Pain - Hamburg

06.10.2011 | 14:01

05.10.2011, Markthalle

Zwei industrielle Vorbands für PAIN - passt schon? Überzeugt nicht, aber der Hauptact reißt es raus.

Auch an einem Mittwochabend füllen PAIN die Markthalle. Doch das Vorprogramm verlangt dem Zuschauer zunächst einiges ab: TURMION KÄTILÖT sind ein bunter Haufen, der optisch überhaupt nicht zusammen passt: Von Metaloutfit und Joker-Make-Up über TURISAS-Schminke bis hin zum Black-Metal-Mantel und Fetisch-Outfit ist alles dabei. Sänger Spellgoth ist so knapp bekleidet, dass seine Genitalien fast herausfallen. Doch die Finnen, deren Bandname übersetzt "Die Hebammen des Verderbens" heißt, geben ordentlich Gas und heizen die neugierigen Zuschauer gut an. Ihre Texte sind teils auf Englisch, den finnischen Teil übersetzen sie an den wichtigen (also anzüglichen) Stellen. Der Sound der Truppe ist allerdings nicht besonders innovativ: Normalem Metal mit ein paar harschen Growls wird etwas Industrial untergemischt, dazu der Bass aufgedreht. Über Durchschnitt geht das nicht hinaus.

Im Anschluss können ENGEL etwas mehr überzeugen, jedoch sind sie nicht optimal abgemischt. Die Musiker bemühen sich und begeistern zumindest die ersten Reihen mit 'Casket Clothing'. Sänger Magnus "Mangan" Klavborn wechselt zeitweise in hohen Gesang, jedoch würde eine Frauenstimme besser zur Musik passen.

Für PAIN stehen gleich vier große Flachbildfernseher auf der Bühne, auf denen während des Auftritts Musikvideos, Filmmaterial von Kriegsschauplätzen, Zerstörung, Politikern und Terroristen und Standbilder passend zum jeweiligen Lied gezeigt werden. Mit 'Let Me Out' starten die Finnen in ein starkes Konzert. Mastermind und Fronter Peter Tägtgren bleibt allerdings wortkarg und fordert die Fans nur zwischendurch zum Klatschen oder Mitsingen auf. Dafür gehen er und seine Mitmusiker gut ab, nutzen die Bühne voll aus und lassen kräftig die Haare kreisen.

Der Funke springt über: Die vorderen Reihen gehen von Anfang an gut mit und stecken nach und nach das übrige Publikum an, bis in der Mitte schließlich ein kleiner Pogo entsteht. Vom aktuellen Album "You Only Live Twice" spielen PAIN noch 'Dirty Woman' und 'Feed The Deamon', später 'The Great Pretender'. Im Vergleich zum 2009er Konzert fällt auf, dass viel weniger Gothics, dafür umso mehr junges Publikum in Metal-Shirts anwesend ist. Aus dem damals aktuellen Album "Cynic Paradise" bringen Peter & Co. 'Monkey Business' und den Partykracher 'I'm Going In' und setzen sich schließlich zu 'Have A Drink On Me' auf ein paar Barhocker (Peter: "Wir werden alt."). Dazu läuft im Hintergrund ein Video mit Tourimpressionen - nicht zum Nachmachen geeignet.

Ebenso wenig Worte wie eingangs verlieren PAIN, als sie die Bühne schließlich nach 'Shut Your Mouth' verlassen. Dafür werfen sie Flaggen, Pleks und Drumsticks in die Menge und lassen sich noch einmal feiern. Ein paar freundliche Worte hat Tägtgren zwischendurch doch: Er hofft, dass diese Nacht alle Zuschauer mit einem Lächeln einschlafen. Mission geglückt: PAIN halten Wort und überzeugen mit einer aufwändigen Show, bei der die Performance zum Glück nicht in den Hintergrund rückt.

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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