PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB - Annaberg-Buchholz

10.11.2011 | 10:50

01.10.2011, Alte Brauerei

PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB holt aus zur zweiten Runde der "Helios" & "Boaphenia"-Tour.

Nachdem im Frühjahr dieses Jahres die deutsche Indie-Band PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB die Alben "Helios" und "Boaphenia" im frischen Soundgewand neu auflegte, folgte dazu eine Tour, bei der jeweils die ersten elf Lieder der zwei Alben zum Besten gegeben wurden. Jetzt im Herbst folgt "Part 2", bei dem nun Auszüge aus beiden Alben und andere Perlen aus der Bandgeschichte dargeboten werden.

Dazu verschlägt es die Band nach Annaberg-Buchholz. Bereits 2008 konnte die Alte Brauerei den Meister begrüßen und auch an diesem Abend folgen die Fans in das Erzgebirge. Mit knapp 400 Gästen ist die Location zwar nicht ganz ausverkauft, aber es reicht für hohe Temperaturen und viel Körperkontakt. Club-Atmosphäre pur also. Schließlich ist diese Besucherzahl eher selten.

Den Anfang machen die DONKEY PILOTS mit Blow Rock, wie sie selbst sagen. Die Jungs aus der Provinz geben sich redlich Mühe, die Gäste zu begeistern. Doch wie das eben bei Vorbands ist, sieht man von totaler Begeisterung bis hin zur Genervtheit alle Gesichtsausdrücke. Dabei ist ihre rockige Mischung mit psychedelischen und progressiven Elementen gar nicht mal so schlecht. Aber trotzdem warten ja alle nur auf den Hauptact.

Nach kurzer Pause geht das Licht aus und immer mehr Besucher drängen nach vorn, um ihrem Idol ganz nah zu sein. Mit viel Beifall wird die Band begrüßt, die mit 'Euphoria' den Abend beginnt. Durch die kleine Bühne fallen großartige Bewegungseinsätze aus, doch auf die typischen wirren "Boa-Handbewegungen" muss niemand verzichten. Die Flasche Rotwein steht auch an ihrem Platz, also kann es ja losgehen. Allerdings wirkt der Sänger zu Beginn, als ob er mit angezogener Handbremse singt. Irgendwie kommen die ersten Songs, wie beispielsweise 'Pretty Bay' oder 'Galerie der Fälschungen', langweilig rüber. Im Vergleich zum letzten Auftritt gibt sich BOA heute eher wortkarg und singt die Lieder emotionslos herunter. Erst 'Hyperactive Cracker' lässt die Menschen auf und vor der Bühne aus ihrer Lethargie erwachen. Nun wird das Ganze doch recht angenehm und die Fans können sich beispielsweise über die Klassiker 'Love On Sale', 'Speed' oder 'Deep in Velvet' freuen. Die Temperaturen erreichen Rekordniveau, doch davon lassen sich die Gäste nicht die Stimmung verderben, als mit 'Diana' der letzte Song angekündigt wird.

Logischerweise wird mehr gefordert, als die Musiker erst einmal die Bühne verlassen. Lange braucht auch niemand zu warten, denn schon bald lassen sich die Künstler wieder blicken und weiter geht es mit dem Zugabe-Set. Das beginnt mit 'I`don’t Need Your Summer' und hat zudem das geniale 'Fine Art In Silver' im Gepäck. Die Besucher feiern den noch immer wortkargen BOA. Der will sich mit 'Container Love' schon wieder verabschieden. Gut, er tut es danach auch, doch so schnell ist er dann auch nicht weg, schließlich fehlt noch das obligatorische Schlusslied. Die Fans geben noch einmal alles und rufen die Band herbei.

Zugabe-Runde zwei kann mit dem Über-Hit 'And Then She Kissed Her' aufwarten, bei dem auch in den letzten Reihen die Begeisterung angekommen ist. Das JOY DIVISION-Cover 'Love Will Tear Us Apart' kommt ebenfalls gut beim Publikum an. Wer bis jetzt schon wild getanzt hat, muss noch einmal die letzten Reserven mobilisieren, denn das schnelle 'Kill Your Idols' beschließt den Abend in der Alten Brauerei in Annaberg-Buchholz.

Die Band ist recht schnell verschwunden, obwohl sie lang anhaltenden Applaus bekommt. Aber irgendwie scheint sie froh zu sein, dass das Konzert vorbei ist. Muss man sonst bei den Auftritten mit der Gradwanderung zwischen Genialität und totaler Reinfall klarkommen, so war das heute nur Durchschnitt. Gerade im Frühjahr in Dresden konnte die Band mit einem tollen Konzert begeistern. Im Vergleich dazu war das heute eher ein lauwarmer Aufguss. Sicher, musikalisch passte alles, doch war das kein Konzert, an das man sich noch lange erinnert. Dafür fehlte es einfach an Begeisterung auf der Bühne.

Redakteur:
Swen Reuter

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