OMD - Chemnitz
12.02.2024 | 17:5903.02.2024, Stadthalle
Ein sound- und lichtgewaltiger Abend. Inklusive "Zurück in die Achtziger"!
Die britische Synthie-Pop-Band ORCHESTRAL MANOEVRES IN THE DARK, kurz OMD, hat im Laufe ihrer Geschichte so einige Hits hervorgebracht. Die Kinder und die Jugend der achtziger Jahre sind mit ihren Songs aufgewachsen und mittlerweile auch deren Kinder sind streckenweise mit dem OMD-Virus infiziert worden. Anders ist das Alter des Publikums in der Stadthalle nicht zu erklären. Dass am heutigen Abend das Durchschnittsalter relativ hoch sein würde, liegt ja in der Natur der Sache. Doch eine ordentliche Anzahl junger Besucher ist ebenfalls anzutreffen. Das hätte ich persönlich gar nicht so erwartet. OMD scheint also immer noch angesagt zu sein. Trotz, dass es im Vorfeld den Hinweis gab, dass das Konzert ausverkauft sei, gibt es an der Abendkasse noch einige Karten zu ergattern. Wer es heute einfach mal auf gut Glück probiert, der wird mit einem grandiosen Konzert und einer tollen Zeitreise belohnt!
Doch bevor es soweit ist, eröffnet die schottische Band WALT DISCO den Konzertabend. Bereits beim ersten Song wird deutlich, dass Sänger James Potter eine richtige Rampensau ist und sich vom verhaltenen Publikum nicht entmutigen lässt. Dafür wird er im Verlaufe des Gigs belohnt, denn so nach und nach werden die Zuschauer warm, worüber er sich gemeinsam mit der Band freut. Der Stil ist eine bunte Mischung aus Sounds der achtziger Jahre, gewürzt mit einem Schuss Glamrock. Dazu noch ein wenig Electro und fertig ist das Ganze. Dies wirkt irgendwie alt, aber dennoch frisch und nie aufgewärmt. Hier und da erinnern die Gestiken des Frontmannes an David Bowie. 'Pearl' oder 'Black Chocolate' kommen bei den Gästen gut an. Also ein gelungener Start in den Abend.
Nachdem die Schotten unter viel Beifall die Bühne verlassen haben, wird dort nun fleißig gewerkelt und alles für das Konzert von OMD vorbereitet. Der Saal füllt sich jetzt zusehends und die Stimmung im Publikum ist super. Als plötzlich Jubelschreie durch den Saal gehen, denken viele, dass es schon losgeht. Aber Sänger Andy McCluskey lässt sich kurz blicken und winkt seinen Fans kurz zu, ehe er sich der Bühnenarbeit widmet. Im vergangenen Jahr haben die Briten mit "Bauhaus Staircase" ein neues Album veröffentlicht. Das dreizehnte Werk ist jetzt keine Offenbarung geworden, sondern ein solides Werk, was an die musikalische Vergangenheit anknüpft, ohne sich darauf auszuruhen. Zur gleichnamigen Tour sollte es neben den Klassikern also auch diverse neue Stücke auf die Ohren geben. So sind die Gäste gespannt, was uns die Meister des Synthie-Pop heute alles so servieren werden.
Als das Licht ausgeht, tobt die Menge und zum Intro 'Evolution Of Species' wird eine opulente Lichtshow kredenzt, die sich durch den ganzen Auftritt ziehen soll. Im Anschluss geht es mit dem aktuellen 'Anthropocene' weiter. Prinzipiell ist dies ebenfalls zu großen Teilen ein instrumentales Stück, nur dass nun die Musiker präsent sind und der Sänger über die Bühne wirbelt. Vor der Bühne herrscht bereits ausgelassene Stimmung und als danach 'Messages' angestimmt wird, gibt es kein Halten mehr. Der Frontmann hat sich nun auch die Gitarre geschnappt und schwitzt jetzt schon gewaltig. Wie will er denn den Abend bei diesem Tempo überstehen? Aber keine Sorge! Andy McCluskey reißt den Abend förmlich herunter und scheint gut in Form zu sein. Wenn man mal überlegt, dass 'Messages' einer der ersten Songs der Band ist und mehr als vierzig Jahre auf dem Buckel hat, dann möchte man diese Tatsache nur verdrängen. Alleine des eigenen Alters wegen. Doch viel Zeit darüber zu sinnieren bleibt nicht. Die Ansagen zwischen den Songs sind nicht allzu lange und es geht flott hintereinander weg. Sehr zur Freude der Besucher. Die Band ist bestens aufeinander abgestimmt und ab und an gibt es kleine verbale "Nettigkeiten". Trotz aller Professionalität nimmt das hier keiner zu ernst und kann über sich selbst lachen. Diese beschwingte Heiterkeit überträgt sich auch auf die Gäste, die sich über die Songs freuen und ausgelassen tanzen.
Schon bald wird die nächste Hitrakete in Form von 'If You Leave' gezündet. Es ist einer der bekanntesten Songs der Band, schließlich war er im Film "Pretty In Pink" zu hören. Keyboarder Martin Cooper, der sich eigentlich einen bequemen Sitzplatz gesichert hat, greift nun zum Saxophon. Leider tut er dies heute Abend viel zu selten. Die Menge ist begeistert und schwelgt in Erinnerungen. Das aktuelle Stück 'Bauhaus Staircase' fügt sich später wirklich toll in das heutige Set ein und wird durchaus sehr gut gefeiert.
Nach knapp einer Stunde gibt es gleich drei Songs vom 1981 erschienenen Album "Architecture & Morality" auf die Ohren. Diese Zeitreise endet mit dem wohl bekanntesten Song von OMD 'Maid Of Orleans (The Waltz Joan Of Arc)'. Das hätte ich gar nicht gedacht, dass dieser Track schon so zeitig gespielt wird. Während der Sänger alles gibt, trommelt Stuart Kershaw präzise im Takt, so dass die Darbietung überragend wird. Überhaupt merkt man bei den Musikern nie, dass sie der alten Songs irgendwie überdrüssig sind und sie diese nur spielen, weil das Publikum danach verlangt. Im Gegenteil, jedem Stück, egal ob alt oder jung, wird gleich viel Aufmerksamkeit und Respekt gezollt. Doch zurück zu meinem persönlichen Highlight des Abends. Wer jetzt im Saal keinen Gänsehautmoment hat, dem ist einfach nicht mehr zu helfen! Am Ende gibt es tosenden Applaus vom Publikum und die Band freut sich sichtlich darüber und entschwindet kurz.
Doch es ist noch lange nicht Zeit für die Zugabe und wir befinden uns noch im regulären Set. Zum Track 'The Rock Drill' wird kurz auf der Bühne umgebaut und die Keyboards im vorderen Bereich der Bühne platziert. Die Musiker stehen nun in einer Reihe vor ihren Fans und starten mit dem neuen und ruhigen 'Veruschka'. In diesem Modus geht es mit 'Healing' weiter. 'Don't Go' im Anschluss ist dann etwas beschwingter und lädt wieder mehr zum Tanzen ein. Der Song beendet quasi den Dreier aus dem aktuellen Album. Die Musiker kehren zu ihren Ausgangsplätzen zurück und reisen erneut in die achtziger Jahre zurück. Neben 'So In Love' können sich die Fans unter anderen über 'Locomotion' freuen, ehe 'Enola Gay' den Abend beendet. Es wird noch einmal ausgiebig getanzt und gefeiert, ehe die Band sich verabschiedet.
Natürlich ist dieser Abschied nicht von langer Dauer, denn es gibt logischerweise noch eine Zugabe. Betrachtet man diese mal chronologisch, dann geht es von aktuell bis hin zu den Anfangstagen von OMD. Wobei das aktuelle 'Look At You Now' besonders stark den Sound der Achtziger verkörpert und durchaus gut aus der Zeit stammen könnte. Doch es ist wirklich auf dem aktuellen Werk zu finden. Im Kollektiv werden nun im Takt vor und auf der Bühne die Arme hin und her geschwungen. Dagegen wird bei 'Pandora's Box' wieder mehr getanzt. Als dieser Hit verklungen ist, verabschiedet sich Andy McCluskey von seinem Publikum und entschuldigt sich dafür, dass nun der letzte Song des Abends erklingen wird. Aus dem Publikum sind Songwünsche zu hören. 'Silent Running' wünscht sich da jemand. Doch der Sänger muss ihn da leider vertrösten. Mit einem verschmitzten Lächeln meint er, dass sie diesen Song in den nächsten Tagen in Polen spielen werden und er ja gern dorthin kommen kann. Der Rest der Band muss da aber auch lachen. Aber egal, McCluskey hat es jedenfalls in Chemnitz gefallen und bis dato hat OMD hier auch noch nie gespielt. Daher verspricht er den Fans wiederzukommen. Schauen wir mal, ob er Wort hält. 'Electricity' beendet den Zugabe-Block und es wird noch einmal ausgiebig getanzt.
Lange noch wird die Band, die sich standesgemäß verabschiedet, nach dem letzten Song bejubelt. Eine weitere Zugabe gibt es leider nicht. So geht dann auch relativ schnell das Licht im Saal an. Um einen herum gibt es keinen Besucher, der nicht glücklich und zufrieden aussieht. Von daher hat OMD an diesem Abend alles richtig gemacht. Insgesamt gesehen, war die Songauswahl eine gute Melange aus alten und neuen Songs. Das Zusammenspiel der Musiker lief super. Okay, sie sind ja auch schon ewig gemeinsam unterwegs, wenn auch mit Unterbrechungen. Die Lichtshow passte ebenfalls gut zu den Songs, ohne dass damit das Geschehen auf der Bühne zu sehr in den Hintergrund getreten wäre oder gar davon abgelenkt würde. Von daher gibt es von der Sache her nicht wirklich etwas an dem Konzertabend zu kritisieren. Einzig die Tatsache, dass die Band ein paar Songs hätte einbauen können, die sonst nicht so oft gespielt werden. Hier ist sie eher auf Nummer sicher gegangen, anstatt für eine Überraschung zu sorgen. Aber dies ist Ansichtssache. Falls Andy McCluskey Wort hält und nach Chemnitz zurückkehren sollte, dann sind wir gerne wieder mit dabei! Vielleicht erklingen ja dann beispielsweise 'Silent Running' oder 'Telegraph'.
Setliste: Evolution Of Species (Intro); Anthropocene; Messages; Tesla Girls; Kleptocracy; History Of Modern (Part I); If You Leave; (Forever) Live And Die; Bauhaus Staircase; Souvenir; Joan Of Arc; Joan Of Arc (Maid Of Orleans); The Rock Drill; Veruschka; Healing; Don't Go; So In Love; Dreaming; Locomotion; Sailing On The Seven Seas; Enola Gay
Zugaben: Look At You Now; Pandora's Box; Electricity
- Redakteur:
- Swen Reuter