PAPA ROACH, EMIL BULLS, CALLEJON - Offenbach

07.10.2017 | 20:03

28.09.2017, Neue Stadthalle

Und die Stadthalle bebt!

Ich kenne Leute, die schon nur 'Cut...' zu hören brauchen und sie ergreifen die Flucht. Ach, wie gut, dass PAPA ROACH sich den ewigen Gassenhauer der Band bis zum Schluss aufhob und die Stadthalle in Offenbach zunächst mit einem bunten Mix aus neuen Stücken der aktuellen "Crooked Teeth"-Platte und Schätzen aus der Truhe mit den bekanntesten Hits der Band zum Beben brachte.

Doch eins nach dem anderen: Denn schon vor dem Beginn der Tournee sorgte das Line-Up für einiges Aufsehen. Nachdem FRANK CARTER AND THE RATTLESNAKES aus gesundheitlichen Gründen ihre Teilnahme an den Europa-Terminen absagen musste, (dazu das Facebook-Statement von Sänger Frank Carter: "Dämonen haben die Macht übernommen und ich muss mich auf die Suche nach dem Licht in meinem Inneren machen, das mir den Weg aus diesem schwarzen Loch weist." - An dieser Stelle gute Besserung), rutscht EMIL BULLS spontan noch in die Aufstellung des Abends. Verdient, wie die Crossover-Metaller in Offenbach beweisen. Mit ihrer Melange aus harten Gitarren und melodiösem Gesang holen sie das Publikum genau dort ab, wo es steht: Denn wie die Musik der Herren auf der Bühne sind auch die Zuschauer: Bunt gemischt - von Metaller über Punk bis hin zum Goten sind hier in der Stadthalle an diesem Abend Vertreter jeglicher Szenen vor Ort.

An diese Leistung der EMIL BULLS muss die nachfolgende Gruppe erst einmal anknüpfen. Zwar nicht ganz so differenziert und gefühlvoll, jedoch mit nicht minder viel Power und Energie, präsentiert sich nun CALLEJON. Sichtlich gut gelaunt springt Sänger Bastian Sobtzick über die Bühne. Das steckt an und so braucht es keinerlei Aufforderung zum Mitmachen, damit die Zuschauer es dem Frontmann der Metalcore-Band gleich tun. Spätestens zu 'Schwule Mädchen' werden auch die ersten Chöre im Publikum laut. Schon nach weniger als zwei Stunden Konzertdauer und kurz nach Beginn der zweiten Vorband hat sich die Offenbacher Stadthalle in einen dampfenden Hexenkessel verwandelt.

PAPA ROACH hat somit von Anfang an leichtes Spiel und so lassen die Nu Metaller aus Amerika ihre Fans auch nicht unnötig lange warten. Wenige Minuten nach 21 Uhr fällt im wahrsten Sinne des Wortes der Schleier. Hinter dem verbergen sich die vier Mitglieder der Band, eine weibliche Computerstimme fordert die Zuschauer zu "F**k Papa Roach"-Sprechchören auf, während hinter dem Vorhang die Mittelfinger in die Höhe gereckt werden. Auch nach mehr als zwanzig Jahren Bandgeschichte bleibt PAPA ROACH dem Rebellen-Image treu und startet die Headliner-Show in Offenbach mit dem Titeltrack der neuen Platte, 'Crooked Teeth'. Dennoch wirken die Jungs um Sänger Jacoby Shaddix wesentlich gefestiger und bodenständiger als bei ihrem letzten Besuch in der Republik. Eine große Show mit irgendwelchen reißerischen Special Effects bringt PAPA ROACH nicht auf die Bühne, dafür zeigt sich die Band mit einer grundsoliden musikalischen Leistung ohne jegliche Ausfälle.

Mit Songs wie 'Getting Away With Murder' oder 'Between Angels And Insects' setzt PAPA ROACH auf eine unverrückbar sichere Bank, was die Setliste betrifft. Diese Klassiker der Nu Metaller kann beinahe jeder im Publikum mitsingen und genau das tut die vermutlich ausverkaufte Halle auch. Denn zahlreich sind Sie erschienen, zum heutigen Abend. Bis zur Flügeltür des Konzertraums stehen die Zuschauer, auch die Plätze auf den bei Konzerten dieser Art sonst eher unbeliebten Sitztribünen sind fast ausnahmslos gefüllt. Stillhalten ist dort jedoch genauso wenig wie vor der Bühne. Groovende Songs wie 'Born For Greatness' lassen den Boden der Stadthalle beben, wenn Tausende Menschen der Aufforderung von Jacoby Shaddix zum Springen folgen. Und auch bei der Blur-Cover 'Song Two' erweisen sich die Offenbacher Fans zumindest im Refrain als text- und taktsicher. Whooo-Hooo ;) !

Doch PAPA ROACH wäre nicht PAPA ROACH, wenn auf der Bühne nicht auch ordentlich geflucht und zudem das Zeitgeschehen im Auge behalten werden würde: In den Song 'Forever' verpackt die Band mit Teilen des LINKIN PARK-Titels 'In The End' eine kleine Hommage an den verschiedenen Chester Benningfield. Und 'American Dreams' braucht eigentlich keine lange Erklärung in diesen Zeiten. Schließlich ist es jedoch so weit und schon nach dem berüchtigen 'Cut...' hat Jacoby Shaddix die ohrenbetäubenden Kreischer der Mädels aus den ersten Reihen im Sack. Als einen der letzten Songs haben sie ihn doch ausgepackt. 'Last Resort' natürlich. All jene, die in meiner Umgebung genervt mit den Augen rollen, werden schließlich mit dem Rausschmeißer '...To Be Loved' jedoch versöhnt. Sie können es eben einfach immer noch, die Jungs von PAPA ROACH.

Setliste: Crooked Teeth, Getting Away With Murder, Between Angels And Insects, Face Everything And Rise, Geronimo, Born For Greatness, Scars, Periscope, Gravity, Song 2, Traumatic, Forever, American Dreams, She Loves Me Not, Lifeline, Help, None Of The Above, Dead Cell, Last Resort, ...To Be Loved

Redakteur:
Leoni Dowidat

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