Mittelalter Rock Meets Metal Festival - Otterstadt
15.07.2009 | 10:3013.06.2008, Sommerfesthalle
Alle Jahre wieder veranstaltet die Gemeinde Otterstadt ein großes Sommerkonzert. Dieses Jahr gab es dabei mit SALTATIO MORTIS und den APOKALYPTISCHEN REITERN sogar zwei Hauptbands zu bewundern.
Alle Jahre wieder versucht sich die Gemeinde Otterstadt bei Speyer zum metallischen Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar zu machen. Waren in den letzten Jahren die Blödelbarden von J.B.O. zu Gast, wurden dieses Mal mit SALTATIO MORTIS und den APOKALYPTISCHEN REITERN gleich zwei starke Bands verpflichtet, die jeweils mit einem ganzen Konzert glänzten. Allerdings hat es trotzdem dieses Jahr nicht so ganz mit der Spitzenposition geklappt, trumpfte doch das "Sonisphere Festival" in Hockenheim mit Größen wie METALLICA, den TOTEN HOSEN und ANTHRAX auf. Für mich aber bleibt Otterstadt die erste Wahl, denn die familiäre Stimmung gepaart mit guter Musik ist und bleibt einfach einzigartig.
Nach dem schon fast traditionellen Schnitzelbrötchen starten dann um 19.30 Uhr die Mittelalterrocker von SALTATIO MORTIS mit ihrem Konzert. Da ich die REITER schon ein halbes Dutzend Mal gesehen habe, bin ich mehr auf diese Formation gespannt, die mir live noch nicht über den Weg gelaufen ist. Und ich bin positiv überrascht, denn die multiinstrumentale Truppe spielt richtig flott auf, immer angetrieben von ihrem sehr beweglichen Frontmann Alea, der damit das Duell der Frontderwische gegen den Kollegen Fuchs eröffnet.
Das Publikum ist gleich gut dabei, und selbst textunsichere Kanonisten wie ich können die deutschen Texte meist mitsingen und sich daher auch köstlich amüsieren. So überrascht es nicht, dass die Stimmung in der Halle gleich richtig gut ist. Und auch den Mittelalterrockern merkt man den Spaß deutlich an. Alea und Drummer Lasterbalk frotzeln immer wieder miteinander, und als der Sänger rausposaunt, dass "der Werwolf hinter dem Schlagzeug noch Single sei", kontert dieser mit einem "Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr".
Für die eingefleischten Fans gibt es mit 'Miststück' sogar einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Album "Wer Wind sät", und als sich der nimmermüde Frontmann von der Menge tragen lässt, kann sich fast jeder als Teil der Show fühlen. Und so geht die Zeit bei Stücken wie 'Sieben Raben', 'Rastlos' und 'Licht und Schatten' sehr schnell vorbei, wird doch eindeutig mehr Licht als Schatten geboten.
Gegen 21.15 Uhr ist das Konzert dann nach zwei Zugaben - u. a. das ein zweites Mal gespielte bockstarke 'Spielmannsschwur' - zu Ende, und man muss sagen: Da haben SALTATIO MORTIS ordentlich vorgelegt für DIE APOKALYPTISCHEN REITER.
Setlist SALTATIO MORTIS:
Tritt ein
Uns gehört die Welt
Wirf den ersten Stein
Miststück
Salz der Erde
Varulfen
Rastlos
Sieben Raben
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Koma
Licht und Schatten
Tod und Teufel
Prometheus
Kaltes Herz
Keines Herren Knecht
Falsche Freunde
Spielmannsschwur
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Spielmannsschwur
Vergessene Götter
Worte
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Salome
Nichts bleibt mehr
Nach einer guten Dreiviertelstunde entern dann DIE APOKALYPTISCHEN REITER die Bühne, und erstaunlicherweise ist deutlich weniger in der Sommerhalle los als bei SALTATIO MORTIS. Da allgemein weniger Leute da sind als letztes Jahr, fällt das gleich negativ auf. Doch Deutschlands wohl tourfreudigste Band lässt sich davon nicht beeindrucken und legt mit 'Wir sind das Licht' gleich mit dem Opener ihres neuesten Albums los.
Doktor Pest rennt wie immer modesicher in Lack-und-Lederkluft über die Bretter, die die Welt bedeuten, und versucht, die vorderen Reihen auszupeitschen, bevor er sich dann in seine umgebaute Keyboardschaukel begibt.
Der Sound ist ebenso wie bei den Vorgängern klasse, aber natürlich ist das Material deutlich druckvoller. Außerdem merkt man sofort, dass sich die REITER mit ihren ständigen Reisen eine enorme Bühnenpräsenz erarbeitet haben. Fuchs hüpft und springt durchgehend über die Bühne, so dass man gar nicht so genau weiß, wo man hinschauen soll, und auch Dr. Pest, Volk-Man und Neu-Gitarrist Ady sind ständig unterwegs.
Das noch anwesende Publikum ist schnell auf 180, und endlich gibt es auch einige Mosh-Pits, und sogar eine Wall Of Death ergibt sich bei 'Licked By The Tongues Of Pride'. Da Fuchs vor fast jedem Song die wichtigsten Textzeilen vorsingt, werden auch jedem Noch-nicht-Reitermaniac die richtigen Worte in den Mund gelegt, um lauthals mitzusingen.
Der Schwerpunkt der Setlist liegt klar auf dem neuesten Album "Licht". Sie ist damit also etwas sanfter als in der Vergangenheit, als man noch mehr in die Death-Metal-Richtung ging. Das ist etwas schade für die älteren Anhänger der Band, aber für die Stimmung bei diesem Konzert sicher sinvoll, sieht man doch schon bei 'Licked By The Tongues Of Pride' einige schockierte Gesichter bei den doch sehr unterschiedlichen Besuchern.
Etwa in der Mitte der Setlist gibt es auch noch etwas fürs Herz, als es auf der Bühne zu einem Heiratsantrag kommt, der auch noch positiv aufgenommen wird. Das darauffolgende 'Auf die Liebe' passt wie Arsch auf Eimer, und die Stimmung ist prächtig, steigert sich aber auch noch einmal deutlich, als mit 'Kleiner Wicht' ein absoluter Reiter-Evergreen gespielt wird. Und als anschließend noch der Vorsitzende des Reiter-Fanclubs und seine First Lady mit Schlauchbooten von der Menge durch die Halle getragen werden, dürfte jedem klar sein, dass DIE APOKALYPTISCHEN REITER momentan wohl die genialste Liveband im Lande sind. Selten habe ich erlebt, dass ich nach einem fast zweistündigen Gig einfach noch mehr will, und das selbst nach zwei gespielten Zugaben und einem ganzen Konzert davor. Doch nach 'Auferstehen soll in Ewigkeit' ist dann leider endgültig Schluss, und die Liste der ungespielten Songs, die man unbedingt hören noch hören will, leider viel zu lang. Aber das ist wohl der Fluch, wenn man so viele starke Alben wie die REITER eingespielt hat. Ach ja, das Duell der Frontderwische gewinnt für mich der Kollege Fuchs, aber nur hauchdünn, und für den Lacher des Tages sorgt meine bessere Hälfte, die erst nach dem halben Konzert merkt, dass Fuchs' behaarte Brust weder eine Tätowierung noch ein Pulli ist.
Fazit: Otterstadt war wie bisher immer einen Besuch wert, und musikalisch gesehen wurde so viel wie noch nie geboten. Schade, dass sich das nicht in den Zuschauerzahlen niedergeschlagen hat.
Setlist DIE APOKALYPTISCHEN REITER:
Wir sind das Licht
Revolution
Riders On The Storm
Friede sei mit dir
Licked By The Tongues Of Pride
Es wird Schlimmer
Adrenalin
Der Elende
Nach der Ebbe
Seemann
Auf die Liebe
Kleiner Wicht
Der Adler
Der Weg
Wir hoffen
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Reitermania
We Will Never Die
Metal Will Never Die
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Die Sonne scheint
Auferstehen soll in Ewigkeit
- Redakteur:
- Martin Schneider