RAVEN - Egelsee

09.08.2010 | 18:50

02.08.2010, Schwarzer Adler

Wilde Vögelei: Die Raben rocken den Schwarzen Adler.

Gerade einmal zwei Tage ist es her, dass ich RAVEN beim Headbangers Open Air gesehen habe. Doch das ist kein Hindernis, sich die Band um die beiden Gallagher-Brüder noch einmal anzugucken. Denn Festival-Auftritt und Club-Konzert sind schließlich zwei Paar Stiefel. Allerdings war bis wenige Stunden vor Beginn des Konzerts unklar, ob es überhaupt stattfindet. Der Veranstalter wollte es nämlich nur durchführen, wenn mindestens fünfzig Tickets vorbestellt werden. Bis zum Nachmittag war diese Grenze knapp erreicht, und so gab er grünes Licht. Insgesamt dürften es wohl etwa siebzig bis achtzig Besucher gewesen sein, was für die Größe des Schwarzen Adlers auch völlig ausreicht.

Bevor RAVEN persönlich ins Geschehen eingreifen, überlassen sie die Bühne zwei Bands aus dem Ulmer Raum. Den Anfang machen IRON GLOVE, die sich dem - der Name legt es schon nahe - traditionellen Heavy Metal verschrieben haben, auch wenn der eine oder andere Song auch mal in der Hardrock-Ecke wildert. Die Band existiert wohl noch nicht allzu lange, aber immerhin haben sie schon genügend Songs zusammen, um einen 45-minütigen Auftritt absolvieren zu können.

Sie legen mit 'Unleashed' und 'I Wanna Play' los, und gerade bei dem zweiten Song ist der Name auch Programm. Man merkt den fünf Jungs deutlich an, dass sie Spaß an der Musik und vor allem am Live-Spielen haben. Insbesondere Sänger Daniel ist sehr aktiv und heizt das Publikum immer wieder an; auch den Weg ins Publikum scheut er nicht. Beim Großteil des Publikums kommen IRON GLOVE auch ganz gut an, und so werden Songs wie 'Darkest Romeo', 'The Demon's Dance' oder 'Ready To Rock' auch recht positiv aufgenommen. Lediglich an der Ballade 'Memories Of Pain' scheiden sich die Geister, aber schon mit dem anschließenden 'The Critical Line' rocken IRON GLOVE in gewohnter Manier. Mit 'Black Widow' beenden die fünf Musiker schließlich ihren Auftritt, den man insgesamt als recht gelungen bezeichnen darf.

Die zweite Band ist dann FRIGHT NIGHT, die im Unteren Illertal nicht unbekannt ist. Die Band gab es nämlich schon Mitte der neunziger Jahre, doch von der damaligen Besetzung ist nur noch Sänger/Gitarrist Marc "Kini" König übrig. Er hat sich in den letzten Jahren aber neue Mitstreiter gesucht, und in der neuen Besetzung spielen sie heute zum ersten Mal.

Geboten wird progressiv angehauchter Heavy Metal, der beim Publikum sehr gut ankommt. Schon der erste Song 'Fright Night' wird ordentlich abgefeiert. Möglicherweise hat der Eine oder Andere noch die 1996er Scheibe "Are You Afraid Of The Night?" zu Hause stehen. Denn im Wesentlichen werden Songs von dieser Veröffentlichung gespielt, und so gibt es auch 'Darkness Is Rising' (als 'Agnes is' greislich' angekündigt), 'Moonstruck', 'Dragon's Eye' sowie die Ballade 'Wonderland' zu hören. Die Songs werden hervorragend aufgenommen, und ein paar Fans grölen sogar eifrig die Texte mit. Da ist es auch ganz egal, ob nun jeder Ton hundertprozentig sitzt. Es ist jedenfalls schön, die Band wieder livehaftig zu erleben. Neues Songmaterial scheint es allerdings (noch) nicht zu geben, da sich FRIGHT NIGHT noch zwei Songs bei Kinis ehemaliger Band BLACK HEAD ausleihen: 'The Traveller' sowie das abschließende 'No More Foolin''. Auch wenn die Musiker mit ihrem Auftritt nicht ganz zufrieden waren - das Publikum hatte seinen Spaß, und das zählt in erster Linie.

Doch der Spaß ist noch nicht zu Ende, denn mit RAVEN steht der Haupt-Act des heutigen Abends an. Die Band aus Newcastle - bestehend aus den beiden Gallagher-Brüdern John (v./b.) und Mark (g.) sowie Joe Hasselvander - ist immerhin für ihre energiegeladenen Live-Auftritte bekannt, und da stellt auch der Gig im Schwarzen Adler keine Ausnahme dar.

Wie schon zwei Tage zuvor beim Headbangers Open Air, so eröffnen sie ihren Set mit 'Take Control' und 'Live At The Inferno', die beide aus den Anfangstagen der Band stammen. Und auch in der Folge gibt es Klassiker um Klassiker zu hören, wie beispielsweise 'All For One', 'Speed Of The Reflex', 'Gimme A Break' oder 'Rock Until You Drop'. Die beiden Brüder wirbeln dabei wie gewohnt über die (viel zu kleine) Bühne und haben auch in einem solch familiären Umfeld sichtlich ihren Spaß. Dass sich John und Mark dabei blind verstehen, ist nach 35 gemeinsamen RAVEN-Jahren selbstverständlich, und auch Joe ist ja inzwischen schon über 20 Jahre in der Band.

Das Publikum geht dementsprechend auch begeistert mit und feiert jeden Song der Briten gnadenlos ab. Beinahe jede Songzeile wird mitgegrölt, und auch die Köpfe werden kräftig geschüttelt. Nur Johns legendäre Screams sorgen bei so manchem RAVEN-Einsteiger zunächst für ungläubige Blicke. Neueres Songmaterial wie etwa 'Breaking You Down' bleibt an diesem Abend die Ausnahme; die Fans wollen ja vor allem den "alten Kram" hören. Das können sie auch in der Folge zur Genüge, denn auch auf Bandklassiker wie 'Mind Over Metal', 'On And On' sowie 'Break The Chain' (als Zugabe) müssen sie nicht verzichten. Mehr ist dann aber auch nicht mehr drin, obwohl ich schon bis zuletzt gehofft hatte, dass es noch einen weiteren Nachschlag gibt. Beim Headbangers Open Air gab es schließlich auch noch 'Crash, Bang, Wallop'. Aber man kann mit dem Auftritt auch so mehr als zufrieden sein. RAVEN haben wieder einmal gnadenlos abgeräumt, und vermutlich dürfte niemand seinen Besuch im Schwarzen Adler hinterher bereut haben. Oder etwa doch?

Redakteur:
Martin Schaich

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