REBELLION (Studioreport) - Frankfurt/Main

05.04.2005 | 03:51

16.03.2005,

Da hatte ich mit meiner Einteilung auf der Arbeit richtig Glück, so dass ich um 13.15 Uhr den Flughafen verlassen konnte. Nach einem Happen zu Essen (was bei dem später aufgefahrenen Buffet absolut unnötig gewesen wäre) und einer Dusche machte ich mich auf den Weg zum Studio. Grob konnte ich schon einschätzen wo das Studio liegt, weshalb es nur noch an die letzte Hürde ging, den 34er-Bus. Wer lesen kann ist definitiv im Vorteil, weshalb ich erstmal in den 64er eingestiegen bin, um nach einer Station (wieso biegt er denn links ab?) auszusteigen und zur Station zurück zu rennen. War dann letztlich doch nur eine Station und obendrein setzte man mich auch noch vor dem Studio ab.

Danach stand ich wirklich vor verschlossenen Türen, weshalb mich nach einem kurzen Anruf Björn Eilen (COURAGOUS, LIGHTMARE), seines Zeichens Gitarrist bei REBELLION, abgeholt hat. Nach nicht enden wollenden Treppenstufen begrüßt mich Sven Lohnert, der für Presse und Marketing verantworlich zeichnet, mit einem lockeren: "Magst´n Bier?". Nach meiner verneinenden Antwort werden mir noch Sex und Frauen angeboten, wofür ich aber nach dem Frühdienst absolut keinen Nerv hatte. Nach der Vorstellungsrunde mit den übrigen Pressevertretern und Bandmitgliedern werden wir nach einer guten halben Stunde in den Mischraum bestellt, wo die Rough-Mixes des neuen Albums, das wahrscheinlich den Titel "Sagas Of Iceland" tragen wird, vorgespielt.

'Lindis Farn': Das Intro beginnt mit getragenen Akustikgitarren, die dann mit Violinen und einer Oboe angereichert werden. Kommt sehr erhaben und mittelalter-like rüber, ganz so wie man sich den Einstieg in ein Power-Metal-Album vorstellt.

'Ynglinga Saga': Mit eine Reprise des Orchesters, das erst leise und dann wieder, quasi aus der Versenkung, aus den Boxen ertönt, fängt der Song an. Von der Stimmung her erinnert es an 'Viking' von MALMSTEEN, wobei auch getragene Gitarren zum Einsatz kommen. Das erste Highlight ist das knapp zweiminütige Gitarrensolo von Uwe, was sehr gefühlvoll gespielt wird und definitiv zu den Highlights im Liverepertoire von REBELLION gehören wird. Michael Seifert, oder auch Mike genannt, liefert hierbei, wie bei den übrigen Songs auch, eine sehr passende Gesangsperformance ab. Seine Stimme erinnert dabei an BRUCE DICKINSON, ohne jedoch in den von ihm angestimmten Höhenregionen abzugleiten, was für die Ohren des Schreibers wesentlich angenehmer ist.

'The Sons Of The Dragon Slayer': Vom Riffing her erinnert es an schnellere ACCEPT-Songs, könnte aber auch auf dem "The Nature Of Evil"-Album von SINNER vertreten sein. Die Heavyness wird durch die Doublebass-Einsätze verstärkt. Besonders hervorzuheben ist hier wieder das Gitarrensolo. Generell fällt es auf, dass auf den übrigen Songs ebenfalls sehr viel Wert auf die Soli gelegt wurde, was den zum großen Teil starken Songs das Sahnehäubchen aufsetzt.

'Ragnhild´s Dream': Fängt mit einem Gitarrensolo als Intro an. Ist ebenfalls etwas schneller gehalten, kann aber im Vergleich zum vorigen Song mit einer extrem geilen Hookline glänzen. Der tiefe Chor im Chorus weckt dabei Erinnerungen an Wikinger. Dabei wird die Lyrik in passende Musik umgewandelt.


'Harald Harfager': Nach einem einminütigen balladesken Intro geht es mit einem Drumbeat, wie ich ihn schon Mal bei 'Terror Zone' von KREATORs "Coma Of Soul"-Album gehört habe, los. Relativ schnell wird daraus im wahrsten Sinne des Wortes ein Power-Stück, was mit einem richtig geilen Riffwechsel aufwarten kann. Dürfte ebenfalls ohne Umschweife in die Setlist eingegliedert werden.

'Erik The Red': Der Rhythmus erinnert an die Hufschläge eines Pferds und die einleitende Slide-Gitarre tut ihr übriges. Ferner wird hier wieder hart gerifft und der Chorus, der mit einem schmetternden "Erik The Red" recht simpel gehalten wird, lädt zu Singspielchen mit dem Publikum ein. Eine bessere Hymne hätten HAMMERFALL und MANOWAR auch nicht hinbekommen! Schon jetzt eine Klassiker und, neben der 'Ynglinga Saga', eines der Highlights des Albums.

'Freedom': Mit einem harten Riff, welches durch Akustikgitarren "unterbrochen" wird, geht´s los. Wenn die Wikinger den Song schon damals gekannt hätten, wäre das der ideale Soundtrack für ihre Schiffsreisen gewesen. Die Bridge, die mit einem schmetternden "Ho ho Gang Hrolf" ausgestattet ist, ist ebenfalls sehr eingängig. Ansonsten erinnert das Stück eher an ein längeres Intro.

'Treason': Diese Halbballade ist definitv was für´s Herz! Nichtsdestotrotz sollte erwähnt werden, dass Mike hier mit einer bombigen Gesangsperformance glänzen kann. Ferner beweist er, dass er auch mit den hohen Tönen keine Probleme hat. Der Refrain wird von tiefen "Ooohs" begleitet. Eine Ballade, die zum Dahinschmelzen einlädt, woran das elfenhafte Gitarrensolo von Björn nicht ganz unschuldig ist.

'Sword In The Storm': Von der Stimmung her, und allen voran dem Hintergrundriff, weckt der Song Erinnerungen an CREED in ihrer "Human Clay"-Phase. Sowohl der Anfang, als auch das Ende sind balladesk gehalten. Fällt gegenüber den übrigen Stücken ein bisschen ab.

'Blood Rains': Hier wird wieder die Speed- und Doublebasskeule ausgepackt. Könnte so auch auf den letzten Soloalben von BRUCE DICKINSON stehen, woran auch hier wieder Mike mit seinem charismatischen Gesang nicht unschuldig ist. Schnörkelloses Stück Metal ohne wenn und aber!

'Ruling The Waves': Das harte Riffing aus dem Vorgängerstück wird aufgenommen, um ein weiteres Schmankerl zu kredenzen. Bietet einen Chorus und eine Bridge zum niederknien. Hat ebenfalls einen Hymnencharakter á la GAMMA RAY und HAMMERFALL. Absoluter Ohrwurm und ein weiterer Liveknaller!

'Canute The Great': Könnte von der Stimmung her auch auf einem KING DIAMOND-Album stehen, da es einen Ausblick auf das nächste Album gibt und als Quintessenz viele Qualitäten der vorigen Songs zusammenfasst. Idealer Song um zuletzt auf der Platte zu stehen, wie´s z.B. beim letzen Part von 'Black Horseman' aus KING DIAMONDs "Abigail"-Album der Fall war. Das Riff erinnert dabei sehr stark an 'From Out Of Space' von FAITH NO MOREs Klassiker "The Real Thing".

'Harald Hadrade': Weckt ebenfalls Erinnerungen an SINNER wach, nur mit dem Unterschied, dass hierbei der Wiking-Einschlag dominiert. Ganz nettes Stück, kann aber mit dem Rest der Platte nicht mithalten.

Um die Riffs, Soli und Chöre, die uns um die Ohren geblasen wurden zu verdauen, wird uns ein leckeres Thai-Curry kredenzt. Da sich nicht jeder da "ranwagt" gibt es auch leckere Schnittchen und Brot, um die Schärfe zu mildern.

Nachdem wir wohl gestärkt und jeder mit Getränken ausgestattet sind, erläutert Bassist Tomi Göttlich, der sich für die Texte auszeichnet, das Konzept. Wie der Titel es schon nahe legt, ist das Album der erste Teil einer Trilogie. Dabei geht es um die Feldzüge der Wikinger, was sich sehr nah an den wahren geschichtlichen Begebenheiten orientiert, wofür Tomi zwei Jahre lang einen Wälzer nach dem anderen verschlungen hat. Positiv ist zu bewerten, dass die Songs auch für sich alleine stehen können, was bei vielen Konzeptalben nicht oft der Fall ist. Was die Geschichte angeht, so wurde bewusst die Eroberung Siziliens, Byzanz und die Entstehung Dänemarks ausgeklammert. Der Wechsel zu Massacre Records ist positiv zu bewerten, da das Label ein eigenes und persönliches Interesse an REBELLION hat. Weiterhin ist zu erwähnen, dass Björn fünf Songs beigesteuert hat. Des Weiteren ist da noch Neuzugang Sänger Michael Seifert, der mit "Sagas Of Iceland" sein Gesellenstück abgeliefert hat und mit seinem Ripper Owens-Look manch weibliches Herz auf den Konzerten höher schlagen lassen wird. Für die Produktion wird sich Gitarrist Uwe Lulis (ex-GRAVE DIGGER) verantworlich zeichnen. Was das Drumming angeht, so war hierfür Gerd Lücking (ex-WARHEAD, COURAGEOUS, LIGHTMARE) zuständig, der aber bei der Listening-Session nicht zugegen war.

Was den Release angeht, so wird ende Juni angepeilt. Des Weiteren ist auch noch eine LP in Planung, was bei dem Vorabcover relativ cool rüberkommen wird. Hoffen wir, dass das dritte Album "Sagas Of Iceland" bei euch genauso viel Anklang findet wie bei mir.

Redakteur:
Tolga Karabagli

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