POLARIS, SILENT PLANET, THORNHILL und PALEDUSK - München

29.03.2024 | 12:30

16.03.2024, Backstage Werk

Core aus aller Welt.

Mit PALEDUSK steht ein japanisches Power-Quartett auf der Bühne und hat als erste Band die Aufgabe, das Publikum an diesem Samstagabend wachzurütteln. Dafür geben die Jungs auf der Bühne auch echt alles. Gerade der Gitarrist und der Sänger verbringen die meiste Zeit des Auftritts in der Luft und nicht auf dem Bühnenboden. Dauerhaft wird gesprungen, gekickt, und so weiter, es ist so viel los, da weiß ich gar nicht, wo ich nun hinschauen soll. Die Musik ist schnell und weist einige elektronische Spielereien auf, insgesamt fehlt jedoch ein bestimmendes Motiv, ein roter Faden in dem ganzen Kuddel-Muddel aus Einspielern, Sound-Effekten, Gitarre, Schlagzeug und Rumgeschreie. Für mich klingt dieser "J-Metalcore" nach einer Mischung aus – wer hätte es gedacht – Metalcore und einem Anime-Intro, was von einigen gesungenen oder gesprochene Passagen auf Japanisch noch verstärkt wird. Und wenn die überdrehten Soundeffekte dann auch noch mit einem "Na na na na"-Gesang kombiniert werden ist der Fremdscham-Faktor für mich einfach zu hoch. All das findet sich in 'Rumble', womit der Auftritt dann zum Glück auch endet. Eine grandiose Bühnen-Show mit richtig Action bietet PALEDUSK ja, nur kann ich leider mit der Musik nichts anfangen.

Setliste: Lose Yourself; AREA PD; BLACK ICE; I'm Ready To Die For My Friends; SLAY!!; PALEHELL; RUMBLE

Als nächstes ist THORNHILL dran, die Australier habe ich im November schon mal als Vorband für HOLDING ABSCENCE gesehen. Wie auch beim letzten Mal liefern sie eine solide Performance ab, jetzt in der größten Konzerthalle des Backstage. Das Tempo wird im Vergleich zu den Japanern deutlich reduziert und es gibt auch einige ruhigere Stellen, in denen Frontmann Jacob Charlton mit seiner hervorragenden Stimme punkten kann. Damit geht jedoch auch einher, dass auf der Bühne sehr viel weniger los ist, der Schlagzeuger und die beiden Gitarristen sind unauffällig und Jacob ist der Einzige, der sich etwas mehr bewegt. Er macht ein paar kleine Hopser und spielt mit seinem Mikrofonständer. In Sachen Bühnenshow verlieren sie also eindeutig gegen die Vorband, das sind aber auch harte Gegner. Dafür punktet THORNHILL bei mir mit deutlich besserer Musik, auch das Publikum zeigt seine Anerkennung mit den ersten Crowdsurfern des Abends. Wie die Japaner zuvor spielt die Band für 30 Minuten und gibt dann den Stab weiter.

Setliste: Views From The Sun; Coven; Obsession; Leather Wings; Raw; Casanova; Where We Go When We Die

SILENT PLANET darf als dritte Vorband auf die Bühne. Das Tempo und somit auch das Energielevel wird von den Amerikanern wieder deutlich erhöht. Für die Bühnen-Show findet die Band ein gutes Mittelmaß zwischen den hyperaktiven Japanern und den ruhigen Australiern. Haare fliegen und hin und wieder springt auch einer der Gitarristen. Die Menge macht jetzt auch richtig mit: Es wird gesungen und auf Anweisung des Sängers gibt es sogar einen kleinen Circle Pit. Garrett Russell schreit mehr als sein australischer Vorgänger, das ist auch besser so, denn beim Klargesang kann er Jacob Charlton nicht das Wasser reichen. Nach den ersten paar Liedern entledigt Garrett sich seines Shirts, was ich nachvollziehen kann, denn im Backstage Werk ist es inzwischen richtig warm geworden. Daran ist die aktive Menge schuld, die ganzen Crowdsurfer und hin und wieder auch ein Pit heizen dem Backstage ordentlich ein. Neben dem eigentlichen Konzert gibt es noch ganz andere Kämpfe auf der Bühne und im Bühnengraben, denn die Band und einige Unbekannte liefern sich dort ein Gefecht mit Nerf-Guns. Nach ca. 45 Minuten beenden auch die Australier ihren Auftritt. Es folgt eine Umbaupause und dann, wofür alle hier sind, der Headliner POLARIS.

Setliste: Offworlder; Collider; Panopticon; Euphoria; Dreamwalker; Antimatter; Panic Room; :Signal:; Anunnaki; Trilogy

Im Fotograben des Headliners POLARIS muss ich erstmal einem fliegenden Drink ausweichen. Diese fliegenden Plastikbecher sehe ich heute im Backstage häufiger und habe wenig Verständnis dafür. Vor allem, nachdem so ein Becher gut und gerne fünf Euro kostet... Aber na ja, vielleicht hat sich da jemand von der Stimmung mitreißen lassen. Die Menge ist nun wirklich in Top-Laune, schickt pausenlos Crowdsurfer los und bildet bei einigen Liedern auch einen ordentliche Moshpit im Zentrum der vom Backstage richtig ausgeschilderten "Arena". Das Einzige, was die Stimmung hin und wieder dämpft, ist die Band selbst. Andauernd wird zwischen Songs eine Pause gemacht, in der die Bühne kurz schwarz wird und dann kommt irgendein Gelaber vom Frontmann Jamie Hails. Da gibt er zwar durchaus manchmal Sinnvolles von sich, wie zum Beispiel ein Danke an das Publikum, die Crew oder die Vorbands. Insgesamt macht er das jedoch zu oft und redet dabei auch noch um den heißen Brei herum. In der Zeit, die er mit Sprechen verbracht hat, wäre locker noch ein Lied mehr drin gewesen.

Tut die Band jedoch das, wofür ich hierhergekommen bin, nämlich Musik darbieten, machen die Australier alles richtig. Der gutturale Gesang von Jamie kann sich auch live hören lassen und vom Klargesang von Jake Steinhauser, der eigentlich mit dem E-Bass genug zu tun hat erwarte ich nicht so viel, dieser stellt sich jedoch auf jeden Fall als besser heraus als der bei SILENT PLANET. Gitarre und Schlagzeug sind ebenfalls gut, hier höre ich kaum Unterschiede zur Studio-Version. Die Bühnen-Show ist auf demselben Niveau wie die von SILENT PLANET – nur gibt es bei POLARIS nicht zusätzlich noch eine Nerf-Schlacht. Stattdessen gibt es nur einen kurzen, aber koordinierten Angriff in dem Moment, als Jamie in einer seiner Laber-Einheiten SILENT PLANET dankt. Da haben plötzlich alle Bandmitglieder eine Waffe in der Hand und schießen auf die hinter dem Vorhang versteckte Band.

Zu 'Martyr (Waves)' zückt die Menge die Smartphone-Taschenlampen, ein solcher Song darf wohl in keiner ordentlichen Setliste des Headliners fehlen. POLARIS platziert ihn klugerweise ziemlich in der Mitte ihres Auftritts und verschafft der Menge so eine kleine Verschnaufpause zwischen dem härteren Stoff. Zum Ende des Auftritts lernen die Australier dann noch eine deutsche Spezialität kennen. In der Pause zwischen zwei Liedern bewegt sich ein sportliches Paar als Crowdsurfer im Doppelpack von ganz hinten nach ganz vorne und wird dabei von Band und Publikum bewundert und angefeuert. Die Basis bildet dabei ein klassischer Crowdsurfer. Auf diesem steht, so aufrecht wie möglich, eine Dame.

Setliste: Harbinger; Nightmare; Hypermania; With Regards; Lucid; All Of This Is Fleeting; Landmine; Overflow; Martyr (Waves); Parasites; Dissipate; Masochist; Inhumane; Pray For Rain; The Remedy

Viermal Core im Backstage Werk an einem Samstagabend? Da kann ich mich eigentlich nicht groß beschweren. Höchstens über die kurzen Auftritte, denn zweimal nur eine halbe Stunde kann einer Band einfach nicht gerecht werden. Und jede der vier wild vom gesamten Globus zusammengepickten Bands, hat ihre eigenen Stärken, die sie sehenswert machen. So kann ich die Tour von POLARIS jedem nur wärmstens empfehlen. Ein paar wenige Termine stehen ja noch an...

Redakteur:
Noah-Manuel Heim

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