PRETTY MAIDS, PINK CREAM 69 - Burgrieden
02.04.2018 | 12:3923.03.2018, Riffelhof
Binnen drei Monaten gastiert PRETTY MAIDS bereits zum zweiten Male im Riffelhof zu Burgrieden und zum wiederholten Mal gelingt es den überaus sympathischen Dänen, selbigen bis auf den letzen Platz zu füllen. Im Dezember vergangenen Jahres warteten sie noch mit einer sehr speziell angekündigten Setliste auf, welche ihr komplettes "Future World"-Album enthielt, um dessen dreißigjähriges Bestehen gebührend zu zelebrieren. Der heutige Sonntagabend sollte derweil allerdings im Zeichen ihrer aktuellen Veröffentlichung "Kingmaker" stehen und stellt zudem das letze Konzert dieser Europa-Tour auf deutschem Boden dar.
Wie sehr sich dann letzten Endes die aktuelle Setliste von der damaligen tatsächlich unterscheiden sollte, erfahrt ihr etwas später. Mit den Karlsruhern PINK CREAM 69 im Schlepptau verwundert es dann wohl auch keinen Hard-Rock-affinen Fan ernsthaft, dass bereits im Vorfeld der Konzertreise mehrere der gebuchten Venues "Sold Out!" vermeldeten.
Der Riffelhof ist eine 2007 erbaute Event-Location, grob umschrieben in der Nähe von Ulm gelegen und ermöglicht seinen Besuchern durch eine günstigen Anbindung zur Autobahn eine relativ unkomplizierte Anreise. Die Location ist dem Status des Geheimtipps längst entwachsen und stellt für die Region mittlerweile eine feste und verlässliche Institution dar, wenn es sich um anspruchsvolle Musikveranstaltungen dreht. Y&T, SHAKRA, TYKETTO, DOKKEN, KISSIN DYNAMITE, MIKE TRAMP und GEOFF TATE sind nur einige der international aufgestellten prominenten Gäste, welche hier seit Jahren mehr oder weniger regelmäßig ein- und ausgehen. Schenkt man Aussagen einiger dieser besagten Künstler Glauben, so herrscht im Riffelhof eine ganz besonderen Wohlfühlatmosphäre und Herzlichkeit, mit welcher sie hier von den Betreibern Susi und Marc immer wieder aufs neue begrüßt und betreut werden. Zudem haben sich auch die meist sehr euphorischen Publikumsreaktionen, für welche das Riffelhof-Publikum mittlerweile bekannt ist, unter den Bands herumgesprochen, und bieten schon deshalb zusätzlichen Anreiz um hier aufzutreten.
PINK CREAM 69 veröffentlichte letztes Jahr mit "Headstrong" für mich nicht nur das mit Abstand beste Hard-Rock-Album des Jahres 2017, sondern zugleich auch ihre stärkste Veröffentlichung seit seligen "One Size Fits All"-Tagen. Das Album besticht durch eine dermaßen hohe Hitdichte, wie sie andere Genre-Kollegen oftmals nicht auf mehreren Veröffentlichungen verteilt vorzuweisen haben. Dass die Band diesbezüglich wohl ähnlicher Ansicht ist, zeigt sich schon alleine an der Tatsache, dass sich gleich fünf Songs dieses Albums in der heutigen Setlist wiederfinden. Pünktlich um 20 Uhr betreten die Protagonisten unter großem Jubel für die nächsten gut sechzig Minuten die Bühne. Mit tollem Sound ausgestattet legt der Fünfer dann auch sogleich mit 'We Bow To None' äußerst selbstsicher los. Die Band variiert ihr Set am heutigen Abend dabei zudem äußerst gekonnt und so wechseln sich immer wieder neuere Kompositionen wie 'Path Of Destiny' oder dem aktuellen Überhit 'Man Of Sorrow' mit unverzichtbaren Klassikern der Marke 'Welcome The Night', 'Do You Like It Like That' oder 'Shame' ab. Dass es dabei zu keinerlei Qualitätsabfall kommt, unterstreicht einmal mehr die besagte Klasse des "Headstrong"-Albums.
Die Band tritt als Einheit auf, zeigt sich zudem in bestechender Spiellaune und spielt ihre langjährige Bühnenerfahrung gekonnt aus, weshalb der Funke von der ersten Note an direkt auf das wieder einmal feierwütige Publikum des Riffelhofs überspringt. Sichtlich von den überschwänglichen Publikumsreaktionen angestachelt, schaukelt sich die Stimmung im Verlauf des Sets immer höher, sodass der Auftritt der Pinkies zum wahren Triumphzug avanciert. Frontmann David Readman glänzt zudem durch ein äußerst sympathisches Auftreten und überzeugt mit einer exzellenten Darbietung seiner Sangeskünste, welche sowohl seine rockige als auch bluesige Stimmfärbung perfekt zur Geltung bringt. Nach sechzig schweißtreibenden Minuten ist dann aber leider auch schon wieder Schluss und alle Anwesenden sind sich im Anschluss einig, dass dieser Auftritt definitiv mehr Spielzeit verdient hätte. Schaut man sich anschließend im Publikum um, blickt man in ausnahmslos zufriedene und strahlende Gesichter. Über das normale Ziel eines "Anheizers" sind die Jungs von PINK CREAM 69 meilenweit hinausgeschossen und zementierten mit ihrer heutigen Darbietung nochmals nachhaltig ihren eigenen Headliner-Status. Der Weg für die PRETTY MAIDS ist also mehr als perfekt geebnet und das Publikum bereits in bester Betriebstemperatur.
Setliste: We Bow To None; Welcome The Night; Keep Your Eye On The Twisted; Path Of Destiny; Talk To The Moon; Lost In Illusion; Man Of Sorrow; Walls Come Down; Livin My Life For You; Bloodsucker; Do You Like It Like That; Break The Silence; Shame
Wer schon jemals in den Live-Genuss der Dänen kam, weiß, was ihn die nächsten gut eineinhalb Stunden erwartet – nämlich "Danish Dynamite" in Reinkultur. Mit 'We Came To Rock', 'Yellow Rain', 'Rodeo', 'Eye Of The Storm', 'Love Games' und natürlich dem unverzichtbaren 'Future World' liegt der Songschwerpunkt trotz Ankündigung als "Kingmaker Tour" dann aber doch wieder auf ihrem einstigen Erfolgsalbum aus dem Jahre 1987. Das "Kingmaker"-Album selbst erfährt eigentlich nur durch seinen genialen Titelsong, 'Face The World' und 'Bull's Eye' Aufmerksamkeit. Wie man dies zu finden hat, darf jeder der Anwesenden für sich selbst entscheiden. Bis auf das verzichtbare 'Eye Of The Storm' kann ich persönlich mit dieser Songauswahl mehr als gut leben, handelt es sich doch ausschließlich um unsterbliche Klassiker des stetig wachsenden Repertoires der PRETTY MAIDS. Neu-Drummer Allan Sørensen liefert eine solide Vorstellung ab, wohingegen die Hinzunahme des bekennenden KISS-Fans Chris Laney, der stets zwischen Keyboard und zweiter Gitarre wechselt, sich für die Band mittlerweile mehr als bezahlt gemacht hat. Zusammen neben Ausnahmesänger Ronnie Atkins und Rene Shades am Bass bildet er den dritten Aktivposten auf den Bühne und sorgt mit seinem Spiel zusätzlich für einen wesentlich druckvolleren Sound.
Ken Hammer war, ist und bleibt vermutlich bis in alle Ewigkeiten der Riff-Meister an der Gitarre. Er verzichtet auf ein oftmals von Gitarristen gerne zur Schau gestelltes übertriebenes Stageacting und beeindruckt hingegen einzig und allein durch seine Präsenz in Kombination mit sensationellem Gitarrenspiel, welches er mit einem dicken Grinsen im Gesicht fabulös zelebriert. Mit dem balladesken 'Walk Away' vom 1994 erschienen Album "Scream" gelingt den Dänen dann doch noch zumindest eine kleine Überraschung am heutigen Abend, der Rest des vorgetragenen Materials besteht dann zum Großteil auch verständlicherweise wieder aus unverzichtbaren Klassikern der Marke 'Pandemonium', 'Little Drops Of Heaven', 'Red Hot And Heavy' und der Abrissbirne 'Back To Back'. Zu guter Letzt möchte ich hier zum Abschluss aber Ausnahmesänger Ronnie Atkins nochmals explizit hervorheben, da er in meinen Augen einer der besten noch lebendigen Frontmännern im gesamten Musikbusiness darstellt. Er wird von einer so positiven Aura on Stage umgeben, dass man als Zuschauer förmlich an ihm klebt, und zudem ist er mit einer einzigartigen Stimme gesegnet, wie man sie leider nicht allzuoft zu hören bekommt.
Setliste: Mother Of All Lies; Kingmaker; We Came To Rock; Face The World; Walk Away; I See Ghosts; Yellow Rain; Rodeo; Eye Of The Storm; Pandemonium; I.N.V.U.; Bull's Eye; Little Drops Of Heaven; Red Hot And Heavy; Back To Back; Future World; Love Games
Fazit: Der Gewinner des heutigen Abends war in jedem Fall jeder einzelne Zuschauer, der diesem großartig zusammengestellten Package beiwohnen durfte. Zwei Bands mit jeweiligem Headliner-Status, die sich am heutigen Abend absolut auf Augenhöhe präsentierten, zeigten sich unter perfekten Soundbedingungen in blendender Spiellaune. Von dieser Vorstellung können sich einige junge, aufstrebende Bands bezüglich der Einstellung und Attitüde eine extra große Scheibe abschneiden. Alle beteiligten Musiker standen im Anschluss dem Publikum noch für Foto- oder Autogrammwünsche zur Verfügung, was für mich nochmals eine gute Überleitung darstellt. Wie immer war auf das Riffelhof-Publikum trotz eines Sonntagabends wieder mal Verlass und es hat durch seine ausgelassene Stimmung einen großen Teil zum Gelingen dieses in allen Belangen speziellen Abends beigetragen. So machen Konzerte Spaß! Mich wird man mit Sicherheit auch künftig noch des Öfteren hier im Riffelhof in Burgrieden antreffen.
Bilder: Tobias Vogel (Tobis World Of Rock And Metal)
- Redakteur:
- Mahoni Ledl