Overkill/Blaze - Krefeld
27.06.2002 | 11:4726.06.2002, Kulturfabrik
Den Auftritt beim BYH und die anstehende Veröffentlichung des zweiten Live-Albums waren Anlass genug für die New Yorker Powerthrasher von OVERKILL, um noch ein paar Gigs in deutschen Landen zu spielen. Dass es dabei einen Tag vor dem Beginn des BYH und bei strahlendem Sonnenschein nicht besonders voll in der Krefelder Kulturfabrik werden würde, war – trotz des erstklassigen Billings – abzusehen.
WICKED MYSTIC
So standen bei den ersten Takten der Ihr-seid-nicht-dabei-Männer von WICKED MYSTIC auch maximal 100 Banger vor der Bühne, um dem Power-Metal der Oranjes zu lauschen. Der wurde ziemlich druckvoll vorgetragen und die beiden langmattigen Gitarreros Harald te Grotenhuis und Niels Kuenen ließen dabei auch ordentlich eben jene kreisen. Sänger Remko Roes bevorzugt dabei meist die höheren Tonlagen ohne den Ohren wirklich weh zu tun. Das Material hat einen angenehmen US-Touch und klingt nicht wie die x-te HELLOWEEN-Kopie. Vielleicht lag es aber auch genau daran, dass die Resonanzen der Banger bei genau null lagen. Es gab spärlichen Höflichkeitsapplaus, zwei-drei Füße wippten, aber mehr Zuwendung gab es für WICKED MYSTIC nicht, so sehr sie sich auch bemühten. Dabei brillierte Remko auch noch mit fußballerischen Fachwissen, als er das Publikum fragte, ob denn schon alle "auf das deutsche Spiel morgen" gespannt seien. Na ja, wenn man nicht dabei ist, verfolgt man die WM wohl nicht. ;-). Den Fünfer störte die geringe Begeisterung aber wenig und sie absolvierten bis zum Schluss einen engagierten Gig, bei dem es sich Remko und Harald auch nicht nehmen ließen den letzten Song im Publikum zu spielen.
BLAZE
Selten habe ich einen energiegeladeneres Konzert gesehen als den BLAZE-Gig im Vorprogramm von SAVATAGE zu Beginn des Jahres. Und auch diesmal hampelte der ehemalige MAIDEN-Frontmann wieder wie von der Tarantel gestochen über die Bühne, bemühte dabei diverse 'Prollgesten' (wie ein Kumpel von mir treffend bemerkte), band die Fans immer ins Geschehen ein und war auch noch gut bei Stimme. Im Vergleich zum Gig im Januar turnten er, Jack Slater (g.) und Steve Wray (g.) zwar nicht ganz so viel über die Bühne, aber gab es dafür auch deutlich weniger Platz. Ganz abgesehen davon, dass diesmal statt 1.500 nur etwa 200 Metalheads vor der Bühne standen. Die feierten BLAZE und seine schwer posenden Mitstreiter dafür vom ersten Ton des Openers "Kill And Destroy" ab und sangen bei "Ghost In The Machine" locker für 600 Kehlen. Der Schwerpunkt der Setlist lag diesmal natürlich auf den Songs des neuen Albums "The 10th Dimension", die live eine ganze Ecke härter und lebendiger klingen, als auf dem nur guten Silberling. Bei "Speed Of Light" gab es wieder einmal eine kleine, bangende Rothaarige zu bewundern und auch sonst flogen eine Menge Haare und Fäuste durch die Luft. Aufgelockert wurde das Ganze mit Songs des erstklassigen Debüts "Silicon Messiah" und dem MAIDEN-Song "Man On The Edge". Wieder einmal ein erstklassiger Gig!
OVERKILL
Nach einer etwas längeren Umbaupause (knapp 40 Minuten) begann dann endlich das Intro zu "Coma" und OVERKILL luden ein zu einem wahren Best-Of-Gig abzuliefern. Jeder, der die Band schon mal live gesehen hat, kennt die Energie, die von Blitz, D.D. und co. ausgeht und so dürfte die Setlist ausreichen, um jedem, der nicht da war das Wasser im Munde zusammen laufen zu lassen. "E.vil N.ever D.ies", "Battle", "Deny The Cross", "Hello From The Gutter", "Wrecking Crew", "Powersurge" usw. usw. Klassiker reihte sich an Klassiker. Dabei war Blitz exzellent bei Stimme und glänzte mit unterhaltsamen Ansagen, D.D. war extrem agil und hat endlich seinen komischen Bart ab und auch der Rest der Band ließ ordentlich die Matten kreisen und entfachten eine unglaubliche Power. Kein Wunder, dass die mittlerweile etwa 350 Anwesenden die New Yorker nach allen Regeln der Kunst abfeierten. Zumal es mit "Shred" und "The Years Of Decay" auch echte Überraschungen in der Setlist gab, die fast keine Wünsche offen ließ. Logisch. Alle Hits können OVERKILL in 90 Minuten nie spielen. Dazu reichen nicht mal drei Stunden. Und so fehlten diesmal Killer wie "Rotten To The Core", "Feel The Fire", "Thanx For Nothing" oder "Genocya", aber darüber will ich mich gar nicht beschweren, da die ausgesuchten Stücke perfekt wiedergegeben wurden. Da auch der Sound ab der Mitte des zweiten Songs druckvoll und klar durch die Boxen rauschte, bleibt absolut nix zu nörgeln übrig. Übrig bleibt nur die Feststellung, dass OVERKILL live immer noch 99% aller Bands locker an die Hallenwand zocken.
SETLISTS:
WICKED MYSTIC
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Bleeding
Toxemia
Hollow Phrase
Knight Errant
Mournful Reign
Mindbomb
Maiden
BLAZE
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Kill And Destroy
Forgotten Future
Ghost In The Machine
Stranger To The Light
Speed Of Light
Man On The Edge
Silicon Messiah
The 10th Dimension
OVERKILL
======================
Coma
E.vil N.ever D.ies
Battle
Deny The Cross
Hello From The Gutter
Wrecking Crew
Powersurge
Necroshine
Let It Burn
The Years Of Decay
Shred
I Hate
Thunderhead
Long Time Dyin'
Hammerhead
Elimination
In Union We Stand
Fuck You
- Redakteur:
- Peter Kubaschk