Napalm Death - Berlin

24.11.2003 | 12:21

21.11.2003, Halford

Was ist ein bisschen rund, rennt wie ein Kugelblitz über die Bühne und röhrt unmenschlich, elektrifiziert zuckend. Nein, dass ist kein dicker Frosch mit Steckdosen-Anschluß. Die richtige Antwort lautet B, B wie Barney Greenway von NAPALM DEATH. Die Jungs scheinen Birmingham gerade etwas satt zu haben und sind auch ohne neue Scheibe auf Tour. Dennoch ist das "Halford" sehr gut gefüllt, bei NAPALM DEATH bricht die obligatorische Hölle los...

Das es soweit kommen muss, ist schon bei DEBAUCHERY klar. Die blutbefleckten Jungs aus Stuttgart knallen eine ordentliche Old School-Breitseite nach feinster Death Metal-Art in die Massen. Zwar klingt das Ergebnis manchmal etwas zu sehr nach SIX FEET UNDER, dafür besitzen DEBAUCHERY mit Sänger Thomas ein echtes Tier am Mikro. Eine Stimme, so tief wie ein Brunnen, so kreischig wie eine Kreissäge, nur tödlich, die Ohren bluten... Den Fans gefällt's, Titel wie 'Chainsaw Masturbation' lassen die Köpfe kreisen und die Münder grinsen. Totale Anheizung from Hell, bevor NAPALM DEATH über die Zuschauer herfallen.

NAPALM DEATH-Gigs sind immer etwas besonderes, gleichen sich aber trotzdem. Die Hauptrollen sind klar abgesteckt. Da gibt es den ewig verpeilten und megakrass abgehenden Freak, der am liebsten gleich auf der Bühne campieren würde. In Berlin ist dies ein etwa 40-jähriger Typ, leichter Bierbauchansatz inklusive, massige Statur eben, oberkörperfrei. Dann gibt es die Widersacher des NAPALM DEATH-Freaks: Die Security. In Berlin zwei Kerle, die ständig beschäftigt sind, den Typen von der Bühne zu bekommen. Der springt dann immer wieder kurz runter, fällt unsanft, steht auf - und ist schwupps wieder oben. Daran hat auch Kugelblitz Barney seinen Spaß, kneift dem guten Mann sogar zweimal in den Allerwertesten...

Der Rest der Show: Pure Raserei. NAPALM DEATH sind nicht alt zu kriegen, ihre Fans nicht kaputtbar und bei Grindcore-Klassikern wie 'Scum', 'Siege Of Power' oder 'Suffer The Children' bangt es sich auch in zwanzig Jahren noch gut. Außerdem spielen die Briten in Berlin sogar solche Groovemonster wie 'Greed Killing', es darf in jeder Sekunde gepogt werden. Am Ende steht nach rund 90 Minuten das obligatorische 'Nazi Punks Fuck Off' und eine lange, lange Shakehands-Session mit den restlos begeisterten Fans. Spätestens hier ist klar: NAPALM DEATH sind eindeutig eine Club-Band und wirken auf Festivals lange nicht so zerstörerisch. Und: Sie mögen ihre Fans. Richtig dolle!!

Redakteur:
Henri Kramer

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