Red Sparowes - Berlin
29.05.2007 | 16:2615.05.2007, Lido
Danke, ihr roten Spatzen, danke für diesen ergreifenden Abend. Konzerte, deren Güte man erst nach ein paar Tagen Nachdenken voll erfasst, sind die besten - und die RED SPAROWES lieferten ein solches ab.
Ich habe Lust, sie wieder zu sehen, meine Schönheit! Aber eins nach dem anderen.
Sie gehören zu den Bands aus dem derzeit blühenden und faszinierenden Genre der Instrumental-Artrock-Truppen und sind seelenverwandt mit OSTINATO, ISIS oder EXPLOSIONS IN THE SKY, die der Musikwelt zeigen, dass man keinen singenden Frontmann braucht, um tiefgreifende und hochemotionale Musik zu machen. Die Spatzen sind für viele ein Stern dieser Szene, zweifelsohne jedoch ein Unikat.
Ich habe lange überlegt, wie man ihre Musik beschreiben kann, und auch auf die Gefahr hin, daß mich meine POWERMETAL.de-Kollegen in die Klapse bringen, die Lösung ist: Sex!
Ja, die Musik der RED SPAROWES ist wie Sex, aufregender, langsamer Sex mit einem unbekannten, geheimnisvollen Partner. Ganz behutsam und zärtlich entführen sie dich in ihre Welt, verführen mit psychedelischen, leicht dissonanten, aber immer wunderschönen und aufregenden Tönen.
Du bist eine Frau. Er berührt dich, du spürst ihn überall, er steigert sich, wird intensiver und du willst ihn bald nicht mehr loslassen, du willst immer mehr und er gibt dir mehr, doch kurz bevor du soweit bist, zieht er zurück. Du bist enttäuscht, verstört, aber er kommt wieder, baut erneut auf, diesmal jedoch anders, schneller, weniger subtil. Er sagt "Like the howling glory of the darkest winds, the voice was thunderous and the words holy, tangling their way around our hearts and clutching our innocent awe!". Und es folgt eine Orgie aus Lärm und Dissonanz, walls of sound at their best, überall Vogelfedern und Spatzengeschrei, und dann klingt alles langsam ab, man kommt auf die Erde, man raucht die Zigarette danach.
Auf enthusiastischen Jubel folgen zwei Minuten Schweigen, die Instrumente werden gestimmt oder gewechselt, man bereitet sich auf den nächsten Akt vor.
Du bist ein Mann. Du kennst sie nicht, du weißt nicht wer sie ist und wie sie aussieht, aber du willst sie. Sie macht dich verrückt und du zeigst ihr, wie sehr du sie begehrst. Sie lässt dich näherkommen, du berühst sie überall, dir wird kalt und warm gleichzeitig. Doch plötzlich dreht sie sich weg von dir. Du musst von vorne beginnen, du überlegst was du tust. Du bist kreativ und sagst "Finally, as that blazing sun shone down upon us, did we know that true enemy was the voice of blind idolatry, and only then did we begin to think for ourselves.". Und dann will Sie dich!
Erneuter Jubel, erneutes Schweigen. Die Band ist auf der Bühne, aber sie ist dir egal. Sie redet nicht mit dir, du willst die Augen geschlossen haben. Du willst die Phantasie spielen lassen. Bist du bereit für die nächsten Runden?
Deine neuen Partner gehen nach dem gleichen Prinzip vor, langsam und geduldig, doch du merkst, dass es trotzdem ganz andere sind, eine ganz andere Stimmung in dir hervorrufen, manchmal bist du enthusiastisch, manchmal romantisch, gelegentlich verwirrt und verstört, öfter auch traurig und voller Melancholie. Doch es ist immer ein roter Spatz da - und Du weißt, er wird dich innerlich befriedigen. Du weißt nur nicht, wie. Und das ist das Spannende am roten Spatz. Am Ende, nein, erst nach ein paar Tagen wird Dir klar: Du hast eine Nacht erlebt, an die du noch lange denken wirst.
Ja, ich habe große Lust, sie wieder zu sehen, meine Schönheit!
- Redakteur:
- Thomas Becker