Monstrosity/Dark Disciple - Zwickau
04.05.2004 | 14:0001.05.2004, BPM-Club
Death Metal heißt im Englischen ja etwa soviel wie Todes-Metall. Drei Bands spielen an jenem Samstag im BPM-Club zu Zwickau ebenfalls diesen Stil und zeigen dessen ganze Vielfalt - in jeder Hinsicht. Zu Beginn überzeugen die ortsansässigen ARBOR IRA. Langsame und wuchtige Stellen paaren sich mit dunklem Grunz-Gesang und schweren Gitarren, ARBOR IRA doomen und deathen sich gar köstlich durch ihre Setlist. DORNENREICH, BETHLEHEM, aber auch alte PARADISE LOST stehen hier in der Patenschlange. Schweißige Haare zeigen den Motivationsgrad und Bewegungsradius der Zwickauer, und das obwohl erst gut 50 Leute den Weg in den etwas abseits gelegenen Club gefunden haben. Dennoch: Feiner Auftritt!
Mehrere Spuren heftiger klingen DARK DISCIPLE. Die Gruppe aus dem amerikanischen Baltimore ist zu fünft angereist, Sänger "Mat Sicko" findet keinen Platz mehr auf der kleinen Bühne im Club und muss deshalb davor herumtigern. Er trägt eine Adidas-Hose und einen Kapuzen-Pulli, der Kopf ist in "Ich bin cool"-Manier verdeckt. Später wird es ihm trotzdem zu warm: Er entblößt ein ärmelloses Shirt, seine Arme wirken baumdick. Mehr aus der Abteilung "Charisma" besitzt er allerdings nicht. Immerhin, sein Stimmlein ist nett - zu rasenden Trommelwirbeln und aggressiven Stakkato-Riffs röhrt sein schnelles Gegrunze. "Mat Sicko" schreit gegen Religionen, über Gewalt und Sex. Beispiel: "The next song goes out to the woman here, who loves this bondage shit." CANNIBAL CORPSE für Arme... Weder die aggressive Musik noch die Themen können also für lange Zeit fesseln - die Amis gebärden sich bis auf ihren sehr guten Lead-Gitarristen Rez und den coolen Drummer Maddog schlicht belanglos brutal und primitiv. Kurz: DARK DISCIPLE spielen Gehacke ohne Langzeitwirkung. Da nützen auch der Plattenvertrag mit Morbid Records und die guten Bewertungen der neuen CD "Unholy Hate Gore" in diversen Magazinen nichts.
Um Längen besser machen es da ihre Kollegen aus Florida: MONSTROSITY besitzen eben nicht nur ihren einprägsamen Namen, sondern sind auch schon ein Jahrzehnt länger im Geschäft als DARK DISCIPLE. In den frühen 90ern schrieben sie Klassiker wie "Imperial Doom", damals sorgte noch der jetzige CANNIBAL CORPSE-Schreihals George "Corpsegrinder" Fisher für akute Ohrschäden. Die neue Scheibe heißt "Rise Of Power". Die Gitarrenriffs klingen abwechslungsreich und bizarr, hier paaren sich die unerbittlich Härte und technische Perfektion der guten alten Florida-Schule. Der optische Blickfang ist Sänger Sam Molina. Der glatzköpfige Frontmann hat auf seinem Oberkörper die gesamten Auswahl eines kleinen Tätowiershops eingraviert, seine Stimme bellt tief und aggressiv. Sam gibt außerdem den perfekten Sicko: Wie ein Verrückter zerrt er immer wieder an seinem Mikrokabel und wickelt es wild stierend um seine Hände. Da packt es selbst Klampfer Rez von DARK DISCIPLE, der sich mit auf die Bühne stellt und grinsend mitbangt. Der anschließende Dive-Versuch bleibt ein Hüpferchen. Denn vor der Bühne schütteln nur rund 15 Leute bei Songs à la 'Fatal Millenium' oder 'Angels Venom' wie verrückt ihre Haare, bei inzwischen etwa 80 Gästen ist das aber schon eine Menge. Die wenigen Fans sind der einzige Minuspunkt eines an sich gelungenen Abends - für die Bands bedeuten sie ein böses Omen. Denn ihre Tour durch ganz Europa fängt erst jetzt an und führt sie bis nach Italien. Trotzdem ist MONSTROSITY-Sam dankbar: "Zwickau, ihr wart gut!" ruft er, bevor die Band ein alles niedermachendes 'Angel Of Death'-Cover von SLAYER zockt. Nicht originell, aber unheimlich effektiv...
- Redakteur:
- Henri Kramer