Rock The Nation Festival - Oberhausen
01.09.2006 | 13:1707.06.2006, König Pilsener Arena
Das Rock The Nation Festival war eigentlich gar nicht geplant, denn der Headliner WHITESNAKE sollte an diesem Tag in der Dortmunder Westfalenhalle auftreten. Nun denn, das Konzert wurde in die KÖPI-Arena nach Oberhausen verlegt. Mit im Programm standen noch weitere hochkarätige Bands: WE aus Norwegen als Opener, QUEENSRYCHE mit ihrem neuesten Werk "Operation Mindcrime II", die alten Rock-Heroes JOURNEY, lang erwartet, jetzt, nach 20-jähriger Bühnenabstinenz, endlich mal wieder live im alten Lande, die NWoBHM-Legende DEF LEPPARD und natürlich WHITESNAKE.
Das Publikum kam aus aller Herren Länder, ich habe sogar Fans aus Griechenland gesehen, die ihre Heroen noch einmal live erleben wollten. Bunt gemischt war es, aber es kamen nicht allzu viele, denn die Arena war nur zu etwa zwei Drittel gefüllt. Aber das mal nur nebenbei erwähnt.
Los ging es mit den hoch gelobten WE aus Norwegen, die mit einem miserablen Sound zu kämpfen hatten, so dass man die Soundstrukturen gar nicht richtig erkennen konnte. Auf der Bühne war leider nicht viel los. Der Sänger hopste mit einem Inka-Federschmuck auf dem Kopf herum. Der Rest der Band wirkte sehr unmotiviert. Auch das Publikum stand ziemlich ungläubig da und spendete gelegentlich einen Höfligkeitsapplaus. Das zum Thema WE.
So, kommen wir nun zum ersten Highlight: QUEENSRYCHE.
Nach kurzer Umbaupause legten dann die Herren aus Seattle mit einem weitaus besseren Sound gleich fulminant los. Sänger Geoff Tate war stimmlich sehr gut drauf, ebenso die restlichen Mitstreiter, die wie immer perfekt göttlich spielten. Unterstützt wurde die Band von der charismatischen Sängerin Pamela Moore, die schon ihr Können auf dem "Operation Mindcrime"-Album zum Besten gab.
Die Setlist kam nur von den Alben "Operation Mindcrime" und "Operation Mindcrime II", wobei die Stücke vom neuen Album gar nicht so gut ankamen. Showtechnisch wurde einiges geboten, Geoff Tate in der Zwangsjacke oder gefesselt im Rollstuhl. Aber der Funke wollte nicht so richtig überspringen. Irgendwie fehlte etwas, ihre technische und musikalische Versiertheit stand nicht zur Debatte. Vielleicht hätte man die Setlist noch erweitern oder umschreiben sollen. Eigentlich fehlten so richtige Knaller wie z.B. 'Queen Of The Reich'.
Jetzt waren wohl alle im Publikum gespannt was nun kam - JOUNRNEY.
Vom ersten Ton an war klar, was hier auf der Bühne geschah. Hochexplosiver Rock aus den Vereinigten Staaten. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich an dieses Konzert denken muss. Ich habe JOURNEY heute das erste Mal live gesehen, sie haben mich und das gesamte Publikum von der ersten bis zur letzten Minute überzeugen können. Was da für ein Feeling von der Bühne herunterkam kann man nicht beschreiben. Was soll ich noch großartig sagen: Die Superlative schlechthin. Hier stimmte alles. Von dem Opener 'Seperate Ways' bis hin zu 'Wheel In The Sky' und ihren anderen großartigen Hits.
Sänger Seve Augeri war phantastisch gut bei Stimme, Ausnahmegitarrist Neil Schon cool wie eh und je, der Rest der Band traumhaft.
Das Publikum war von Anfang an aus dem Häuschen und feierte die Band lautstark bis zum Ende. Im Publikum habe ich selbst Leute gesehen, die keinesfalls älter als zwanzig Jahre waren und die Texte lautstark mitsangen. Und das heißt doch schon was. Was ich nur noch sagen kann: Liebe Musiker von JOURNEY! Kommt bitte, bitte bald wieder, aber dann auf Headlinertour. Und das wünschen sich wohl noch einige andere mehr.
Nach diesem furiosen Gig enterten nach einer kurzen Umbaupause dann die Briten DEF LEPPARD die Bühne und begannen ihr Konzert mit dem Opener 'Hell Raiser' von
SWEET. Hallo, gehts noch? Eine Band die unzählige Hits auf Lager hat, beginnt mit einer Coverversion? Aber danach kamen sie, all ihre Granaten. Doch der Funke wollte nicht so recht überspringen. Das Publikum ging nicht so richtig mit, denn viel kam von der Band auch nicht rüber. Sänger Joe Elliott hat seinen Zenit schon längst überschritten, sein Gesang kam nicht mehr wie früher rüber und er wirkte etwas hüftsteif. Aber er ist ja auch nicht mehr der Jüngste.
Die restlichen Musiker wirkten auch nicht so sonderlich motiviert, die alte Leidenschaft fehlte...kein kick ass mehr, wie man es von ihnen kannte. Vielleicht hatten sie einen schlechten Abend, oder die Power ist vollständig raus. Schade eigentlich, denn die Live-Qualitäten waren bei ihnen immer auf höchstem Niveau.
Endlich nun zum Headliner dieses Abends. Nach einer etwas längeres Umbaupause, erschienen dann Punkt 22.45 Uhr WHITESNAKE auf der Bühne und legten mit 'Burn' fulminant los. Der Sound kam glasklar und druckvoll aus den Boxen, und über allem David Coverdales markante Stimme, die aber heute wohl nicht ihren Tag hatte. Die Band war unglaublich präzise eingespielt, aber was will man von WHITESNAKE anders erwarten. Allen voran das Gitarrenduo Reb Beach und Doug Aldrich, Neuzugang Basser Uriah Duffy und Tommy Aldridge, das Tier an den Drums. High Voltage. Zur Setlist kann ich nur sagen, es wurde Perle an Perle gespielt. All ihre größten Hits wurden souverän herübergebracht, so dass es eine reine Freude war, hier im Rund zu sein. Die Band wurde vom Publikum lautstark gefeiert, und es wurde auch dementsprechend mitgesungen. David feuerte das Publikum immer zu Mitsingspielchen an und schrie immer wieder: "Are you ready?" Und aus tausend Kehlen ertönte dann: "Yeah!"
Und um Punkt O.15 Uhr endete das Konzert dann mit 'Still Of The Night'.
Es war schon ein toller Abend. Okay, es gab ein paar Abstriche, aber die gibt es auf jedem Festival. Sieger an diesem Abend waren eindeutig JOURNEY, gefolgt von WHITENAKE. Eine solche Zusammenstellung wird man so lange nicht mehr auf einem Festival zu sehen bekommen.
In diesem Sinne: Rock on!
- Redakteur:
- Ulrich Bechstein