Ragnarök Festival - Lichtenfels
09.05.2023 | 19:3113.04.2023, Stadthalle
Die einstige Pagan-Hochburg kommt mit Schwedentod à la HYPOCRISY, vermehrt maskiertem Black Metal und der vermeintlichen Provokation NARGAROTH daher.
Hoch die Methörner! Auch wenn das "Ragnarök"-Festival längst viel breiter aufgestellt ist mit einer ordentlichen Black- und Death-Metal-Breitseite. Eine Woche nach Ostern und dem gänzlich unheiligen "Dark Easter" in München wird auch im oberfränkischen Lichtenfels traditionell die Festivalsaison eingeläutet – im zweiten Jahr nach der Corona-Zwangspause sogar erstmals mit einem dritten Festivaltag. Während vor der Stadthalle Absinth, Met und Barbarenspieße kredenzt werden, wechseln sich im Inneren die Bands auf zwei Bühnen ab. Und nicht zu vergessen ist die traditionelle "Mosher's Night", Freischnaps und noch mehr nackte Haut inklusive. Einen Dank noch vorab an alle Mitstreiter und nun aber: Vorhang auf!
Eröffnet wird der Vorabend von den Thüringer Symphonic-Black-Metallern FJOERGYN, die auch den neuen Song 'Plagen' von ihrem kommenden Album im Gepäck haben, Veranstalter Ivo mit auf die Bühne bitten und für den ersten kleineren Andrang vor der linken Bühne sorgen. Dann stürmen die Breisgauer von FINSTERFROST die Bühnenbretter nebenan. Der ungewohnte Donnerstagabend ist auch dort sogleich Thema: "Ich bin positiv überrascht", witzelt Sänger Oliver nach anfänglicher Skepsis. "Ich dachte, wir spielen hier nur vor fünf Leuten." In der doch schon recht stattlichen Menge recken sich sogleich die Pommesgabeln empor, während die größtenteils in Holfzfällerhemden gekleideten Folk-Metaller Hits wie 'Mach dich frei' zum Besten geben. Während Oliver die Menge anheizt, gibt auch die Gitarrenfraktion ordentlich Gas.
So richtig vorwärts geht es aber beim nächsten Punkt der Tagesordnung, als die maskierten Ami-Blackies UADA nach einem gut vierminütigen Intro mit dem aktuellen 'Djinn' loslegen und sogleich 'The Great Mirage' hinterherschieben. Der Sound in der Stadthalle ist zwar traditionell nicht immer der beste, gerade zu den Blastparts passt er hier aber doch ganz gut. Immerhin hört man deutlich die Snare, die Leadgitarre und den Sänger, auch wenn das Verhältnis zueinander bisweilen variiert. Der Stimmung tut das allerdings keinen Abbruch und diesmal recken sich die Teufelshörnchen bis hin zur hintersten Reihe in die Luft. Eine ordentliche Show mit viel Nebel, Strobolicht, mystischen Backdrops und vier düsteren Kapuzen-Gestalten davor.
Ab 22:15 Uhr folgt dann der eigentliche Höhepunkt des Vorabends, die traditionelle "Mosher's Night". Bislang wurde dazu eine kleinere Bühne im großen Vorraum installiert, dank erstmaliger Live-Beschallung am Donnerstag kann nun die große Stage genutzt werden – und bietet den beiden Stripperinnen jede Menge Platz zum Austoben. Der Einsatz von Hörnern eskaliert: Während im Publikum die Trinkhörner hochgehen, besudeln sich die Damen in einem mit Blut gefüllten Einhorn-Planschbecken und dürfen auch lüstern am Einhorn-Horn rubbeln. Schnaps wird natürlich auch reihenweise in die trockenen Kehlen in den vorderen Reihen gegossen, während der mit Bengalos bewaffnete DJ Schnapsi einmal querbeet von LINKING PARK bis SLAYER für die passende musikalische Untermalung sorgt. Prost!
[Carsten Praeg]
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