der Show von PARASITE nur in die Karten spielt. Nach einer knappen Stunde hat dann leider auch dieser Abriss ein Ende und die Zuschauer erstmal einige Minuten zum durchschnaufen. Ganz ehrlich, wenn PARASITE ohne Proben und Auftritte in der letzten Zeit eine solche Show hinlegt, die noch dazu sehr spontan zustande gekommen ist, was veranstalten die Jungs dann erst, wenn sie ausreichend Zeit zur Vorbereitung hatten?

Setliste: Mongolian Deathworm; Menace; Victim Of Lobotomy; Infestation; Violent Reporting; Dickfish; Backyard Burial; Conspiracy; Drowned In Mud; Deceptive Headache; Electrocution; Parasite City

Headbangen macht bekanntermaßen durstig, doch bevor ich mich mit Gerstensaft eindecke, begebe ich mich erst einmal nach draußen an die frische Luft, was sich im Nachhinein als gute Entscheidung herausstellt. Denn als ich mich anschließend an der Bar anstelle, treffe ich den Schlagzeuger von PARASITE und kann noch die beiden Alben der Band eintüten. Musikalisch geht der Abend jetzt mit Thrash weiter, ich bin gespannt, ob die beiden anderen Truppen meine Nackenmuskeln ebenso beanspruchen werden wie INSIDIOUS INCISIONS und PARASITE.

Weiter geht es also mit WULFPÄCK aus Coburg, auch hier wird nicht lange gefackelt, sondern losgeschreddert, als gäbe es kein Morgen mehr. Den Gedanken, dass es nach dem fulminanten Auftritt von PARASITE sicher keine dankbare Aufgabe ist, anschließend auf die Bühne zu müssen, verwerfe ich daher schnell wieder, denn bereits nach wenigen Songs zeichnet sich ab, dass WULFPÄCK diese Herausforderung mehr als souverän meistern wird. Die Intensität der satten Bretter vom Debütalbum "War Ain’t Over!", welches seit Ende August 2018 erhältlich ist, scheint nun auch immer mehr auf die Zuschauer abzufärben, denn der Bereich direkt vor der Bühne füllt sich nun immer mehr. Bei Tracks wie 'Slaughter The Police' oder 'Buried In The Pit' bewegt sich der Kopf schon fast automatisch, aber auch die Bühnenshow von WULFPÄCK kann sich sehen lassen und ist ebenso intensiv wie die dargebotenen Songs.

So langsam zeigen nun auch die wiederholten Aufforderungen von Sänger Justin an die Zuschauer Wirkung, denn es bilden sich immer wieder kleinere Pits im Bereich vor der Bühne. Schwer nachzuvollziehen, wie man bei diesen Klängen stillstehen kann, aber einige Zuschauer schaffen sogar dieses Kunststück. Die meisten jedoch können nicht anders, als zumindest mit dem Kopf zu nicken, wie mir ein Blick in die hinteren Reihen der Halle verrät. Und wie es leider immer so ist, wenn geile Musik spielt, dann vergeht die Zeit einfach viel zu schnell und so verstreicht auch die Stunde Spielzeit von WULFPÄCK schneller als den meisten lieb ist. Verdammt geile Show, ihr solltet es euch keinesfalls entgehen lassen, falls die Jungs in eurer Nähe spielen.

Als ich in der Pause meine Fotos vom vergangenen Konzert begutachte, fällt mir auf, dass ich statt der Setliste von WULFPÄCK erneut die von PARASITE fotografiert habe, die wohl auch noch auf der Bühne befestigt war. Nun ja, man wird eben auch nicht jünger. Da der Umbau aber bereits in vollem Gange ist und die Setlistenzettel vermutlich schon längst entfernt sind, verschaffe ich mir an der Bar erneut etwas Erfrischung, denn auch der Headliner ist nicht gerade für besonders schmalzigen Balladen bekannt. Ganz im Gegenteil.

Noch ein kurzer Soundcheck, dann geht es auch schon mit ANTIPEEWEE, dem Headliner des heutigen Abends, weiter. Erneut gibt es schnellen Thrash Metal auf die Ohren, ANTIPEEWEE geht dabei jedoch eine ganze Ecke düsterer zu Werke als viele Genrekollegen. Das aktuelle Album "Infected By Evil" ist beispielsweise sehr von Science Fiction-Geschichten und Stories aus dem Universum des Horror-Autors H.P. Lovecraft inspiriert, was an Songnamen der Marke 'D.A.G.O.N.' oder 'Rise Of Cthulhu' auch unschwer erkennbar ist. Auch in Sachen Bühnenperformance gibt sich ANTIPEEWEE absolut keine Blöße und knüpft praktisch genau da an, wo zur WULFPÄCK aufgehört hat. Sänger PeeWee ist besonders aktiv und viel auf der Bühne unterwegs und wahlweise beim Singen mit Haaren im Gesicht oder beim Headbangen anzutreffen. Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern muss er aber auch nicht zusätzlich noch Gitarrensaiten zupfen. Doch auch der Rest der Truppe hat richtig Bock und legt einen amtlichen Auftritt aufs Parkett.

Wem die Musik von ANTIPEEWEE schon auf Platte zusagt, der dürfte live noch viel mehr Freude an der Band haben, denn viele Tracks entfalten hier nochmal deutlich mehr Durchschlagskraft als auf Tonträger. Das bleibt auch den anderen Zuschauern nicht verborgen, denn vor der Bühne ist jetzt auch ein ordentliches Gerempel im Gange. So gehört sich das. Auch ANTIPEEWEE gönnt dem Publikum keine Verschnaufpause und rumpelt und shreddet sich munter durch die Setliste. Traditionell hat der Headliner beim Metalfest Niederlamitz keine vorgegebene Spieldauer, auf dem Aushang in der Halle steht Open End. Dass bei dieser hohen Intensität irgendwann die Kräfte schwinden, dürfte klar sein, das macht sich auch bei ANTIPEEWEE so langsam bemerkbar. Bei einer Dauervollgasshow ist das halt nun mal so, doch als die Jungs zum ersten Mal die Bühne verlassen sind die Rufe nach einer Zugabe natürlich laut. Deshalb gibt es noch ‘Cool Guy Cthulhu’ und ‘Attack The Brewery’ für die feierwütige Menge, bevor dann nach etwa 90 Minuten endgültig Schluss ist und die Band sich zum letzten Mal an diesem Abend den Applaus des Niederlamitzer Publikums abholt.

Setliste: Azathoth; Obey Consume And Die!; D.A.G.O.N.; Rotten Smell Of Dirty Lies; Symphony Of Doom; Rise Of Cthulhu; Seperate The Head From The Body; Infected By Evil; Cool Guy Cthulhu; Attack The Brewery

Sehr angenehm empfinde ich auch die Tatsache, dass man beim Metalfest Niederlamitz nicht sofort aus der Halle getrieben wird, sobald die letzten Töne der Show verklungen sind, sondern durchaus noch in Ruhe einige Getränke an der Bar zu sich nehmen kann. Leider erlebt man so etwas vor allem in größeren Lokalitäten heutzutage immer seltener. Die fünfte Ausgabe des Metalfest Niederlamitz ist damit Geschichte und kann aus Sicht der Besucher als weiterer Erfolg verbucht werden. Vier insgesamt absolut überzeugende Bands aus den Bereichen Death und Thrash, die allesamt eine super Show geboten haben, was will man denn mehr? Und dass den Veranstaltern das Kunststück gelungen ist, so kurzfristig noch einen gleichwertigen Ersatz für PIKODEATH aufzutreiben, verdient auch vollste Anerkennung. Geil war’s, wir sehen uns dann Ende des Jahres zur sechsten Ausgabe wieder!

Redakteur:
Hermann Wunner

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