My Chemical Romance - Berlin
15.10.2006 | 16:0814.10.2006, e-Werk
Geil-O-Mat! Der "O2-Music-Flash" lädt sechs Tage vor der Veröffentlichung des nicht nur von mir heiß ersehnten, neuen MY CHEMICAL ROMANCE-Albums "The Black Parade" zum kostenlosen Live-Konzert ein. Und dafür muss man lediglich eine SMS an O2 schicken oder früh genug da sein. Da überrascht einen die ellenlange Schlange vor den Toren des e-Werk nicht. Dritte – und bei weitem die angenehmste und sicherste – Alternative ist die berühmte Gästeliste. Dabei wird die Presse sogar bevorzugt behandelt. Separater Eingang, Getränkechips, erhöhtes Podest, eigene Bar: Da lacht das Journalistenherz und übersteht auch die 70-minütige Wartezeit. Denn statt um 20.30 Uhr fällt der Vorhang erst um zwanzig vor zehn.
Aber dann fällt er in dem bis auf den letzten Platz gefüllten e-Werk umso gewaltiger. 'Give 'Em Hell Kid' ist der perfekte Einstieg für die chemische Romanze, die heute gleich fünf (in der Setlist mit einem * markiert) neue Songs spielen will. Die ersten Reihen starten in Millisekunden einen wilden Pogo, während die hinteren Reihen dem wilden Treiben auf der Bühne erstaunt folgen. Und schon schnell wird klar, dass die spannendste Frage an diesem Abend ist, bis in welche Reihe MY CHEMICAL ROMANCE heute mit der Begeisterung vordringen können. Mit 'Dead!' folgt bereits der erste Song vom neuen Album. Stilistisch sind die Unterschiede hier minimal. Toller Chorus, viel Energie, pure Power. Die Emo-Rocker haben es einfach drauf. Mittelpunkt de Show ist dabei eindeutig Sänger Gerard Way, der umtriebig über die Bühne turnt und dank einiger homophiler Bewegungen durchaus Erinnerungen an Frank N. Furter aus der "Rocky Horror Picture Show" weckt.
Die neue Single 'Welcome To The Black Parade' wird längst wie ein alter Bekannter abgefeiert. Und dabei ist der Song alles andere als typisch für MY CHEMICAL ROMANCE. Dank der mehr als fünf Minuten Spielzeit darf man den Song fast schon Epos nennen. Das ruhige, intensive Klavierintro tut sein übriges und jeder dürfte bemerken, dass MY CHEMICAL ROMANCE mit großen Schritten die nächste Entwicklungsstufe genommen haben. Hier wird Emo, Punk, Alternative Rock und eine Prise Gothic auf beinahe elegante Art und Weise miteinander verknüpft. Völlig geil.
Das gleich mehrere Gänse häutende 'Ghost Of You' und das hochexplosive 'Thank You For The Venom' lassen dann schon die Hände bis zum Mischpult hochgehen, und auch dahinter sieht man noch wild zuckende Leiber, die dem intensiven Rausch des Gigs nicht entfliehen können. Die neuen 'House Of Wolves' und 'Famous Last Words' nehmen wie selbstverständlich Platz zwischen den grandiosen Hymnen 'You Know What They Do To Guys Like Us In Prison' und dem aus hunderten Kehlen mitgesungenen 'I'm Not Okay'. Dass es keinerlei Stimmungsabfall gibt, macht am deutlichsten wie gut die neuen Songs heute Abend ankommen. Dann ist nach etwas mehr als 40 Minuten auch schon wieder Schluss. Vorerst.
Natürlich wird die obligatorische Zugabe gefordert. Dabei überrascht vor allem die nur vom Piano begleitete, neue Solonummer 'Cancer', die zentimetertief unter die Haut geht. Groß. 'Helena' bildet mit der perfekten Songstelle 'So Long And Good Night' dann den perfekten Abschluss für ein 45-minütiges Feuerwerk. Kurz, bündig, dynamisch. Zufriedene Gesichter und verschwitzte Körper, wohin das Auge blickt. Ganz klar: Mission gelungen, Fans gewonnen.
Setlist
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Give 'Em Hell Kid
Dead!*
Cemetery Gates
Welcome To The Black Parade*
Ghost Of You
Thank You For The Venom
House Of Wolves *
You Know What They Do To Guys Like Us In Prison
Famous Last Words *
I'm Not Okay
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Cancer *
Helena
- Redakteur:
- Peter Kubaschk