Nova Rock 2025: Sonne, Staub und Jahrmarkt - Nickelsdorf
11.07.2025 | 01:3411.06.2025, Pannonia Fields 2
Vier heiße Tage unter den Windrädern in Ost-Österreich!
Mittwoch
Es ist unser erster Besuch auf dem österreichischen Nova Rock-Festival, dessen Billing sich wie die kleine Schwester der Rock am Ring- und Rock Im Park-Festivals anfühlt. Das Gelände liegt direkt an der Grenze zu Ungarn. Das ist laut Landkarte wörtlich zu nehmen, es endet tatsächlich an der Staatsgrenze, wie es aussieht.
POWERMETAL.de ist mit einer kleinen Abordnung vertreten. Wir haben zwei Presseakkreditierungen bekommen für Chris als Fotograf und Katharina als schreibende Kraft. Das ist natürlich viel zu wenig, um ein Festival mit drei Bühnen abzudecken. Zusätzlich bin ich, Frank, noch dabei mit einem selbst erworbenen Ticket. Trotzdem werden wir nicht über alle Bands berichten können und über einige nur etwas oberflächlich, weil wir pendeln müssen.
Zuerst muss man jedoch zum Festival gelangen. Am Mittwoch beginnt das Ganze erst um 16:30 Uhr. Gut so, denn Katharina und ich müssen ja noch sechs Stunden anreisen, unsere Ferienwohnung beziehen und dann hinfahren. Letzteres ist kein Problem, vor Ort allerdings müssen wir erst einmal in einer Schlange stehen, um auf den Tagesparkplatz zu kommen. Jedes Auto wird angehalten und die Insassen von jemandem befragt, der kein Deutsch und, seien wir ehrlich, auch nicht wirklich Englisch spricht. Rechts geht es zum Tagesparkplatz, geradeaus auch noch irgendwo hin. Wäre es nicht sinnvoller, zwei Schilder aufzustellen? Während wir bei besagtem Einweiser sind, hantieren zwei andere mit einem großen "Parkplatz"-Schild. Na ja, immerhin lernfähig, auch wenn dies nicht das erste Nova Rock-Festival ist. Das hätte man wissen können aus den letzten Jahren.
Zur Bändchenausgabe trennen sich unsere Wege, Katharina muss zur Presse, ich zur regulären Anmeldung. Von nun an werden wir unsere Berichte und Erfahrungen trennen. Ich fange an.Frank: "Für mich ist das easy, keine Schlange, eine sehr freundliche Dame hat mir im Nu mein Bändchen umgemacht und mit meiner Buchung der Ferienwohnung komme ich um den Müllbeutel und Pfand herum. Die Idee ist, dass man das Müllpfand wiederbekommt, wenn man bei Abreise einen zumindest teilweise gefüllten Müllbeutel wieder abgibt. So will man das Müllproblem auf dem Campinggelände im Rahmen halten. Gute Idee, aber für uns würde das bedeuten, dass wir unserer Wirtin Hausmüll entleihen müssten, denn wir werden auf dem Gelände ja keinen verursachen, der nicht gleich in den vorgesehenen Behältern verschwindet.
Danach allerdings beginnen die Schwierigkeiten. Zuerst schickt mich eine Dame zum falschen Eingang, nach einigen Minuten Anstehen erfahre ich, dass hier nur VIP reinkommt. Immerhin nimmt er mir meine Wasserflasche ab, die darf eh nicht rein. Schade, darüber hatte ich nichts auf der mittelmäßig übersichtlichen und informativen Webseite gefunden. Da es bis zu 30 Grad warm werden soll, wäre so ein Fläschchen aber notwendig. Ich erfahre, dass wohl Tetrapacks mit rein dürfen. Gibt es noch Wasser in Tetrapacks? Mal sehen, ob wir morgen so etwas finden.Okay, also zurück und einmal um die erste, heute noch nicht genutzte Bühne herum zum Haupteingang, vor dem sich Hunderte Musikfans tummeln, um hineinzugelangen. Vom Parkplatz bis jetzt hatte es etwa sechzig Minuten gedauert, davon mehr als die Hälfte im Stau vor dem Einlass zum Tagesparkplatz, vor dem Einlass zum Gelände stehe ich nochmal dreißig Minuten! So etwas habe ich noch nie erlebt. Wie ich schon erwähnte, es ist ja nicht das erste Nova Rock Festival. Damit müssen die Veranstalter doch eigentlich rechnen, oder?
Egal, um mich herum wird gesungen und Dosenbier getrunken, Ottakringer natürlich. Das Ganze hat ein deutliches Ballermann-Flair. Fehlt nur noch, dass Eimer mit Sangria herumgereicht werden. Das fühlt sich mehr nach Kirmes an als nach Festival. Immerhin bin ich irgendwann drin, habe aber die erste Band fast vollständig verpasst."
Katharina: "Ähnliche Probleme habe ich auch. Ich laufe über den VIP- und Presseparkplatz, auf den wir gerne gefahren wären. Leider wurde uns auf Nachfrage nicht mitgeteilt, dass es ihn gibt. Nach einem Spaziergang über einen Feldweg und mehreren Fragen an Arbeiter, wo ich hin muss, werde ich zur VIP-Bändchenausgabe geschickt. Dort verweist man mich weiter zum benachbarten Campingplatz, da man vermutet, dort würden die Pressebändchen ausgegeben. Auf dem Weg dorthin, vorbei an überfordertem Security-Personal und durch das Chaos einströmender Camper, werde ich zunächst am Eingang aufgehalten. Nach weiterem Nachfragen kann mir schließlich jemand helfen und schickt mich zu einem Container, wo ich im Austausch für mein Bändchen eine "freiwillige" Spende von 15 Euro zahlen darf. Kenne ich vom Summer Breeze, da ist es jedoch für einen guten Zweck, hier zur Deckung der Kosten des Veranstalters. Ah ja.
Nach erneuter Wartezeit am VIP-Eingang und einer gründlichen Kontrolle schaffe ich es gerade noch rechtzeitig zu DEAD POET SOCIETY. Das Backdrop kündigt unübersehbar den Namen der Band an, begleitet von einer an die Freiheitsstatue angelehnten Figur, wie sie auch auf dem Cover ihres zweiten Albums "Fission" zu sehen ist. Der Hintergrund verläuft stimmungsvoll von Rot zu Hellblau, wie ein Sonnenaufgang. Die Band selbst erscheint im lässigen Look, Pullover, T-Shirts, nichts Aufgesetztes. Sie legt direkt kraftvoll los mit Songs aus ihren beiden Alben.
Obwohl zunächst noch wenige Zuschauer da sind, machen alle mit: es wird gesprungen, geklatscht, die Stimmung ist von Anfang an intensiv. Der Bassist liefert eine besonders mitreißende Performance mit Sprüngen und kleinen Kunststücken auf der Bühne. Nach und nach füllt sich das Gelände, die Menge wächst sichtbar. Daraufhin ruft der Sänger mit einem Grinsen: "We're DEAD POET SOCIETY and we play some more fucking music!". Danach spielen sie 'Running In Circles', mein Lieblingslied und einen der wenigen Songs der Band, den ich bisher kenne. Ein guter Auftakt."
Chris: "Dass du mit der Wasserflasche nicht rein durftest, wundert mich schon ein bisschen, Frank. Immerhin werde ich im Laufe der Tage immer wieder auf reichlich Bierdosen auf dem Festivalgelände stoßen - Halbliter und die klassische 1 L-Faxedose tauchen vor der Bühne, an den Marktständen und sogar im Bühnengraben regelmäßig auf. Das Flaschenverbot kann, einen Tag nach dem fürchterlichen Anschlag in Österreich, also nichts mit Sicherheit zu tun haben, sondern scheint reine Willkür. Da muss ich von einem Festival dieser Größe in 2025 mehr erwarten dürfen.
Reine Willkür scheint auch die Anfahrt ans Gelände zu sein, denn ich vertraue meinem Handy, welches mich von meinem Airbnb aus der Slowakei durch Ungarn führt und ignoriere die Reisehinweise auf der Webseite, und siehe da, ich komme ohne Stau und ohne Probleme auf den Presseparkplatz. Vielleicht hat es auch geholfen, dass ich ab dem dritten Parkplatzeinweiser, der mir nicht weiterhelfen konnte, einfach vorbeigefahren bin und mich lieber an den spärlichen Schildern orientiert habe.
Die Bändchenausgabe funktioniert auch tadellos, sodass ich pünktlich mit der Öffnung des Geländes und noch voller Vorfreude (auf Schatten) zum Pressebereich marschieren kann. Dabei erstaunt mich zu allererst die schiere Größe des Geländes – aber irgendwo muss man die etwa 60.000 (inklusive Tagesgästen) Zuschauerinnen und Zuschauer ja unterbringen. Zu DEAD POET SOCIETY verpasse ich dann allerdings direkt meinen Einsatz weil ich eine falsche Startzeit im Kopf habe und ich noch im provisorisch anmutenden Pressebereich versuche, mich zurechtzufinden. Verantwortliche Personen finde ich leider keine, dafür werden mir von einen Kollegen die gröbsten Grundlagen erklärt – da ist ja jedes Festival ein bisschen eigen.
Zu den Klängen von DEAD POET SOCIETY finde ich dann auch den Aushang, dass wir nicht zum heutigen Headliner, KORN, in den Fotograben zugelassen sind. Sehr enttäuschend, aber das Thema – wenn ich etwas spoilern darf – wird mich die nächsten Tage eh noch begleiten."
Frank: "Was ich von DEAD POET SOCIETY höre, gefällt mir auch ganz gut, aber richtig los geht es für mich dann doch erst mit SEVEN HOURS AFTER VIOLET. Was mir zuerst auffällt: Sieht der Gitarrist nicht aus wie Diego Maradona?"
Katharina: "Wer? Egal, SEVEN HOURS AFTER VIOLET ist die Band des SYSTEM OF A DOWN-Bassisten Shavo Odadjian. Erst letztes Jahr hat sie ihr Debüt veröffentlicht, jetzt liefert sie live ab. Was sofort auffällt: Kein Song klingt wie der andere. Die Band springt mühelos zwischen Genres hin und her, pendelt oft zwischen Heavy Metal und Metalcore, lässt aber auch alternativen Einfluss durchscheinen."
Frank: "Na ja, verrückt wie SYSTEM OF A DOWN ist da aber nichts. Guter Metalcore, professionell umgesetzt und von guten Musikern dargeboten, ausreichend Melodie gibt es auch, aber so richtig aus der Masse des Genres sticht sie nicht heraus. Sollte ich mir nochmal auf Konserve anhören."Am Donnerstag spielen die Bands auf der "Blue Stage" und der "Red Bull Stage" parallel, sodass wir nur eine der beiden Bands sehen können, wenn wir uns nicht aufteilen. Das ist aber wohl so gewollt, denn mit nur einer Akkreditierung zum Schreiben geht es gar nicht anders. Leider müssen deswegen VANDANS und BLACKGOLD ausgelassen werden, denn die nächste Band wollen wir unbedingt sehen.
Katharina: "THE WARNING liefert soliden, kraftvollen Rock mit beeindruckender Bühnenpräsenz. Schon bei DEAD POET SOCIETY habe ich sie kurz erwartet, immerhin haben die beiden Bands gemeinsam den Song 'Hurt' veröffentlicht. Doch der gemeinsame Auftritt bleibt leider aus. Jetzt steht THE WARNING allein auf der Bühne – und das mit Wucht. Die äußeren Screens werden kreativ genutzt: erst lodernde Flammen, dann mystische Visuals, kombiniert mit verzerrten Live-Aufnahmen in leuchtenden Farben, die alles etwas unwirklich wirken lassen. Frontfrau Dany Gómez fordert das Publikum zum Mitsingen auf: lautstark, direkt, unnachgiebig. Sie lässt nicht locker, bis der Chor aus der Menge laut genug zurückschallt. Die Energie bleibt konstant hoch. THE WARNING beweist: Die Band gehört auf diese Bühne und weiß genau, wie man sie nutzt. Passend dazu schafft sie bei 'Evolve' den ersten Moshpit des Festivals."
Auf der Blue Stage folgt jetzt KNOCKED LOOSE. Die US-Amerikaner haben zuletzt für Aufsehen gesorgt, als sie mit POPPY zusammen eine neue Single veröffentlicht und diese im US-amerikanischen Fernsehen dargeboten haben.
Frank: "Ich erinnere mich an den Auftritt 2023 auf dem Summer Breeze, da fand ich die Kapelle ziemlich schrecklich. Vor allem Sänger Bryan Garris ist so gar nicht mein Fall, der kläfft in einer Tour. Ich weiß noch, dass die Burschen auch sonst nicht so gut ankamen, zumindest im Pressetross. In den USA scheinen sie aber durchaus Erfolg zu haben. Der Coup mit POPPY dürfte ihnen auch helfen. Selbige ist ja am Samstag auch hier, aber ob sie jetzt schon da ist, um eventuell einen Gastauftritt zu absolvieren?"
Katharina: "Ich finde die Band immer noch nicht gut und dass sie mit Poppy ein Lied aufgenommen hat, hebt ihr Ansehen bei mir nicht wirklich. POPPY finde ich nämlich auch nicht so gut."Wir beschließen, nicht auf POPPY zu hoffen und KNOCKED LOOSE zu verlassen, um stattdessen auf der "Red Bull Stage" FROM FALL TO SPRING anzusehen. Was zuerst auffällt ist, dass der Sound der "Blue Stage" ziemlich laut und deutlich herüberschallt. Man muss schon weit vor die Bühne gehen, um die hier auftretende Band zu hören. Zudem gibt es noch eine weitere Quelle der akustischen Störung aus Richtung der Rollerdisco, von wo ebenfalls laute Beats und Bässe herüberschallen. In ruhigeren Passagen ist damit das Vergnügen, die Musik zu genießen, einer relativ kleinen Menge an Fans direkt vor der Bühne vorbehalten.
Chris: "THE WARNING lasse ich mir auch nicht entgehen. Die drei Schwestern wissen absolut zu überzeugen und übertragen ihre Spielfreude mit Leichtigkeit aufs Publikum. Aus Fotografensicht ist es auch eine große Freude, zu versuchen, die Energie der Damen einzufangen. Auch gefällt mir, dass sie live eine Spur dreckiger rüberkommen als auf den Alben, das hat alles einen sehr stimmigen Rock-Vibe.Danach stehe ich dann auch vor dem Problem, dass ich mich zwischen KNOCKED LOOSE und FROM FALL TO SPRING entscheiden muss. Hier verstehe ich echt nicht, warum man die beiden Stages über den ganzen Tag hinweg zeitgleich spielen lässt. Vielleicht erhofft man sich so, größere Massenwanderungen auf dem sich füllenden Gelände zu unterbinden – erreichen tut man allerdings nur, dass sich beide Zuschauergruppen dann halt gleichzeitig in Bewegung setzen...
Naja, wie dem auch sei, da ich KNOCKED LOOSE erst vor ein paar Tagen bei Rock Im Park gesehen habe, laufe ich zur "Red Bull Stage". FROM FALL TO SPRING habe ich letztes Jahr zweimal so halb gesehen, als sie gemeinsam mit HALFLIVES das Vorprogramm für SMASH INTO PIECES waren. Da ich damals aber jeweils im Plausch mit Linda von HALFLIVES verstrickt war, will ich mir die Jungs jetzt mal genauer anschauen."
Katharina: "Die deutschen Musiker von FROM FALL TO SPRING waren mir schon zur Eurovision-Zeit auf Social Media aufgefallen. Nachdem sie über mehrere Jahre hinweg versucht hatten, sich einen Platz im ESC zu sichern, schafften sie es dieses Jahr tatsächlich mit 'Take The Pain Away' bis ins Halbfinale. Dort unterlagen sie zur großen Überraschung und zum Unverständnis vieler in der deutschen Musikszene. Auf Social Media teilten sie offen ihre Erfahrungen und dokumentierten ihre gesamte Reise im ESC, was ihnen viel Aufmerksamkeit und Sympathie einbrachte."
"Frank: "Ja, die kann ich mir auch gut beim ESC vorstellen, das hat Drive und Melodie, der Song ist echt gut. Ich könnte mir vorstellen, dass wir damit sogar noch deutlich erfolgreiche gewesen wären. Ich habe gerade mal geguckt, die haben nur ein Album und diverses Digitales. Die gibt es noch nicht lange, oder?"
Katharina: "Die Band existiert tatsächlich bereits seit 2008, richtig voran geht es aber erst seit 2021, seit sie unter Vertrag bei Arising Empire sind. Mit 'Come Alive' und 'I Won't Back Down' treiben sie die Stimmung weiter nach oben. Letzterer Song wird begleitet von einer beeindruckenden Pyroshow: Flammen schießen aus der Bühne und den Türmen, während brennende Fackeln die Szenerie noch dramatischer machen."
Nun trennen sich unsere Wege. Wir wollen zwar beide eigentlich THE GHOST INSIDE sehen, aber auf der "Red Bull Stage" spielt AMIRA ELFEKY.
Frank: "Wir können ja die Dame nicht einfach ignorieren, oder? Also wieder rüber zur "Red Bull Stage", allerdings stelle ich fest, dass Amira Verspätung hat. Erst zehn Minuten nach der geplanten Zeit betritt sie die Bühne, ohne Ansage oder Erklärung, und beginnt mit 'Take Me Under'. Die Musik ist im weitesten Sinn Alternative Rock, mal mit ein paar härteren Sprengseln in Richtung Core oder Nu Metal, aber instrumental eher unauffällig.
Almira ist in schwarze Joggingklamotten gekleidet, trägt eine Baseball-Cap und die Kapuze darüber, alles in schwarz. Das ist für ein Bühnenoutfit ziemlich enttäuschend, dazu singt sie eher melancholisch als aggressiv und ist auch sonst eher introvertiert. Das klingt nett, aber für einen Liveauftritt ist das alles andere als mitreißend."
Chris: "Da bin ich ganz bei dir, Frank. Ich habe Amira vor ein paar Tagen motiviert und in tollem Kleid beim Rock Im Park gesehen, dort jedoch mit sehr bescheidenem Licht, und habe mich dementsprechend darauf gefreut, hier ein paar tolle Bilder zu guter Musik machen zu können. Tatsächlich verleitet mich der Auftritt aber dazu, bereits vor dem Ende des dritten Songs den Bühnengraben wieder zu verlassen und mich auf den weiten Weg zurück zum Pressezelt zu machen. Hätte ich mir doch lieber ein Beispiel an Katharina genommen."Katharina: "Währenddessen gehe ich zu THE GHOST INSIDE. Bereits auf der Hinfahrt zum Nova Rock habe ich in die Band viel reingehört und mochte, was ich höre. Als ich sie dann live sehe, beginnen sie ihr Set mit 'Death Grip' von ihrem neuesten Album "Searching for Solace". Das Lied ist eines der stärksten des neuen Albums. Daraufhin legen sie gleich zwei weitere Leider des neuen Albums nach und bekommen daraufhin einen crowdsurfenden Jesus-Imitator."
Frank: "Mittlerweile bin ich auch da und finde THE GHOST INSIDE erfrischend kraftvoll, nachdem mich Amira eher einschläfern wollte."
Katharina: "Gegen Ende kommen auch die ganzen Hits. Mit ihrem absoluten Publikumsliebling 'Engine 45' beendet sie ihren Auftritt."
Frank: "Nett von den US-Amerikanern, dass sie auf mich gewartet haben. Dafür werde ich mich mal mit den Jungs beschäftigen, die waren auch mit den Studioaufnahmen ziemlich gut."Die nächste Band, in die wir beide reinlauschen wollen, beginnt für uns wieder auf der "Red Bull Stage", denn dort spielt ITCHY.
Frank: "Die kenne ich noch als ITCHY POOPZKID, aber nur am Rande, ich habe mich mit ihnen nie wirklich auseinandergesetzt. Obwohl ich Punk eigentlich mag."
Katharina: "Mir gefällt die Band auch, der Rock kommt mir gelegen. Leider höre ich von der Band wirklich wenig, aufgrund des Lärms der aus Richtung des Rummelplatzes und der Lautstärke von der "Main Stage"."
Frank: "Ja, ich höre die ersten Töne, beziehungsweise nicht, und verschwinde rüber zu SPIRITBOX. Das wollte ich sowieso tun, die Umstände der "Red Bull Stage" machen es mir einfach. Inzwischen hat der Auftritt auf der "Blue Stage" ebenfalls begonnen, SPIRITBOX arbeitet mit gefühlvollen Videos, die hinter den Instrumenten ablaufen, in diesem Fall eher pessimistischen Gefühlen, wie es sich für ihren Stil gehört. Diese Videos sind für jeden Song unterschiedlich und passend und verleihen dem Auftritt einen wirklichen Headliner-Charakter. Dazu kommen ein paar Laser und Sängerin Courtney LaPlante, die kraftvoll und ziemlich angepisst brüllt. Insgesamt attestiere ich der Band einen echten Headlinerauftritt, auch wenn ich zwischendurch gerne etwas mehr Melodie habe. Aber meine Vorlieben schmälern nicht den starken Auftritt von SPIRITBOX."
Chris: "Vor die Wahl gestellt, entscheide ich mich auch für ITCHY. SPIRITBOX trifft zwar eher meinen musikalischen Nerv, aber wie so oft an diesem Wochenende habe ich die Band erst vor ein paar Tagen in Nürnberg gesehen, so dass ich die Gelegenheit nutze, mir etwas anderes anzuschauen. Und ganz unter uns gesprochen: Ich erwarte mir bei ITCHY auch die deutlich spannenderen Bilder, auf der Bühne sind Courtney und ihre Jungs ja eher nicht für besonders viel Rumgehüpfe bekannt.
Der Weg zur "Red Bull Stage" ist dann jedoch etwas beschwerlicher als erwartet, denn inzwischen ist die Sonne untergegangen und abseits von den Fressbuden und den Bühnen gibt es wenig bis nichts, was das unebene Gelände etwas beleuchten würde. Erschwerend kommt hinzu, dass ich mich mit meinen Kameras durch reichlich, inzwischen doch sehr betrunkene, Festivalbesucher hindurchschlängeln muss.ITCHY enttäuscht dann jedoch nicht und reißt ab dem ersten Saitenanschlag die Bühne ab. Von den Tonproblemen weiter hinten kriege ich vorne im Graben zum Glück nichts mit. Mit dem mitreißenden Punk der drei Baden-Württemberger kommt auch reichlich Bewegung ins Publikum. Dem Aufruf zum Crowdsurfen wird auch fleißig gefolgt – viel zu fleißig für die heillos überforderte Security!
Kann es sein, dass es schlichtweg viel zu wenig Sicherheitspersonal im Graben gibt? Teilweise muss ich mit ansehen, wie die Surfer in zwei Schichten auf der Menge liegen, weil die Security sie nicht schnell genug in den Graben gezogen bekommt. Ein Securitymitarbeiter stürzt sogar mit Crowdsurfer nach hinten, weil er nicht von einem Kollegen gestützt wird, andere Crowdsurfer fallen beinahe in den Graben – soweit ich beobachten kann, zum Glück alle halbwegs mit den Füßen voran – während die Zuschauerinnen und Zuschauer in den ersten Reihen sichtbar unter der auf ihnen lastenden Masse leiden. Da passt es dann auch ins Bild, dass es auf dem Weg aus dem Bühnengraben raus noch ein paar prominent platzierte Stolperfallen gibt.
Als sich die Lage wieder etwas entspannt, heißt es, erstmal kurz durchatmen. Ein derartiges Chaos mit überfordertem Sicherheitspersonal habe ich selten in einem Bühnengraben erlebt!
Auf dem Weg zurück zum Pressezelt entscheide ich für mich, gleich nicht mehr zu BOSTON MANOR zu gehen – da ist mir das Risiko für meine Arbeitsgeräte einfach zu hoch. Und da man, es sei dahingestellt, ob Bandmanagement oder Veranstalter, ja auch nicht will, dass wir Bilder vom Headliner des Tages bekommen, heißt das für mich, dass ich mich auf den Weg zurück zum Mietauto mache und in die Wohnung fahre. Dort warten eine kühlende Dusche und leckeres Essen auf mich, nach diesem recht highlightarmen ersten Festivaltag."Katharina: "SPIRITBOX lasse ich aus und setze mich ins "MyBurgenland"-Zelt, weil mir die Füße weh tun. Dafür bin ich wieder bei BOSTON MANOR am Start. Auf dem Weg dahin wird noch eine Schweigeminute für die Opfer des Attentats von Graz gehalten, das erst vor wenigen Tagen zehn Todesopfer gefordert hat. Zum Glück vertreibt der Alternative-Rock der Briten alle negativen Gedanken. In den letzten zehn Jahren hat die Band fünf Alben rausgebracht und sich damit den Headliner-Status auf der kleinen Bühne erspielt. Die Band ist ein guter Abschluss für den Tag. Ich bin auch langsam müde, da wir heute sehr früh losgefahren sind und langsam reichts."
Frank: "Zum Headliner ist es dann durchaus mal voll vor der "Blue Stage", der Hauptbühne. Ich gebe zu, mit KORN bin ich bislang noch nicht wirklich warm geworden. Ich erkenne an, dass die Band originell ist, aber es macht wirklich keinen Spaß, die Musik zu hören. Zu Beginn ist der Gesang sehr leise, was aber im Laufe des Openers korrigiert wird. Wichtig, denn das ist so ziemlich alles, woran ich mich bei dem seltsamen Stil der US-Amerikaner festhalten kann. Ich erkenne, dass als zweites Stück 'Twist' folgt, das erkennt man immer. Aber danach bin ich wieder ratlos, nicht nur, was die Liedertitel anbelangt, sondern auch, was das Ganze soll. Die Hintergrundfilmchen sind gut, aber trotzdem: KORN und ich werden keine Liebesbeziehung mehr. Ich habe genug, jetzt geht es heim."
Fotocredits:
Chris Schantzen "Nova Rock"; JERRY CANTRELL, IN FLAMES, SKILLET, BIFFY CLYRO: Rock im Park 2025
Frank Jaeger: Fotos aus dem Publikum
Norman Wernicke: LINKIN PARK: 16. Juni 2025, Hannover; LORNA SHORE: 6. Juni 2025, Dresden
Hier geht es zum Donnerstag.
- Redakteur:
- Frank Jaeger