Monster Mosh Down Tour 2005 - Berlin

02.11.2005 | 21:03

27.10.2005, Kato

Willkommen zum "wer springt am höchsten"-Wettbewerb im Kato! Denn irgendjemand auf und/oder vor der Bühne war auf der "Monster Mosh Down Tour 2005" ständig in Bewegung. Gut so, denn im nur ca. zur Hälfte gefüllten Berliner Club, der sowieso schon zu den kleineren Konzert-Hallen der Stadt zählt, war die Stimmung somit noch verhältnismäßig gut - was nicht zuletzt den durchweg sehr energievollen und engagierten Acts zu verdanken war. Trotzdem bleibt es ein Rätsel, warum EKTOMORF, die auf jedem Festival die Massen zum Toben bringen, zu dieser Show im Rahmen ihrer ersten Headliner-Tour gerade mal geschätzte 150 Nasen ziehen konnten.

Als erste Band des internationalen Tourpakets sorgten die schwedischen BY NIGHT für eine fette Überraschung. Ihr Debütalbum "Burn The Flags" konnte mich nämlich nur bedingt überzeugen, live allerdings gingen Songs wie 'Between The Lines' und 'Raise Your Voice' granatenmäßig ab. Und was für ein quirliger Haufen! Allen voran Winzling Adrian Westin, dessen einmeterpaarundfuffzich nie still standen und nebenbei auf alles kletterten, was halbwegs niet- und nagelfest war. Seine Hardcore-Vocals, die mir auf CD langfristig auf den Zeiger gingen, beeindruckten gerade in Verbindung mit seiner schmächtigen Statur, und die Gitarristen Simon Wien und Andre Gonzales zauberten dazu schöne (Melodic) Death/Thrash-Metal-Riffs, wie überhaupt die musikalische Umsetzung äußerst sauber war. Die Anfang des Jahres veröffentlichte Scheibe finde ich im heimischen Player immer noch nicht so prall, aber als Live-Band konnten BY NIGHT sehr überzeugen.
Unterhaltsames Detail am Rande: Das überdimensionale Backdrop dieser ersten und somit eigentlich "unwichtigsten" Band umrahmte auch die folgenden, weitaus größeren Acts. Ist mir allerdings erst auf den Fotos hinterher so richtig aufgefallen ...
[Elke Huber]

BETZEFER, der Name erinnert mich irgendwie an Betzenberg, und der erlebt ja, zum Leidwesen aller FCK-Fans, gerade schlechte Zeiten. So manch frustrierter Lautern-Fan könnte leicht seine Aggressionen bei einem BETZEFER-Konzert rauslassen, denn die Israelis machen sehr wohl aggressive Musik. Ob's ihnen nach dem Konzert dann besser geht als nach einem FCK-Heimspiel, das kann ich nicht beurteilen. Subjektiv gesehen spielen BETZEFER einen Stil, der schon von wirklich sehr vielen anderen Bands gespielt wird, nämlich hardcorelastige Riffs mit Aggro-Vocals, vorgetragen, nein, herausgebrüllt von einem Sänger, der aussieht wie alle Sänger von Bands, die diesen Stil machen: Glatze, Tattoos, dazu entsprechendes Posing. Für meine Begriffe hatten die Jungs einen leichten, manchmal sogar mittelschweren PANTERA-Einschlag. Allerdings fehlten zu PANTERA dann doch Musiker mit Qualitäten eines Phil Anselmo oder Dimebag Darrell, die für individuelle Klasse sorgen. Für mich war die Truppe nicht originell, hatte nichts herausragendes, eigenständiges, wo wir dann auch schnell wieder beim FCK wären...
[Gastautor Thomas Becker]

Ich hab' eigentlich noch kein schlechtes DISBELIEF-Konzert gesehen, wobei die hessische "Emotional Deathcore"-Groovemaschine im Kato nicht gerade die allerbesten Sound-Bedingungen vorfand. Urviech Karsten "Jagger" Jäger fühlte sich trotzdem pudelwohl und sorgte vor allem mit den Stücken des aktuellen Longplayers "66Sick" für einen ordentlichen Moshpit in den ersten Reihen. Erstaunlicherweise fand nämlich der Klassiker 'God? Master' deutlich weniger Zuspruch, was an dem niedrigen Altersdurchschnitt des Publikums gelegen haben dürfte, dem das Debütalbum wohl größtenteils noch nicht untergekommen ist. Der alte und neue Gitarrist Thommy Fritsch sorgte mit seinem dynamischen Posing für Stimmung, Basser Joe Trunk groovte wie Hölle, und Aushilfsgitarrist Matthias Richter, der für den erkrankten Olly Lenz einsprang und sich das komplette Tour-Programm in nur vier Tagen draufgeschafft haben soll, hinterließ musikalisch wie optisch ebenfalls einen guten Eindruck. Besonders die Mitsing-Hymne 'Rewind It All' hat sich mittlerweile als Live-Kracher etabliert. DISBELIEF haben gerockt - aber hat irgendjemand etwas anderes erwartet?!

Setlist:
For God
Sick
Crawl
Misery
Ethic Instinct
To The Sky
God? Master!
Rewind It all
Lost In Time
[Elke Huber]

Bevor ich eine Zeile über EKTOMORF schreibe, möchte ich erstmal eines feststellen: DISBELIEF herrschen!

So, nachdem das gesagt ist, nun zu EKTOMORF. Also, mit jedem Mal, dass ich sie sehe, finde ich sie cooler. Auf dem Summer Breeze haben sie schon sehr geil gerockt, jetzt war ich gespannt, wie sie sich im kleinen Club vor weniger als 200 Leuten präsentieren. Und was die Ungarn lieferten, war, nun ja, beeindruckend! EKTOMORF haben eine gewaltige Energie (eigentlich mag ich das Wort nicht, aber hier ist's angebracht) auf der Bühne, und die können sie ohne Verluste direkt aufs Publikum übertragen. Selten hab ich Leute so abgehen sehen wie bei Knallern wie 'Fuck You All’ oder 'Destroy’. (Und gerade weil die Leute so abgingen, konnte man darüber sogar fast vergessen, dass es eigentlich sehr wenige Leute waren, weil jeder im Publikum für mindestens zwei abgegangen ist. - Elke) Dabei kombinieren EKTOMORF die Qualitäten von stilverwandten Bands wie SEPULTURA, SOULFLY oder MACHINE HEAD zu einem originellen eigenen Gebräu, das die Meute trinkt wie kaltes Bier bei einem Metal-Festival in der Sahara! Die Band ist auf der Bühne ständig in Bewegung, Sänger Zoltán Farkas, der schon vor dem Konzert die berühmten "Hummeln im Arsch" hatte (weil er keine 10 Sekunden auf einer Stelle verweilen konnte und die Lokalitäten des Clubs gefühlte 1000 Mal kreuz und quer durchwanderte - Elke), stachelte das Publikum wieder und wieder zu Höchstleistungen an, und dieses dankte es ihm mit "Jumps" bis in die letzte Reihe. "Jump, jump, jump", ja die Masche zieht, vor allem garniert mit gelegentlichen "Fucks", sogar bei ansonsten gebildeten Menschen.

Setlist:
Intro: I Gladiator
Set Me Free
Show Your Fist
Instinct
Fuck You all
You Get What You Give
Gipsy
I Know Them
Destroy
You Leech
Prodigy-Cover
Holy Wise
Tear A Part
Serial Man
United Nation
I Will
[Gastautor Thomas Becker]

Redakteur:
Elke Huber

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