Metalfest Ost 2012 - Dessau

30.07.2012 | 21:42

31.05.2012, Flugplatz

Botox oder Spucke? Das ist hier die Frage!

Auch 2012 erlebt das METALFEST in Dessau eine erneute Auflage. Der Mode, ein Festival von Donnerstag bis Samstag durchzuführen, wurde nun 2012 auch hier gefolgt. Bereits am Mittwoch geht es für einen Großteil der Besucher Richtung Dessau, um endlich in eine neue Festivalsaison starten zu können. Auch in diesem Jahr verspricht das Programm wieder tolle Konzerterlebnisse. Gerade mit MOONSPELL, BEHEMOTH oder FEAR FACTORY sind Bands am Start, die sich lange nicht in hiesige Gefilden verirrt haben, egal welche Umstände dazu führten.

Wir machen uns am Donnerstag auf den Weg. Die Woche davor war noch traumhaftes Wetter, doch die Vorhersage für die nächsten Tage lässt nichts Gutes erahnen. Viel Regen und nachts Temperaturen unter der 10 Grad-Grenze sind alles andere als ideal. Also noch fix einen Pavillon gekauft und ab geht es.

Als wir eintreffen, sind auf der Hauptbühne bereits ALESTORM zu Gange. Dass bei den Jungs Party angesagt ist, steht außer Frage. Sie brauchen nicht lange, um die Besucher mit ihrer guten Laune anzustecken. 'Rum' oder 'Captain Morgan's Revenge' sind für uns der perfekte Soundtrack, um Zelt und Pavillon aufzubauen. Auch SALTATIO MORTIS kann gute Laune verbreiten, wenn auch das musikalisch nicht Jedermanns Sache ist. Kaum steht das Zeltequipment, fängt es auch schon an zu regnen. Aber noch hält sich Petrus zurück. Also auf zur großen Bühne, MOONSPELL anschauen!

Lange haben sich die Portugiesen nicht mehr blicken lassen und mit dem neuen Album "Alpha Noir" schlagen sie nun in Dessau auf. Was ist denn mit Fernando passiert? Mit einem Metallhelm gleicht er mehr einem Gladiator als einem Sänger. Das Ganze erinnert an das aktuelle Plattencover. Naja, es gibt zwar Schlimmeres, wenn man aber mal an die Vergangenheit denkt, wirkt das schon ziemlich albern. Alles andere als albern ist die Stimmung beim Publikum. Das freut sich tierisch, die Jungs zu sehen und macht gleich mit. Obwohl es sich gerade bei den neuen Songs, wie 'Axis Mundi' oder 'Grand Stand' noch im Rahmen hält. Das ändert sich logischerweise bei 'Alma Mater' oder 'Full Moon Madness'. Alles in allem ein solider Gig.

Später fängt es richtig zu regnen an, als Peter Tägtgren die Bühne erklimmt. HYPOCRISY ist nun an der Reihe, der Menge einzuheizen. Das tun die Jungs auch ordentlich, während wir immer noch darüber philosophieren, ob es der Herr Tägtgren war, der nachmittags am Nachbarzelt stand. Sieht aber ganz so aus, als ob wir den Bandchef wirklich in unmittelbarer Nachbarschaft hatten. Mist! Zum miesen Wetter kommt noch ein ziemlich mieser Sound dazu und so schmälern diese Tatsachen die Freude am Gig.

Mini-Playback-Show oder W.A.S.P.? Selbst der strömende Regen kann nicht über das hinwegtäuschen, was hier geboten wird. Playback vom Feinsten. Die Kalifornier um Sänger Blackie Lawless bieten zwar eine gute Show, wenn jedoch immer noch einer singt, der gar nicht ins Mikro schaut, ist dann auch mal Schluss mit lustig!

Da gehen wir doch lieber zur Zeltbühne. Dort ist es zum einen trocken, und zum anderen hat sich dort Tom G. Fischer mit TRIPTYKON angesagt. Die Schweizer sind ja in der letzten Zeit immer mal wieder mit am Start und konnten dabei stets überzeugen. Und so ist das auch heute Abend. Ein bekannter Mix aus eigenen Songs und CELTIC FROST-Stücken, und fertig ist das Set. Als mit 'Goetia' der zweite Song nachgeschoben wird, wird jetzt unser Zeitproblem wirklich akut, denn die Auftritte auf beiden Bühnen überschneiden sich dieses Jahr extrem.

Da auf der Hauptbühne eine kleine Verspätung eingetreten ist, sind wir gerade noch rechtzeitig da, als MEGADETH loslegen wollen. Noch immer gießt es wie aus Kübeln, als Dave Mustaine zur Gitarre greift. Entweder hat er zu sehr am Lipgloss genascht oder vorher noch eine Ladung Botox bekommen, jedenfalls hat Mr. Mustaine irgendwie eine dicke Lippe und wirkt auch sonst nicht gerade motiviert. Sein Nuschelgesang ist jedenfalls damit schnell erklärt. Ich hatte bis dato noch nicht das Vergnügen, die Band mal live sehen zu können, und bin ziemlich schnell enttäuscht von diesem Auftritt. Alles wirkt nur wie ein Pflichtprogramm, was lustlos herunter gespult wird. Muss man sich das wirklich antun? Der starke Regen macht uns die Entscheidung leicht, wieder in das Zelt zu gehen und der Schweizer Wertarbeit weiter zu lauschen. Dort läuft die Show wesentlich besser, wenn auch nicht so viele Leute da sind. Die haben aber wenigstens Spaß! Auch wenn das Set nichts Neues für uns bietet, ist das allemal besser als der dargebotene Schrott draußen. Also lauschen wir noch 'Necromantical Screams' und 'The Prolonging', bevor zu viel Applaus die Band die Bühne verlässt. Wenigstens gibt es hier einen würdigen Tagesabschluss.

Da MEGADETH noch spielen, wagen wir einen zweiten Versuch. So richtig begeistert sehen die wenigsten vor der Bühne aus. Der Großteil hat sich wohl auch etwas anderes erhofft. Statt den Helden von damals Tribut zu zollen, gehen nach und nach immer mehr Fans. Dabei hatte jeder im strömenden Regen lange auf die Band warten müssen. Doch diese absolut lustlose Darbietung ist einfach nur daneben. Wir halten jedoch tapfer durch und werden am Ende mit 'Peace Sells' und 'Symphony Of Destruction' belohnt. Nun kommt die Menge doch noch einmal in Schwung, aber insgesamt gesehen ist dieses Schauspiel schwach. Schade, denn die Fans haben sich tierisch auf den Auftritt gefreut. Aber die abgelieferte Leistung von MEGADETH ist einem Headliner mit solch einer Vita einfach unwürdig.

Also geht es danach noch an einen Bierstand, um den Frust darüber herunter zu spülen. Und siehe da, es gibt noch einige mehr, denen es genauso geht wie uns. Die sich einfach tierisch auf den Gig gefreut haben und dann herbe enttäuscht wurden. Also wird kurzerhand eine Selbsthilfegruppe gegründet. Gemeinsam trinkt es sich eh besser!

Redakteur:
Swen Reuter

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