Pretty Maids, Pink Cream 69 - Bochum
29.10.2013 | 18:1018.09.2013, Matrix
Melodic Metal-Feuerwerk der Extraklasse!
Wenn man sich das Line-Up an diesem Abend anschaut, weiß man, warum die Bochumer Matrix aus allen Nähten platzt. Doch hätte man in Anbetracht des Platzes und des Sounds eine bessere Location aussuchen können. Sei's drum, so erfreuen sich mehr als 600 Anwesende im Herzen des Ruhrgebietes an einem Melodic Metal-Spektakel der Extraklasse. Neben DISTANCE CALL und THE CLAYMORE haben sich auch die Pinkies von PINK CREAM 69 und das dänische Aushängeschild PRETTY MAIDS um Ronnie Atkins an diesem Septemberdienstag versammelt, um den Zuhörern superbe Melodien, kräftige Vocals und tolle Auftritte zu zeigen.
Pünktlich um 18:30 Uhr betreten die Lokalmatadoren von DISTANCE CALL die Bühne und locken bereits eine nette Zuschauermenge. Frontröhre Korry hat jene von Beginn an fest im Griff und feuert ihr mit 'Bricks', 'Way To You Heart' und 'Can't Get Enough', ein Vorgeschmack zum baldigen Zweitwerk, einige Geschenke zu. Obwohl der Sound arg zu wünschen übrig lässt, lässt sich DISTANCE CALL hiervon nicht beirren und zockt ihr Set mit Spaß und Charisma souverän herunter. 'Prisoner Of The Past' und 'Paradise' beenden dieses schließlich und mit viel Applaus und Zurufen wird die Truppe letztendlich von der Bühne entlassen. Und wieder einmal können die Dortmunder mit ihrem knackigen, rauchigen Hardrock einige Fans dazu gewinnen. Guter Auftritt.
Diesem folgt THE CLAYMORE, die an selbiger Stelle bereits vor einem halben Jahr als Support für MOB RULES punkten konnten. Und auch am heutigen Abend stehen die Vorzeichen auf Sieg, obwohl sich der Sound nur bedingt verbessert. Nach einem kurzen Intro starten die Ruhrpottler mit 'Frozen Voices' ihr knapp halbstündiges Set, bei dem sich Neushouter Mike Krush erstmals behaupten kann. Dass THE CLAYMORE enormen Spaß in der Matrix hat, ist kaum zu übersehen und auch die mehr als gut gefüllte Menschenmenge schneidet sich von diesem Kuchen einen gehörigen Teil ab. 'Slaine The Almighty', 'Damnation Reigns' und das druckvolle 'The Angel’s Assassination' setzen den kleinen Siegeszug fort, der mit 'Soulseeker' mehr als furios beendet wird. Die Menge freut sich, die Band freut sich und Mike wirkt sichtlich erleichtert, dass die Fans ihn derart willkommen heißen.
Einen berühmten Sängerwechsel hatten auch die Pinkies vor vielen Jahren zu verzeichnen. Wer mit David Readman aber solch ein charismatisches Aushängeschild an der Front hat, kann bei dem folgenden Auftritt nichts verkehrt machen. Dass sich sogar der Sound verbessert und PINK CREAM 69 mit 'Keep Your Eye On The Twisted' und 'Hell’s Gone Crazy' einen Einstand nach Maß feiert, freut die nun vollgepackte Matrix, die aus allen Nähten platzt. Für die einen positiv zu verzeichnen, verzieht sich der Schreiber dieser Zeilen in die hintersten Reihen, kann aber auch von dieser Position einen soliden und souveränen Auftritt der Karlsruher miterleben. 'Talk To The Moon', 'Do You Like It Like That' und 'The Tide' setzen den Siegeszug nahtlos fort, mein persönlicher Liebling 'No Way Out', sowie 'Livin' My Life For You' und 'Wasted Years' geben auch allen Anwesenden den Rest. PINK CREAM 69 und ihr Melodic-Metal-Kreuzzug werden aufs Höchste gefeiert und obligatorisch beenden 'Welcome The Night' sowie der Klassiker 'Shame' diesen schließlich. Es ist schwer vorstellbar, dass PRETTY MAIDS im Anschluss diesem Gig noch einen zusätzlichen Push versetzen kann, dafür zockten die Badener Rock-Urgesteine ihre Songs zu routiniert. Doch wie man sich im Nachhinein doch irren kann, beweist uns der heutige Abend.
Setliste: Keep Your Eye On The Twisted, Hell’s Gone Crazy, Special, Lost in Illusions, Talk To The Moon, Break The Silence, Do You Like It Like That, The Tide, The Spirit, No Way Out, Livin’ My Life For You, Wasted Years, Welcome The Night, Shame
Denn was die Dänen von PRETTY MAIDS hier mit ihrem neuen Gassenhauer "Motherland" im Gepäck vom Stapel lassen, ist schlichtweg genial. Vielleicht reagiere ich etwas blauäugig, da ich Ronnie Atkins und Co. an diesem Abend das erste Mal zu Gesicht bekomme. Doch von Beginn an, der von THIN LIZZY eingeleitet wird und tadellos aus 'Mother Of All Lies' und 'I See Ghosts' besteht, herrscht Magie im Raum. Die Hardrocker haben ab der ersten Sekunde die fast platzende Matrix fest im Griff und obwohl sich der Sound nicht verbessert, ist die Stimmung nun auf dem Gipfel. Dass PRETTY MAIDS mit dieser Euphorie umgehen kann, weiß man in Rockkreisen, sodass 'Needles In The Dark', 'Love Games' und dem Groover 'Sad To See You Suffer' diese weiter aufrechterhalten. Dieser Headlinergig ist voll mit Schlachtgesängen und Mitsingspielchen ('Yellow Rain', 'Rodeo'), tollen, balladesken Gänsehautmomenten ('Please Don`t Leave Me') sowie allgegenwärtigem Spaß ('I.N.V.U', 'Back To Back', 'Red, Hot And Heavy') und ein bestens aufgelegter Frontmann vernimmt die tolle Laune im Publikum. Darum lässt sich PRETTY MAIDS auch nicht mehrmals bitten, wenn sich die feiernde Menge einige Zugaben wünscht. Diese besteht obligatorisch aus den Band-Evergreens 'Little Drops Of Heaven' und 'Future World', mit denen Atkins und seine ausgepowerten Mannen die Anwesenden schließlich in den Abend entlassen.
Setliste: Mother Of All Lies, I See Ghosts, Needles In The Dark, Love Games, Sad To See You Suffer, Why So Serious, Yellow Rain, Queen Of Dreams, Back To Back, Rodeo, Please Don't Leave Me, I.N.V.U., Red Hot And Heavy, Zugabe: It Comes At Night, Little Drops Of Heaven, Future World, Outro Sit On My Face
Bei solch einer tosenden Menge und grandiosen Melodien war Schweiß im Vorfeld vorprogrammiert. Doch hätte man eine durchaus bessser geeignete Location für diese Melodic Metal-Vollbedienung wählen können. Der Sound sowie Platz ließen doch desöfteren arg zu wünschen übrig, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Im Gegenteil, alle vier Bands konnten einen Siegeszug vermelden und die Zuschauer mit tollen Auftritten beschenken. Glück im Unglück also an einem Abend, der in Punkto Euphorie und Qualität jedoch kaum zu übertreffen ist.
- Redakteur:
- Marcel Rapp