OVERKILL, PRONG, ENFORCER und DARKOLOGY - Köln
31.12.2014 | 17:2914.11.2014, Essigfabrik
Was für ein Package!
Die Kölner Essigfabrik ist ausverkauft. Doch verwundert dürfte man über diese Tatsache nicht sein, wenn sich solch eine Live-Granate wie OVERKILL die Ehre gibt. Neben dem neuen Hammerschlag "White Devil Armory" haben die New Yorker am heutigen Abend DARKOLOGY aus Dallas, die Schweden von ENFORCER und natürlich ihre Stadtgenossen von PRONG im Gepäck, ein schmuckes Rundum-sorglos-Paket in Sachen guter Musik also. Und dass OVERKILL Deutschland am Herzen liegt, wissen Fans nicht erst seit dem heutigen Abend.
Doch bevor Bobby und Co. ihr Thrash-Feuerwerk in den Kölner Himmel schießen, eröffnet DARKOLOGY leider vor fast leerer Essigfabrik den Abend. Auch wenn somit nicht allzu viele Zuschauer in den Genuss kommen durften, die Band auf der Bühne zu erleben und das erste und bis dato letzte Album "Altered Reflections" stolze fünf Jahre zurückliegt, geben Kelly Carpenter und seine Mannen alles, um zumindest einigen ihren schmucken Power Prog zu präsentieren. Immerhin als Appetizer hinterlässt DARKOLOGY einen bleibenden Eindruck, obgleich ein neues Album dem Bekanntheitsgrad sicherlich einen größeren Schub geben würde.
Nach kurzer Umbaupause und dem ersten Bierchen startet ENFORCER aus dem hohen Norden. Binnen weniger Jahre haben es die Herrschaften geschafft, sich bei vielen Traditionsliebhabern in die Herzen zu spielen. Nachdem nun ein deutlicher Zuschauerschwall in die Essigfabrik gekommen ist, können sie auch diesen überzeugen. Quirlig, ungemein spielfreudig und mit einem hohen Arschtritt-Faktor werfen die Jungs Hits wie 'Mezmerized By Fire', 'Take Me Out Of This Nightmare' und 'Death Rides This Knight' in die begeisterte Menge, die dadurch schon früh am Abend auf Betriebstemperatur gebracht wird. Ihre Mischung aus klassischem Briten-Stahl und tollem Speed Metal sorgt bei den Headbangern für erste Freudensprünge und passt erfrischend gut ins heutige Billing. [Außerdem ist beispielsweise in Nürnberg zu beobachten, dass die Schweden an ihrem eigenen Stand auch ordentlich Merchandise unters Volk bringen. Offenbar kann man etliche neue Fans gewinnen - Anm. R.S.]
Dieses hohe Energielevel müssen die Herrschaften von PRONG erst einmal erreichen. Doch wer bereits seit über 28 Jahren im Geschäft ist und jüngst mit "Ruining Lives" ein abermals gutes Album an den Mann gebracht hat, weiß, wie man die Massen zu begeistern hat. So ist die Essigfabrik schon mehr als gut gefüllt, als 'For Dear Life' und 'Beg To Differ' den Reigen eröffnen. PRONG verteilt auch heute zahlreiche Visitenkarten, genießt ähnlich wie DARKOLOGY und ENFORCER zuvor einen guten, drückenden Sound und hat die Essigfabrik mit einer kaltschnäuzigen “Leck mich am Arsch“-Attitüde felsenfest im Griff. 'Eternal Heat', der coole Titeltrack vom aktuellen Album, aber auch Nummer-sicher-Nummern wie 'Unconditional', 'Whose Fist Is This Anyway?' und 'Snap Your Fingers, Snap Your Neck' werden vom Publikum und ihrer Nackenmuskulatur dankbar aufgenommen. Circle- und Moshpits hier, Tommy Victor, seine beiden Mitstreiter und der erhobene Stinkefinger dort: Die New Yorker bleiben mit ihrer einzigartigen Art auf jeden Fall im Gedächtnis haften.
Obwohl DARKOLOGY alles gab, die Jungs von ENFORCER ihrem Ruf gerecht wurden und PRONG mit der Hardcore-Groove-Faust auf den Tisch haute, betritt nun eine Band, der nur wenige das Wasser reichen können, nach abermals kurzer Umbaupause die Bühne. Es ist einfach unglaublich, wie viele davon OVERKILL in der langen Laufbahn schon zerstört hat, für wie viele schmerzende Nacken die New Yorker schon gesorgt haben, wie viele wahnsinnig starke Auftritte Bobby, D.D. und ihre Mannschaft schon hingelegt haben. Und auch heute ist OVERKILL eine absolute Macht. Die Rahmenbedingungen spielen der Band in die Karten: Der Sound ist eine Wonne, Bobbys Deutschversuche alles andere als unsympathisch, das Publikum heiß, die Lichtshow geil und die Setliste zum Fingerlecken. Neue Kracher wie 'Armorist', 'Bitter Pill', oder das angepisste 'Pig' passen hier sehr gut hinein, ohne dass alteingesessenes Material wie 'Wrecking Crew', das hier und heute für Furore sorgt, 'Rotten To The Core' oder 'Hello From The Gutter' vergessen wird. Auch wenn der eine oder andere Klassiker ausgespart wird, ist dieser Gig ähnlich wie das aktuelle Album ein voller Erfolg: New York thrasht Köln in Grund und Boden und die Band bestätigt trotz stolzen Alters abermals den unzerstörbaren Ruf als eine der besten Live-Bands dieses Planeten. 'Elimination' und das obligatorische 'Fuck You', bei dem die Essigfabrik auch die allerletzten Energiereserven in den Himmel brüllt, beenden diesen genialen Auftritt und Abend im Allgemeinen, an dem es beinahe nichts zu meckern gab. Der Sound war gut, die Vorbands dank ihrer Unterschiedlichkeit sicherlich mehr als eine Bereicherung und OVERKILL war einfach OVERKILL. Triefend nass vor Schweiß trifft man sich mit einem breiten Grinsen außerhalb der Essigfabrik und schwärmt noch einmal von den vergangenen Stunden. Wer diese Tour verpasst hat, ist selber Schuld!
An dieser Stelle möchte ich mich herzlichst bei Alex S. bedanken, ohne den dieser Konzertbericht nicht möglich gewesen wäre!
[Marcel Rapp]
Ja, lieber Marcel, an dieser Stelle geht auch der Dank des Photographen an dich und an Alex, denn eigentlich war ich für die Bilder und den Bericht aus Nürnberg eingeplant, doch leider gestaltet sich die Anfahrt zum Hindernislauf, so dass ich für die beiden Opener zu spät vor Ort war, und zudem noch gesundheitlich so angeschlagen, dass ich zwar die Bilder von PRONG und OVERKILL zustande gebracht habe, aber nach der Schlacht im Bühnengraben schnell an die frische Luft musste und das Konzert mehr von vor der Halle als innerhalb genießen konnte. Dennoch konnte sogar der schwächelnde Berichterstatter mitkriegen, dass auch der Gig in Nürnberg ein ziemlicher Triumphzug für OVERKILL und PRONG war. Die Halle war zum Bersten voll, das Publikum ging sowohl zu den Groove-Monstern von Tommy Victor & Co. ab, als natürlich auch zu den herrlich aggressiv und flott dargebotenen OVERKILL-Krachern. Leider wird mein absoluter Lieblingssong der OVERKILL-Historie (namentlich 'Bastard Nation') in den letzten Jahren nurmehr selten gezockt, doch was will man machen, wenn eine Band solch eine stattliche Diskographie und Hitgeschichte hat. Eben, gar nichts, außer sich an dem erfreuen, was gespielt wird, und wie ihr oben lesen konntet, war die Setlist doch wirklich aller Ehren wert.
Nochmals danke an den Promoter für die Unterstützung, an Marcel und Alex fürs Einspringen, und an euch, unsere Leser, für die Geduld mit dem Bericht!
[Rüdiger Stehle]
Bilder aus Nürnberg: Rüdiger Stehle
- Redakteur:
- Marcel Rapp