PRO-PAIN - Lünen

17.01.2015 | 22:37

22.12.2014, Das Greif

Hardcore-Spaß der kurzweiligen Sorte.

Ich muss zugeben, dass ich PRO-PAINs noch aktuelles Werk "The Final Revolution" zu schlecht behandelt habe. Macht sie in den ersten zwei, drei Wochen doch viel Spaß und hat auch einige ordentliche Brecher auf der Habenseite, entfaltet dieses Monster nach mehrmaliger Beschallung seine gesamte Macht. Die Riffs sind messerscharf, der Nacken wird auf das Äußerste strapaziert und die Galle, die Fronthühne Gary Meskil reihenweise abfeuert, passt zur aggressiven Ausrichtung wie die Faust aufs Auge. Darum lasse ich mich auch nicht zweimal bitten und stolziere voller Vorfreude und positiver Anspannung nach Lünen, um die Hardcore-Legende PRO-PAIN in Aktion zu sehen.

An diesem Donnerstagabend ist das Greif in Lünen ordentlich gefüllt, denn nicht nur ich habe Bock auf eine deftige Portion PRO-PAIN. Ich untertreibe, denn PRO-PAIN wird hier und heute vor beinah ausverkauftem Hause die Korken knallen lassen. Bevor die New Yorker jedoch zum Zuge kommen, stürmt zunächst MAY THE FORCE BE WITH YOU, von denen ich leider nicht viel mitbekomme, und die Belgier von POWERSTROKE die Bühne. Mit ihrem nunmehr dritten Studioalbum "In For A Penny, In For A Pound" begleiten Bavo Coene und der Rest seiner Mannschaft PRO-PAIN auf ihrer gesamten Europatour. Doch der berühmte Funke will in Lünen bei aller Liebe nicht überspringen. POWERSTROKEs schwer definierbare Mischung aus Hardcore-, Death- und Thrash Metal weckt nur die Wenigsten auf, so sehr sich die Band auch bemüht. Zwar wird gerade zum Ende hin ein wenig geklatscht und bei 'Once We Were Kings' und dem abschließenden 'Going Down In Style' zumindest verhalten mit dem Kopf genickt, doch auf viel Begeisterung oder gar Gegenliebe stoßen die Jungs heute Abend nicht. Und auch ich habe schon bessere Vorgruppen gesehen, die es schafften, trotz ihres Underground-Daseins ein wahres Feuerwerk zu entfachen. Davon ist POWERSTROKE weit entfernt, doch PRO-PAIN steht bereits in den Startlöchern, um Lünen aufzuwecken.

So ist die Wartezeit zum heutigen Hauptact wenigstens nicht ganz so langwierig. Mit unheimlicher Vorfreude, neueste Kracher der Marke 'The Final Revolution', 'Problem-Reaction-Solution' oder 'Can't Stop The Pain' zu hören, stürmt PRO-PAIN recht zeitig die Bühne, macht kurzen Prozess und feuert 'Deathwish' in die Menge. Gleich nach diesem Beginn ist das Lüner Publikum voll auf der Höhe und bildet Circlepits in Hülle und Fülle. Auch recht früh stürmen die ersten Stagediver auf die Bühne und der Sound in der Location ist wieder einmal äußerst gut, die nächsten 90 Minuten können kommen. Zu meinem Bedauern soll jedoch nicht mehr viel von "The Final Revolution" folgen, doch bei 14 Studioalben kann man es eh nicht jedem recht machen. So feuert Gary Meskil mit seinen Mannen ein Potpourri aus 22 Jahren PRO-PAIN aus der Hardcore-Kanone. Phillips und Stevens sind an den Klampfen perfekt aufeinander eingestimmt und Sanders prügelt auf sein Drumkit ein, als wäre es das Einfachste der Welt. 'Johnny Black', 'Sucks To Be You' und 'Three Minutes Hate' kommen ebenso zum Zuge wie die üblichen Knüppelbomben 'In For The Kill', 'No Way Out' und 'Shine'. Eine Nummer-sicher-Setliste für die einen, die üblichen schmackhaften Hardcore-Schinken für die anderen. Etwaige Verschnaufspausen gibt es in den 60 Minuten Spielzeit nicht, doch wer Friede, Freude und Eierkuchen will, kann sich ja auf Weihnachten mit den Großeltern freuen. Kurz vorher gibt es noch einmal Hardcore-Groove-Thrash vom Allerfeinsten. PRO-PAIN ist gut drauf, macht kurzen Prozess und das Publikum empfängt die Bandgaben mit Kusshand. Das obligatorische 'Make War Not Love' und 'Foul Taste Of Freedom' beenden schließlich das Set der New Yorker.

Auch wenn ich mir mehr Aktualität gewünscht hätte, blicke ich doch zufrieden auf den Auftritt zurück: Kein Klassiker wurde ausgelassen, Band und Publikum spielten sich die Bälle exzellent zu und sorgten für einen fast rundum geglückten Abend. Auch wenn ich bei POWERSTROKE schon Schlimmes befürchtet habe, so hatte PRO-PAIN ihre Gefolgschaft zu jeder Zeit im Griff und darf gerne wiederkommen. Das hat Spaß gemacht!

Setliste PRO-PAIN: Deathwish, Shreds Of Dignity, Stand Tall, Sucks To Be You, Un-American, Neocon, No Way Out, Unrestrained, Three Minutes Hate, Gone Fishin’, In For The Kill, Fuck It, Draw Blood, The Shape Of Things To Come, Johnny Black, State Of Mine, Shine, Make War Not Love, Foul Taste Of Freedom

Redakteur:
Marcel Rapp

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