Mike Tramp's White Lion - Karlsruhe-Durlach

10.01.2007 | 11:59

09.12.2006, Festhalle

Der Weiße Löwe ist zurück. Unvergessen sind die musikalischen Perlen, die einst Mike Tramp und Co. in den Achtzigern züchteten, ehe im Jahre 1992 das Aus der Band besiegelt wurde. Etliche Reunionsversuche scheiterten offenbar daran, dass der ehemalige Gitarrist Vito Bratta nicht zur Rückkehr zu bewegen war, da sich dieser schon seit Jahren gänzlich dem Musikbiz abgewendet hatte. Vom Glanz vergangener Tage ist mittlerweile nur noch Mike Tramp übrig geblieben - und natürlich das immer noch vorzügliche Liedgut. Dieses wurde anfänglich von Mike Tramp kommerziell vergewaltigt, der die zahlreichen Hits der Band in neuem musikalischen Gewand in Form von "Last Roar" im Jahre 2004 veröffentlichte. Glücklicherweise besinnt sich Mike Tramp und gibt die Songs nun in seiner ursprünglichen Form wieder.

Am heutigen Abend fungieren AXXIS als Support-Act von WHITE LION, die beim gleichen Management unter Vertrag stehen. Für die Band ist die heutige Show die letzte im Jahr 2006 und zugleich auch die letzte mit Gitarrist Guido Wehmeyer, der seinen Abschied bereits im September bandintern verkündet hat. Entsprechend engagiert und schwungvoll geht man zu Werke. Wieder einmal steht eindeutig der Spaß im Vordergrund, was der Blick auf Guidos Setliste verdeutlicht. Zum Abschied hat ihm die Crew eine eigene Setliste mit allerlei illustren Titelbezeichnungen zusammengestellt. Glücklicherweise hat Sänger Bernhard Weiß auf seine zuletzt obligatorische Kopfsocke verzichtet und macht nicht mehr zu sehr auf Tom Gerhardt, auch wenn der Gute bei jeder sich bietenden Gelegenheit drauf los quasselt. Wie zuletzt ist auch Sängerin Lakonia mit von der Partie, was nicht von allen Fans akzeptiert wird. Ich persönlich bin auch nicht gerade ein Freund dieser Entscheidung, da ich gerade die alten Stücke im Original bevorzuge. AXXIS werden wie erwartet euphorisch empfangen, da sich die Dortmunder in den letzten Jahren mindestens einmal livetechnisch in der Fächerstadt blicken lassen. Bereits der Einstieg ins Programm mit 'Dance With The Dead' sorgt für reichlich Bewegung im Publikum. Die Stimmung steigert sich mit zunehmender Spielzeit, auch wenn die Show wie immer abläuft: Mehr oder weniger spaßige Ansagen, Mitsingparts fürs Publikum, Selbstironie und das obligatorische Akustikset, bei dem wieder eine Dame aus dem Publikum auf die Bühne geholt wird, um die Band mit einem Tambourine zu begleiten. Da die Dame nur wenig Rhythmusgefühl hat, bedarf es einer Verstärkung in Form einer weiteren Dame. Als diese von Band und Publikum für tauglich befunden wird, darf die erste Kandidatin mit einer Videokamera das Treiben auf der Bühne festhalten. Ganz nett, die Aktion, auch wenn diese nicht mehr ganz so neu ist. Das Finale läuten 'Never Look Back' und 'Kingdom Of The Night' ein. Danach wird die Band unter tosenden Applaus verabschiedet, doch das Publikum möchte sich nicht zufrieden geben und fordert lautstark eine Zugabe, die mit 'Kiss Me Goodbye' auch gewährt wird. Ein gewohnt guter Auftritt, bleibt abzuwarten, was die Zukunft ohne Guido bringen wird.

Setliste:
Dance With The Dead (Dance With My Dad)
Tales Of Glory Island (Tales Of Rory Gillmore)
Little War (Big Peace)
Take My Hand (Take My Dick)
Save Me (Shave Me)
Touch The Rainbow (Touch My Elbow)
Wind In The Night (Fart In The Night)
Angel Of Death (Angel den Hecht)
Living in A World (Pissing In A World)
Never Look Back (Guck nach Hinten)
Kingdom Of The Night (Kondom For Tonight)
Kiss Me Goodbye (Herzlich Willkommen)

Stimmungstechnisch haben AXXIS die Meßlatte recht hoch gelegt, zu dem entspannt sich die Lage zunehmend in den vordersten Reihen, da doch scheinbar einige Leute nur wegen AXXIS gekommen sind und sich nun in Richtung Ausgang oder Bierstand verziehen. Bereits im Jahre 2005 hatte Mike Tramp beim Bang Your Head!!!-Festival eindrucksvoll bewiesen, dass er keinesfalls schon zum alten Eisen zu zählen ist. Doch bereits bei den ersten Takten wird deutlich, dass Mike gesangstechnisch merklich gehandicapt ist, was er wenig später in gebrochenem Deutsch auch erklärt. Eigentlich hätte der sympatische Däne heute gar nicht auftreten dürfen, da ihm der Doktor ein absolutes Singverbot erteilt hat. Im Vorfeld wurden bereits die noch anstehenden UK-Gigs gecancelt, so dass der heutige Abend somit den Abschluss der Tour bildet. Musikalisch lässt die Truppe natürlich nichts anbrennen und zockt locker Klassiker wie 'El Salvador', 'Road To Valhalla' und 'Broken Heart' vom Debüt "Fight To Survive" oder die Hits vom Zweitwerk "Pride", wie etwa 'Wait', 'Hungry' bzw. 'Lady Of The Valley'. Gekonnt bindet Mike das Publikum in die einzelnen Nummern ein und lädt zum Mitsingen ein, um seine schon überstrapazierte Stimme nicht gänzlich zu ruinieren. Im weiteren Verlauf bleibt ihm dennoch mehrmals die Stimme weg und hohe Passagen waren gar nicht mehr drin. Das Potpourri an Hits versetzte dennoch die meisten der Anwesenden in Ekstase, die sich auf einer Zeitreise in die Achtziger wähnten. Nach gut anderthalb Stunden war dann aber Schluss, was man niemanden vorwerfen kann, letztendlich gilt der Dank dem tapferen Mike, der die Show trotz allem noch durchgezogen hat. Als kleine Entschädigung wurden die Tourshirts nach der Show für 10 € angeboten. In Anbetracht der Umstände mehr als eine ordentliche Leistung, die Lust auf mehr macht.

Redakteur:
Frank Hameister

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