ROCK MEETS CLASSIC - Nürnberg

30.04.2024 | 13:19

20.04.2024, Arena Nürnberger Versicherung

Klassiker-Alarm in Mittelfranken.

Für mich kommt das ROCK MEETS CLASSIC seit einigen Jahren so regelmäßig wie Weihnachten. Kein Wunder, bietet Veranstalter Manfred Hertlein doch jedes Jahr aufs Neue ein sagenhaftes Lineup. Neben dem hervorragenden Orchester und der RMC-Band mit Chor sind in diesem Jahr unter anderem Paul Shortino (QUIET RIOT), Midge Ure (ULTRAVOX), Robert Hart (MANFRED MANN'S EARTH BAND) und Tarja Turunen (ex-NIGHTWISH) mit auf der Tour.

Bin ich 2023 noch im T-Shirt in die Nürnberger Arena gefahren, heißt es in diesem Jahr Schal und Pudelmütze. Der Frühling scheint noch in weiter Ferne zu liegen, als ich den Parkplatz erreiche. Immerhin hat der Club heute kein Heimspiel und es geht zügig zur Halle, auch die Formalitäten sind schnell erledigt. Während meine heutige Assistentin schon ihren sehr guten Platz in der neunten Reihe einnehmen darf, heißt es für uns Fotografen erst einmal warten, bis wir abgeholt werden. Das Ganze hat sich seit Jahren ebenso bewährt wie die gültigen Fotoregeln. Geknipst werden darf von der Seite oder vom FOH, nicht jedoch direkt vor der Bühne. Dies ist verständlich, schließlich ist die Halle komplett bestuhlt und wir möchten natürlich niemanden der zahlenden Gäste die Sicht versperren.

Okay, durch diese Regelung muss ich auf mein Eingangsbier verzichten, aber Job ist Job. Auf den Leinwänden wird ein Video abgespielt, welches beim Publikum erst für Entsetzen, dann für Erheiterung sorgt. Schaut mal bei einer bekannten Video-Plattform nach "Mouse Trap Workout Like Rocky Balboa" rein. Doch nun wird es Zeit für Livemusik. Das ca. 40-köpfige RMC-Orchester hat bereits Platz genommen, als Dirigent Mario Gebert unter großem Applaus die Bühne betritt. Gebert führt seit einigen Jahren den Taktstock und man sieht ihm den ganzen Abend an, dass er die Musik wirklich liebt und lebt.

Handelt es sich bei den Orchestermitgliedern um für mich eher unbekannte Künstler, sieht das bei der Band und dem Chor ganz anders aus. Alex Beyrodt und Tom Naumann (PRIMAL FEAR), Ralf Gustke (u.a. Gianna Nannini, SCHILLER, GLASHAUS), Alessandro Del Vecchio (JORN, HARDLINE) und Peter Keller (PETER MAFFAI) sind Namen, die mir auch abseits des Metals durchaus geläufig sind. Diese Kombination fängt erst einmal mit einem Klassiker an. 'Detroit Rock City' von KISS klingt mit einem Orchester schon richtig fett. Natürlich wird der Song vom Publikum gefeiert, bevor der erste Gaststar die Bühne betritt.

Peter Keller ist heute in doppelter Funktion auf der Stage in Nürnberg. Neben den Vocals führt er nonchalant durch das Programm und sorgt für den einen oder anderen Lacher. Wir erfahren von ihm, dass Paul Shortino den Starreigen anführen wird. Der US-amerikanische Sänger hat 1988 mit QUIET RIOT das gleichnamige Album aufgenommen und sorgt mit den beiden Songs 'Metal Health (Bang Your Head)' und 'Stay With Me Tonight' nicht nur bei mir für gute Laune. Die Künstler geben sich nun sprichwörtlich die Klinke in die Hand, auf der großen Leinwand hinter dem Orchester wird Robert Hart angekündigt.

Zu 'Davy's on the Road Again' gibt es dann auf den Stühlen kein Halten mehr. Die komplette Halle steht und feiert auch 'Mighty Quinn'. Der Song hat die Dauer einer Maxisingle. Immer und immer wieder wird der Refrain lautstark vom Publikum mitgesungen. Ein Blick ins weite Rund zeigt, dass viele der anwesenden Gäste genau mit dieser Musik groß geworden sind.

Mit Midge Ure betritt der Gründer von ULTRAVOX die Stage. Zugegeben, ich war nie wirklich Fan der New Wave-Musik, dennoch haben mich Songs wie 'Hymn' und 'Dancing With Tears in My Eyes' Anfang der 80er schon angesprochen. Wenn das Ganze dann für ein Orchester arrangiert wird, bekommen die Lieder noch einmal eine besondere Note. Auf dem großen Screen laufen immer wieder mal passende Animationen zu den Stücken und ich schaffe es nun endlich, mir ein kühles Helles zu besorgen. War ich noch beim TAKIDA-Konzert voll des Lobes ob der günstigen Bierpreise, bin ich nun desillusioniert und stelle eine neue Gleichung auf: Je größer die Halle (Olympiahalle München, Arena Nürnberger Versicherung) desto teuer das Bier. Ist die Location klein (Backstage München, Hirsch und Löwensaal Nürnberg) ist das leckere Getränk deutlich günstiger.

Mit dem Gerstensaft bewaffnet finde ich mich pünktlich zu Russ Ballard ein, welcher ebenfalls drei Songs mit nach Nürnberg gebracht hat. Richtig klassisch wird es, als das RMC-Orchester die 5. Sinfonie von BEETHOVEN beginnt. Es ist mucksmäuschenstill in der großen Arena und zu diesem Zeitpunkt scheinen alle Besucher auch aufgrund ihrer Bekleidung etwas deplatziert zu sein. Doch nach knapp zwei Minuten wendet sich das Blatt, Band und Chor betreten die Bühne und die Schicksalssinfonie geht nahtlos in 'Whole Lotta Love' von LED ZEPPELIN über. Natürlich ändert der Switch auch die Stimmung in der Halle, die RMC-Fans feiern frenetisch den Klassiker.

Nahtlos geht es auch mit der Show weiter. Im Gegensatz zu den letzten Jahren entfällt heute eine Pause und ich schaffe es leider nicht, mir ein Shirt zu besorgen. 'School', 'Breakfast In America', 'Give A Little Bit', wer diese Tracks nicht kennt, hat nie wirklich gelebt. John Helliwell und Bob Siebenberg betreten die Bühne. Die beiden Musiker sind seit 1973 Mitglieder der Band SUPERTRAMP und auch wenn es die Gruppe nicht mehr gibt: Die Evergreens leben eben durch diese Musiker weiter.

 

 

Hart und Shortino betreten noch einmal die Bühne und halten mit 'For You' und 'Cum On Feel The Noize' das Stimmungslevel auf hohem Niveau. Bereits zu diesem Zeitpunkt kann ich Manfred Hertlein attestieren, dass er wieder einmal alles richtig gemacht hat. Jedes Jahr aufs Neue versammelt er für die aufwendige Rock Meets Classic-Produktion das "Who Is Who" der Rockmusik. Und wir sind noch nicht am Ende, mit Tarja Turunen gibt es noch ein weiteres Highlight an diesem Abend.

 

 

Natürlich bringt man den Namen unweigerlich mit NIGHTWISH in Verbindung und es ist kaum zu glauben, dass ihre Solokarriere schon deutlich länger dauert, als ihr Mitwirken bei der Symphonic-Metal-Band aus Finnland. So ist es kein Wunder, dass Tarja ihren Showteil mit 'I Walk Alone' vom 2007 veröffentlichten Soloalbum "My Winterstorm" eröffnet. Die eher ruhige Nummer funktioniert mit dem Orchester hervorragend und es gibt folgerichtig anerkennenden Applaus vom Publikum. Als die erste Note des kommenden Songs von einer Orgel ertönt weiß jeder, dass 'The Phantom Of The Opera' als nächstes auf dem Liederzettel steht. Die Sopranistin bekommt mit Peter Keller Verstärkung am Mikrofon und Nürnberg wird Zeuge eines packenden Duetts.

Nach einem weiteren eigenen Stück gibt es gemeinsam mit den SUPERTRAMP-Membern mit 'The Logical Song’ noch einen Klassiker. John Helliwell kann auch hier mit seinen Saxofon-Einlagen überzeugen und bekommt einen Sonderapplaus. Tarja bedankt sich beim Publikum fürs Kommen und eigentlich könnte der Abend jetzt zu Ende sein. Doch halt, da fehlt noch etwas! Wie auch auf den Solotouren von Tarja Turunen endet kein Auftritt ohne einen Song von NIGHTWISH. 'Nemo' hat es 2003 in die Top 10 der deutschen Charts geschafft und es ist keine Frage, dass der Song vom mittelfränkischen Publikum ausgelassen gefeiert wird.


Mit 'Since You've Been Gone' von RAINBOW endet der Abend dann endgültig. Unter großem Applaus werden die Akteure vorgestellt und die Termine für ROCK MEETS CLASSIC 2025 veröffentlicht. Mit Fran Cosmo, von 1990 bis 2006 Mitglied der US-amerikanische Rockband BOSTON, steht bereits heute der erste Gaststar fest. Weitere Künstler werden rechtzeitig bekanntgegeben.

ROCK MEETS CLASSIC 2025:
03.04.2025 Regensburg - Donau-Arena
04.04.2025 Frankfurt-Höchst - Jahrhunderthalle
05.04.2025 Ingolstadt - Saturn Arena
06.04.2025 München - Olympiahalle
10.04.2025 Ludwigsburg - MHP Arena
11.04.2025 Kempten - bigBOX Allgäu
12.04.2025 Nürnberg - ARENA NÜRNBERGER Versicherung
13.04.2025 Würzburg - tectake Arena
15.04.2025 Passau - Dreiländerhalle

Photo Credit: Andre Schnittker

Redakteur:
Andre Schnittker

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