Power Of Metal II - Oberhausen

20.09.2011 | 10:39

17.09.2011, Turbinenhalle

Besser hätte es mein werter Kollege Julian Rohrer nicht auf den Punkt bringen können: Zumindest für alle Freunde neuerer Power-Metal-Klänge lief an diesem Abend alles Bestens. Doch der Reihe nach.

Die vor Kraft nur so strotzende "Power Of Metal-Tour 2011" schließt ihre Runde in einer, wie ich finde, bestens geeigneten Location, die man sich für solch ein Bollwerk an Metal nur vorstellen kann. So bitten SKULL FIST, POWERWOLF, GRAVE DIGGER und nicht zuletzt noch die Überflieger von SABATON hunderte Fans in die Oberhausener Turbinenhalle, um die zweite Ausgabe dieser Tour würdevoll zu beenden. Dass hierbei die gesamte Halle gut gefüllt sein wird, ist im Vorfeld ebenso klar, wie die Frage, warum es SABATON sind, die sich über die Headlinerposition freuen können, und nicht die alten Haudegen von GRAVE DIGGER. Aber alles der Reihe nach.

Zunächst betreten um Punkt halb acht die kanadischen Traditionalisten von SKULL FIST die Bühne, um mit ihrem frischen, eingängigen Metal und ihrem neuen Album im Gepäck bereits eine beachtliche Anzahl von Zuschauern vor die Bühne zu locken. Hier kommt in jeder Minute dieses gewisse 80er-Jahre-Flair auf, welches durch schnellere Stücke wie das energische 'Head Öf The Pack' oder das coole 'Cold Nights' bestätigt wird.

Zwar wirkt die stimmliche Leistung von Frontmann Jackie Slaughter anfänglich etwas deplatziert, kann sich im Laufe des Gigs jedoch etablieren. Jener schmeißt indes noch eine überlebensgroße Gummipuppe in die tosende Meute, ehe sich der Auftritt der Buben mit dem ohrwurmtauglichen 'Commit To Rock' langsam dem Ende neigt. Den Jungs merkt man die Hummeln im Hintern an, so kommen sie dank der Mischung aus alt bewehrtem NWoBHM und einer derben Portion Speed-Metal doch bestens in Oberhausen an. Beim abschließenden 'No False Metal' nehmen sich die beiden Gitarristen noch gegenseitig auf die Schulter und so verlassen SKULL FIST nach einer guten halben Stunde Power und unter jubelndem Applaus die Bühne. Ein Auftritt, der zumindest bei mir einigermaßen hängen blieb.

Nach rund 15 Minuten Umbaupause kommen schließlich die Aufsteiger von POWERWOLF in die verdunkelten Hallen und absolvieren einem starken, aber leider viel zu kurzem Gig. Anfänglich gibt die Technik allerdings den Geist auf, wobei Sänger und Prediger Attila Dorn jedoch gute Miene zum bösen Spiel macht und die mehr als gut gefüllte Turbinenhalle mit einer Menge Charme, Humor und Sympathie unterhält.

Nach wenigen Sekunden ertönt schließlich 'Sanctified With Dynamite', der okkult, düstere Flair der Power-Metaller ist greifbar und die Zuschauermenge beginnt zu kochen. Mit einem beeindruckend drückendem Sound, einer bestens abgestimmten Truppe und Stücken wie 'Prayer In The Dark' und 'We Drink Your Blood' können POWERWOLF rundum überzeugen. Dass beim starken 'Raise Your Fist, Evangelist' nicht nur Evangelisten die Fäuste empor strecken, ist ebenso offensichtlich, wie die unbändige Kraft und Spielfreude, die die Herren ausstrahlen. Herr Dorn betont indes noch mal, dass dem im letzten Jahr verstorbenen Ronnie James Dio jene Tour gewidmet ist. Derweil werden die Refrains von 'Resurrection By Erection' und dem passenden 'Saturday Satan' lautstark mitgegrölt, ehe uns der Frontwolf im Gottesdienst-Feeling noch viel Spaß mit den restlichen Bands wünscht und das Programm mit dem Gassenhauer 'Lupus Die' nach einer guten dreiviertel Stunde beendet.

Setlist POWERWOLF: Sanctified With Dynamite, Prayer In The Dark, Raise Your Fist, Evangelist, We Drink Your Blood, Werewolves Of Armenia, Dead Boys Don’t Cry, Resurrection By Erection, Saturday Satan, Lupus Dei

Nach einer wiederum relativ kurzen Umpaupause von 20 Minuten schlägt nun die Stunde der Grab schaufelnden Lokalmatadoren. Mit einem bandtypischen Dudelsack-Intro entern Chris Boltendahl und seine restlichen Totengräber die Bühne. GRAVE DIGGER’s Zeit ist nun gekommen und sie eröffnen mit dem flotten 'Paid In Blood' den Reigen. Derweil fällt die Zuschauerreaktion in der knappen Stunde Spielzeit etwas merkwürdig auf: Bei Gassenhauern wie 'In The Dark Of The Sun' kocht die Menge und hält sich wiederum bei anderen Stücken der Gladbecker merklich zurück. Die Band nimmt es derweil gelassen und feuert das immens starke 'Hammer Of The Scots', sowie das rare 'Wedding Day’ in die Meute.

Nach diesem Doppelschlag schlägt nun die Zeit für eine kleine Besonderheit: Bei einem so reichlich gefüllten Backkatalog und einer leider derart kurzen Spielzeit, machen GRAVE DIGGER das einzig richtige und spielen ein unterhaltsames Medley, bestehend aus dem epischen 'Twilight Of The Gods', 'Circle Of Witches' und dem fiesen 'The Grave Dancer', ehe der "Tunes Of War"-Evergreen 'Killing Time' mit seinem endlos geilen Refrain die komplette Halle verzückt. Die Grabschaufler haben gute Laune und lassen das Publikum diese Spielfreude auch spüren. 'Excalibur' wird somit ebenso herzlich aufgenommen, wie die Grüße Boltendahls an seinen fünfjährigen Nachwuchs-Reaper, der seinen Herrn Papa in einer exzellenten Verfassung sieht. Die letzten beiden Stücke gehören schon zum Standart der Herrschaften, wonach 'Rebellion (The Clans Are Marching)' mit der gleichen Leidenschaft vom Publikum gesungen wird wie das abschließende 'Heavy Metal Breakdown', vor dem sich die Band bei der Crew, den Bands und den Veranstaltern für eine tolle Tour bedankt. Ein gewohnt guter Gig von GRAVE DIGGER, der durch einige Überraschungen bezüglich der Setlist glänzt.

Setlist GRAVE DIGGER: Paid In Blood, In The Dark Of The Sun, Wedding Day, Hammer Of The Scots, Medley: Twilight Of The Gods/Circle Of Witches/The Grave Dancer/Twilight Of The Gods, Killing Time, Highland Farewell, Excalibur, Rebellion (The Clans Are Marching), Heavy Metal Breakdown

Nach einer schier endlos erscheinenden halben Stunde des Wartens ist es nun an der Zeit für den Headliner dieser exquisiten Tour. Und diesen Posten übernehmen in diesem Jahr die schwedischen Überflieger von SABATON, die binnen weniger Jahre einen Höhenflug sondersgleichen hingelegt haben. Während ich persönlich die Schweden völlig überbewertet finde, freut sich nun die gesamte Halle auf den satten Power-Metal und frönt dieser Vorfreude mit lauten SABATON-Sprechchören. Bereits beim beginnenden 'The Final Countdown', dem alten EUROPE-Klassiker, brüllen sich alle Anwesenden die Seele aus dem Leibe, wobei ich mich frage, ob es wirklich nötig ist, dass man den gesamten Song vor den Auftritt packen muss.

Sei’s drum, denn kurze Zeit später betritt eine glänzend aufgelegte Spieltruppe die Bühne, die mit einem bombastischen Sound und dem beginnenden Doppelschlag 'Ghost Devision' und 'In The Name Of God' das Bollwerk eröffnet. SABATON spürt man in jedem Augenblick die immense Spielfreude an und die zusätzlich lauten "Noch ein Bier"-Rufe aus dem Publikum erhöhen bei beinah allen Anwesenden den Spaßfaktor. 'Screaming Eagles', 'Swedish Pagans' und '40:1' werden ebenso kraftvoll aufgenommen wie das bombastische 'Cliffs Of Gallipoli', bei dem sich die Zuschauer von ihrer ausgelassenen Seite zeigen und den Refrain lautstark hinausposaunen. Sänger Joakim Brodén merkt man in seinem Grinsen den Spaß am Unterfangen deutlich an und auch seine Mitstreiter scheinen einen exzellenten Tag erwischt zu haben. Die Riffs sitzen, das Keyboard strotzt vor Bombast und Brodén ist stimmlich wie auch körperlich bestens in Form. 'Purple Heart' beendet schließlich den Hauptteil, ehe nach einer kurzen Verschnaufpause 'Coat Of Arms' die Zugabe eröffnet. Derweil halten sich SABATON nicht an die vorgegebene Setlist und lassen sich von der Audienz zum 'Panzerkampf' überreden. Mit 'Primo Victoria' und dem 'Metal Ripper' wird de,m Publikum schließlich noch einmal alles abverlangt und die Schweden sind sichtlich glücklich über einen rundum gelungenen Auftritt, der nach rund 70 Minuten beendet wird.

Setlist SABATON: Ghost Devision, In The Name Of God, White Death, Screaming Eagles, The Price For A Mile, Swedish Pagans, 40:1, Cliffs Of Gallipoli, Into The Fire/Attero Dominatus, Purple Heart, Coat Of Arms, Saboteurs, Panzerkampf, Primo Victoria, Metal Ripper

So verlassen viele vor Glück und Erschöpfung strotzende Gesichter nach und nach die Turbinenhalle und können auf einen durchaus gelungenen, zweiten, aber hoffentlich nicht letzten Teil der "Power Of Metal"-Tour-Saga zurückblicken. Und wenn alle Anwesenden von einem geglückten Abend erzählen, so macht mich das auch nicht gerade unzufrieden. Der wahre Stahl wurde einmal mehr frenetisch abgefeiert, lautstark und fulminant und so warten wir einmal ab, welches Schmankerl sich die Veranstalter für die nächste Ausgabe einfallen lassen.

Redakteur:
Marcel Rapp

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