Pretty Maids - Ulm

13.02.2001 | 13:36

12.02.2001, Take Off

Wer schon mal im \"Take Off\" zu Ulm war, der kann vielleicht verstehen, warum ich eigentlich gar keinen Bock auf dieses Konzert hatte, obwohl mit den PRETTY MAIDS einer meiner Favorites an diesem Montagabend vor Ort war. Nur soviel: finden dort Konzerte statt (zu 99% nur Hardrock und Melodic Metal Gigs), dann sind diese auch so gut wie immer ausverkauft (ca. 900 Buben und Mädels) ... und dies ist auch das fatale bei der Geschichte - eine Großraumdisco, mit etlichen Pfeilern und Stützen, Zwischenwänden und einer Raumhöhe, die der eines gutbürgerlichen Wohnzimmers entspricht! Nun, könnt ihr Euch vorstellen, wie\'s dort aussieht? Ist der Laden also voll, sehen ca. 75 % der Zuschauer, alles andere, nur nicht das, was auf der \"Bühne\" abgeht ... dabei hätte Ulm bzw. Neu-Ulm mit dem „Roxy“ und „Arts & Crafts“ zwei mehr als perfekte Venues für Veranstaltungen wie diese ... ich kapier‘s einfach nicht!
Gut, nun aber Schluß mit diesem Exkurs in örtliche Gegebenheiten und kommen zum Punkt: CRYSTALL BALL / PRETTY MAIDS!
Um 21 Uhr (30 Minuten später als angekündigt) war es soweit .... Lichter aus für CRYSTALL BALL aus unserem käseproduzierenden Nachbarland, der Schweiz. In diesem Fall kann man \"kaseproduzierenden\" auch wirklich wörtlich nehmen. Auch 12 Stunden nach dem Gig bin ich noch immer geschockt, welchen absoluten Schwachfug man heutzutage auf den Bühnen dieser Welt zu hören bekommt. Anfänglich dachte ich ja noch als ich die Knaben so auf der Bühne sah, hier wird ein Werbespott für ein neues Shampoo oder ähnliches gedreht ... man Jungs, auf diese Lausfänger könnt ihr echt stolz sein! ... aber schnell stellte sich raus, daß dieses oberpeinliche Gepose, vermengt mit brechreizerzeugendem Schönlingsgehabe nichts mit Fernsehwerbung zu tun hat, sondern eine \"Rockshow\" sein sollte. Dieses polierte, langweilige und überaus unoriginelle GOTTHARD-für-Arme (Gott hab sie selig!) Gewäsch nervte 45 Minuten lang dermaßen, daß ich gepaart mit der Lokalitätfrage echt schon gewillt war fluchtartig „den Ort des Verbrechens“ zu verlassen. Naja, immerhin konnten die 5-Alpen-Casanovas ein paar leichtbeschürzte Damen überzeugen (und wenn ich ehrlich bin auch ein paar wohl leicht verwirrte Zuhörer), die ihr Gehör wohl in andere Körperregionen verlegt hatten (temporär zumindest) ... also doch ein Achtungserfolg!?
Der Fairness halber sei erwähnt, daß die Jungs trotz der Bescheidenheit ihrer musikalischen Darbietung durchaus kompetente Instrumentalisten sind, lediglich die kompositorische Seite läßt halt wirklich mehr als zu wünschen übrig ... oder wer will schon eine dreiviertel Stunde lang ein und den selben Song hören, einzig und allein mit leicht verändert, schwülstigen Refrains!? Also ich nicht ...
Schlucken und auf die Zähne beißen, es konnte schließlich ja nur besser ... ach, was sage ich da ... genialer werden! Und diese wurde es auch ...
Eigentlich könnte ich hier schon aufhören, denn wer die MAIDS schon mal live gesehen hat, der weiß, daß die 5 Dänen wohl eine der besten Livebands dieses, unseres Planeten ist ... und genau dies stellten sie auch an diesem letzten Tourtag nochmals mehr als eindrucksvoll unter Beweis. Nach kurzem Intro gab\'s mit \"Sin Decade\" und \"Rock The House\" gleich mächtig einen auf die Zwölf. Weiter ging\'s mit \"Tortured Spirit\" vom aktuellen Album \"Carpe Diem\", das im Verlauf des 90 minüten Sets nur mit \"Wouldn\'t Miss You\" noch einmal zu Liveehren kam. Ansonsten beschränkte man sich auf alte Klassiker und Hits, wie dem genialen \"Savage Heart\", dem obligatorischen Jahrtausendklassiker \"Future World\", \"Red Hot & Heavy\", \"Destination Paradise\" und und und, die von der Menge mehr als abgefeiert wurden ... auch nach fast 20 Jahren und unzähligen Alben sind die PRETTY MAIDS in ihrem Genre einfach unschlagbar. Einziger Kritikpunkt sind die immer und immer wieder eingebauten Mitsingspiele fürs Publikum und das Drumsolo, das wahrlich nicht von schlechten Eltern war, aber würde man diesen Schnick-Schnack auf ein Minimum beschränken, hätte man locker ein oder zwei Songs mehr einbauen können ... naja, nobody is perfect!
Trotz besch... Sicht- und Platzverhältnisse, sowie einem grauenhaften Opener, doch noch ein äußerst gelungener Konzerttag! Qualität hat in der Tat einen Namen - PRETTY MAIDS!

Redakteur:
Oliver Kast

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