Rage, Nightwish - Ludwigsburg

28.10.2000 | 08:28

12.12.1999, Rockfabrik

Bei dem vorgelegten Billing der Co-Headliner-Tour von FINNTROLL und SAMAEL ist es durchaus angeracht, pünktlich zu sein. Neben den beiden Bands sind schließlich noch die griechischen Veteranen von ROTTING CHRIST am Start. Als weiteren Support hat man sich die Esten METSATÖLL und NOTHNEGAL von den Malediven an Bord geholt. Da ist die Vorfreude groß, der Musik von ein paar Formationen zu lauschen, die man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Und schon gar nicht an einem Abend.

Dummerweise sieht das die Bahn nicht so. Da ist man ein Mal im Jahr auf dieses Unternehmen angewiesen und wird bitter enttäuscht. Fünf Minuten Verspätung zeigt die Tafel an. Na da geht ja bei dem Wetter. Doch schnell werden daraus zehn und kein Zug in Sicht. Der ist später laut Anzeige durch und wird gar nicht mehr erwähnt. Komisch, es ist doch nichts vorbeigefahren? Auf Nachfrage hin, kann uns keiner Auskunft geben. Jedenfalls ist der Zug erst einmal verschollen. Ganz tolles Kino. Nach gut einer Stunde naht er aus der Dunkelheit und es kann endlich losgehen. Okay, wenn jetzt alles gut geht, schaffen wir es wenigstens noch zur zweiten Band. Doch bei der Bahn arbeiten wohl keine Metal-Fans. Unterwegs gibt es einen längeren Zwischenstopp, da irgendwas nicht funktioniert. Hallo?! Wir haben doch keine Zeit! Die Fahrt wird wohl in die Geschichte eingehen. Gut zwei Stunden später als geplant ist das Ziel erreicht. Nun aber schnell in den Hellraiser!

Beim Eintreffen sind ROTTING CHRIST bereits zu Gange. Die Location ist reichlich zur Hälfte gefüllt, so dass man relativ flott in die vorderen Reihen durchkommt. Na wenigstens etwas funktioniert heute. Die Griechen haben sich schon warm gespielt und die Zuschauer sind auch ordentlich dabei. Und da diese Konzertreihe eine Art Promotion-Tour ist, denn schließlich haben fast alle Bands in diesem Jahr eine neue Scheibe auf den Markt geworfen, wird bei den Griechen "Aealo", ausführlich beackert. Das ist auch gar nicht so schlimm, denn das Ethno-Geduel vom Album hört man nicht wirklich und die Jungs machen ordentlich Druck. Ihnen merkt man richtig an, dass sie allesamt mit großer Spielfreude zu Gange sind, was sich auf die Anwesenden überträgt. Sogar eine Griechenland-Fahne ist zu sehen. Da ist man vom Fußmarsch zum Hellraiser bei über minus zehn Grad fix wieder aufgewärmt! Als 'King Of A Stellar War' erklingt sind die Strapazen vergessen und alles ist gut. Leider ist die Zeit viel zu schnell vorbei, als sich die Jungs verabschieden. Die Fans danken es mit viel Applaus und wieder einmal hat sich gezeigt, dass zu viel neues Songmaterial nicht unbedingt schlecht für die Stimmung ist. Für die hat allein schon Fronter Sakis bestens gesorgt.

Nach einer kurzen Umbaupause geht’s weiter mit schweizerischem Dark Metal. Die Leinwand auf der Bühne in Form eines Fernseh-Testbildes verrät allen, dass es Zeit für SAMAEL ist. Langsam wird es vorn neblig als das Intro startet. Die Eidgenossen haben vor kurzem erst einmal eine EP herausgebracht, mal sehen wie das live ankommt. Als sich Frontmann Vorph im schicken weinroten Outfit seinen Fans zeigt, ist der Saal noch nicht wirklich wieder gefüllt. Davon unbeeindruckt starten die Jungs ihren Gig. Mit deutlich weniger Wucht treffen die Songs auf die Anwesenden. Natürlich ist der Klang bestens, doch nach ROTTING CHRIST, wirkt der keyboardlastige Sound irgendwie ziemlich weichgespült. Das ist vermutlich auch der Grund, dass vom Publikum nicht viel Interaktion nach den Stücken kommt. Natürlich feiern die ersten Reihen mit, doch auf den Rest will der Funke einfach nicht überspringen. Dabei wird ein toller Querschnitt geboten. Neben 'Rebellion' oder 'Into The Pentagram' gibt es auch das ältere 'Rain' auf die Ohren. Der neue Song 'Antigod' wird extra angekündigt und wird gut aufgenommen. Na wenn der Rest des neuen Albums auch so gut ist, kann man sich jetzt schon freuen. Beim Klassiker 'Jupiterian Vibe' sind wieder mehr Regungen im Publikum auszumachen. Trotzdem kommen auf die Ankündigungen von Vorph relativ wenige Reaktionen zurück. Irgendwann überträgt sich das auf die Band, die jedoch einen guten Job macht. Die Besucher scheinen wohl von der Kälte draußen gelähmt zu sein. Selbst als der letzte Song verkündet wird, passiert nicht wirklich was. Und als logische Reaktion verlassen SAMAEL zu den letzten Keyboardklängen total unspektakulär die Bühne und kaum einer hält es für nötig, mal zu applaudieren. Leipzig das ist echt schwach!

Damit geht ein durchwachsener Konzertabend zur Neige. Die drei der fünf gesehenen Bands konnten alle begeistern, wenn auch SAMAEL musikalisch nicht so recht in das Aufgebot passte. Auch die wenigen Besucher waren wohl ein Grund dafür, dass es mit einer tollen Konzertatmosphäre bis in die hinteren Reinen nicht so richtig klappte. Die niedrige Besucherzahl ist wohl dem Wetter geschuldet, denn das Preis- Leistungsverhältnis stimmte ausgezeichnet.

Redakteur:
Swen Reuter

Login

Neu registrieren