Rage, Nightwish - Ludwigsburg

28.10.2000 | 08:28

12.12.1999, Rockfabrik

ORDEN OGAN lief zu ihrer dritten Pirate Cruise aus. Mit vollzähliger Besatzung auf dem Katamaran MS Möhnesee stach man pünktlich um 19.30 Uhr in See, nicht aber um neue Kontinente zu entdecken, sondern um sich über 4 Stunden eine metalische Vollbedienung vom Feinsten auf den Wellen des westfälischen Meeres verpassen zu lassen…
Doch der Reihe nach! Nachdem ich bereits 2022 die Ehre hatte auf der zweiten Pirate Cruise mit an Bord sein zu dürfen und damals schon extrem begeistert war, hat die Ankündigung für 2024 natürlich umso mehr für Freude gesorgt. Am Tag als der Vorverkauf losging, war ich dann einigermaßen überrascht, dass alles so reibungslos lief. Vor 2 Jahren noch ist der Webshop gnadenlos zusammengebrochen. Davon war in diesem Jahr nichts zu spüren. Bestellung getätigt, bezahlt und ein paar Tage später war das Ticket im Briefkasten. So muss das sein.
Da ich ja weit über 500 km Anreise habe und das Sauerland als Urlaubsregion sehr schätze, war es naheliegend die Cruise mit einem Kurzurlaub zu verbinden. Kann ich nur jedem empfehlen. Tolle Gegend! Aber ich schweife ab. Wir sind ja hier nicht bei einem Reise-, sondern einem Metal-Magazin…
Schon der Weg vom Parkplatz zur Ablegestelle an der Staumauer machte an dem Tag deutlich, dass die zahlende Besatzung Bock auf das hat, was da noch kommen sollte. Metaler, aus allen Ecken der Republik, soweit das Auge reicht und die ganze Truppe bester Stimmung. Kein Wunder, ORDEN OGAN hat für den Tag wohl nicht nur die Cruise organisiert, sondern auch direkt Spätsommerwetter vom Feinsten geordert. Perfekte Bedingungen also!
Pünktlich ging es dann kurz vor 19.30 Uhr an Bord. Der Großteil der Anwesenden verzog sich dann auch direkt aufs Oberdeck, um den Merchstand zu plündern. Der Rest vertrieb sich die Zeit mit Schlangestehen am Getränkestand und Plaudereien. Inzwischen auf See und bereit um 20.30 Uhr pünktlich loszulegen, hatte Frontmann Seeb dann einige Schwierigkeiten seine Bandkollegen einzusammeln. Erst nach zähen Minuten Wartens und einer Durchsage, dass ein Sänger seine Band sucht, rannte z.B. Gitarrist Nils hektisch an mir vorbei in Richtung Bühne. Selbige ist auch dem Schiff natürlich etwas eingeschränkt, so dass die gut 500 Anwesenden nicht von überall einen optimalen Blick auf das Geschehen haben. Das spielt aber überhaupt keine Rolle. ORDEN OGAN im Jugendclub ähnlichen Ambiente macht einfach nur Spaß… unglaublich viel Spaß. Der große Unterschied aber ist, dass man eine Band auf der Bühne hat, die Bock hat, die ultrageile Songs im Köcher stecken hat und die absolute Vollprofis sind. Dementsprechend überzeugend und kurzweilig sind die nächsten 90 Minuten. Es gab einen repräsentativen Querschnitt des bisherigen Schaffens inklusive 3 Songs vom aktuellen Album. Besonders lustig dabei sind schon jetzt die Mitsingspielchen bei „Moon fire“ und „The order of fear“. Da das Wort Moon wohl beim Mitsingen wenig Power entwickelt, stand die Alternative „Muhhh“ im Raum. Auf Fear hat das Publikum direkt verzichtet und als Ersatz Beer auserkoren. Die verzweifelten Korrekturversuche von Seeb blieben erfolglos und so musste er sich seiner Besatzung geschlagen geben. Aus meiner Sicht war die einzige Schwachstelle im Set 'The lord of the flies'. Der alte Track langt bei weitem nicht an das, was die Band in der Folgezeit veröffentlicht hat, und hatte somit im Set eher Lückenfüller-Charakter. Am Ende war die Band sichtlich gerührt über das, was während der kompletten 90 Minuten im Publikum (inkl. Circle-Polonaise) abgegangen ist.
Und wer schon in der Vergangenheit dabei war, der wusste, was nach einer kurzen Pause noch kommt. Das nicht minder unterhaltsame Cover-Set. Hierfür waren dann auch einige Gäste (u.a. Samuel Nyman/MANIMAL, Gerrit Lamm/CATALYST CRIME, Jassy Pabst/ALL FOR METAL) mit an Bord, um die Band auf der Bühne zu unterstützen. In dem Set gab es dann die üblichen Klassiker von AC/DC, METALLICA, SCORPIONS, JUDAS PRIEST, MANOWAR, etc. zu hören… mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber immer extrem unterhaltsam. Meine Highlights waren dann aber der KREATOR Song 'Phobia'. Bei dem Gitarrist Pat die Stöcke übernahm und Drummer Dirk ans Mikro wechselte und augenscheinlich unendlich Spaß in ihren neuen Rollen hatten. 2022 gab es mit dem gleichen Wechselspielchen den SODOM Hit 'Der Wachturm' zu hören. Die Zwei haben offenbar Spaß, eher in den härteren Gefilden zu wildern. Sensationell war dann auch noch 'Gunman', den u.a. ein junger Schüler von Drummer Dirk extrem routiniert gezockt hat. Der Typ war höchstens 12 oder 13. Was für ein Brett. Der Azubi von Seeb am Mikro bewies parallel Entertainerqualitäten bei dem Song, auch wenn diverse Mikrofeedbacks das Vergnügen etwas trübten. Naja, Azubi ist halt noch nicht Meister!
Tja, und so schnell, wie es dann begonnen hatte, war die Minikreuzfahrt dann auch schon wieder vorbei. Hätte an dem Abend noch gut und gerne ein paar Stunden länger gehen dürfen, aber irgendwann muss halt dann doch auch mal gut sein. Toller Abend! Tolle Band! Und eine Veranstaltung, die unbedingt nach einer vierten, fünften, sechsten… Ausgabe schreit!
Und für mich? Da ging es am nächsten Tag erstmal ins Saarland, um den ersten Sieg des SSV Ulm in der zweiten Liga zu bejubeln. Was für ein Wochenende!!! Danke ORDEN OGAN – ALLZEIT GUTE FAHRT!
Setlist ORDEN OGAN:
'Deaf among the blind'
'F.E.V.E.R.'
'We are pirates'
'Conquest'
'Inferno'
'Heart of the android'
'The lord of the flies'
'Moon fire'
'Come with me'
'Forlorn & forsaken'
'The order of fear'
'Fields of sorrow'
'Gunman'
'Let the fire rain'
'Things we believe in'

Redakteur:
Oliver Kast

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