SABATON, BLOODBOUND, ALESTORM - Esch-sur-Alzette
24.03.2016 | 00:3612.03.2016, Rockhal
Drei bestens gelaunte Bands, tolle Stimmung in der Rockhal inclusive einiger lustiger Gimmicks zum vorläufigen Tourabschluss.
Esch-sur-Alzette, Sonne, die Frisur sitzt – zumindest noch. Später ändert sich das bei einigen Besuchern ein wenig, wenn sie in der wunderbar aufgeheizten Halle ihre Haare fliegen lassen. Aber noch stehen schon lange vor Einlass mehrere Schlangen vor den Türen. Ein wenig irritiert schauen wir uns das Ganze etwas näher an – aha: In der anderen Halle geben sich die SCORPIONS die Ehre. Nun gut, es ist noch früh, also einmal kurz durch das Einkaufszentrum gehüpft, eine Kleinigkeit gefuttert und dann ab ins Gewühl. Die Halle ist ausverkauft, trotzdem hat man am Rand noch Platz, auch wenn die Sicht dadurch ein wenig beeinträchtigt ist. Nicht so schön ist der fürchterlich übertriebene Bühnennebel, der schon vor Beginn durch die Halle wabert und während der Konzerte ständig liebevoll erneuert wird. Weniger wäre da manchmal mehr. Den Anheizer darf heute Abend BLOODBOUND machen, was den Herren um Patrik Johansson auch problemlos gelingt. Und den dürfen wir heute mal ohne Mütze bewundern, dafür mit zwei neckischen Hörnchen auf dem Kopf, passend zum restlichen Outfit. Leider spielt die Band heute nur knapp 40 Minuten, was ich sehr schade finde, denn sie sind live absolut top. Das findet auch das Luxemburger Publikum und spart nicht mit Applaus. Und 'Moria' kann man sowieso immer wieder hören. Gegen Ende ist auch Chris Rörland mit von der Partie und hat offensichtlich sehr viel Spaß an dem Auftritt. Wenn mich nicht alles getäuscht hat, ist er beim letzten Song 'Nosferatu' auch in ein wunderhübsches Dalmatiner-Hundekostüm geschlüpft und auf die Bühne zurückgekehrt. Allerdings entzieht sich mir der Sinn der Aktion, vielleicht habe ich ja irgendetwas vorher verpasst. Aber gut, es ist Tourabschluss, da passieren solche Dinge nun einmal und man sollte nicht allzu sehr nach dem Sinn fragen. Es ist auch nicht die letzte Aktion dieser Art an diesem Abend.
Der zweite Support ist ALESTORM. Tja, was soll ich zu dieser Band sagen? Schon das Banner mit den "Bananengänsen" ist etwas gewöhnungsbedürftig, genauso wie für mich ihre Musik. Ich schwanke da ein bisschen von "Oh mein Gott, was ist das?!" bis zu "Das ist jetzt aber ganz nett." Irgendwie fühle ich mich vor der Bühne ein wenig verloren und kann mit diesem "True Scottish Pirate Metal" - wie die Band ihren Stil selbst bezeichnet oder dem "Bacon Powered Pirate Core" wie auch zu lesen ist - nicht wirklich etwas anfangen. Aber lustig sind sie auf jeden Fall, das Publikum grölt auch eifrig mit und hat jede Menge Spaß. Das ist ja die Hauptsache. Zum Schluss gibt es jede Menge Gelächter, als ein Teil der Band anfängt, sich teilweise auszuziehen und die Klamotten wie Hosen und Schuhe ins Publikum wirft. Sänger Christopher Bowes hebt ganz kurz seinen Schottenrock und zeigt dem Publikum seinen nackten Allerwertesten, was natürlich noch einmal zu verstärktem Gelächter und Applaus führt. Weitere nackte Tatsachen stehen an diesem Abend aber nicht ins Haus.
Im Saal herrscht eine Riesenstimmung und als 'The Finale Countdown' ertönt, tobt die Meute noch mehr und schreit sich mit "Sabaton! Sabaton!"-Rufen schon vor dem Konzert die Kehlen wund. Noch ein paar Takte von 'The March To War' und dann geht es direkt mit 'Ghost Division' in die Vollen. Schon nach 'Far From The Fame' und 'Uprising' wird das vom Publikum gewünschte 'Swedish Pagans' gespielt, ohne größere Einwände seitens Joakims. Ab und an hört man übrigens auch die "Noch-ein-Bier"-Rufe, aber die werden größtenteils von "Sabaton"-Rufen übertönt. Diesmal hat Joakim auf sein Gitarrenmätzchen verzichtet und zu 'Resist And Bite' ohne große Kommentare zur Gitarre gegriffen. Das nachfolgende 'Wolfpack' zaubert nicht nur mir ein Grinsen ins Gesicht, bei den ersten Tönen ertönt ein regelrecht ekstatischer Aufschrei in der Rockhal. Ja, dieser Song ist einfach klasse! Danach gibt es ein leichtes Geplänkel mit Joakim und Thobbe und der Herr Gitarrist schickt den Herren Sänger von der Bühne, was der nur unter Protest und mit Stinkefinger macht. Danach ist 'Gott Mit Uns' ohne Joakim, aber mit Thobbe, Chris und einem sehr singfreudigen Publikum angesagt. Und ohne Bier. Natürlich kommt "der Löwe aus dem Norden" wieder auf die Bühne zurück und die Stimmung steigert sich noch einmal, obwohl, das fast nicht möglich scheint. Selbstverständlich darf auch der obligatorische Westentausch mit einem Fan aus dem Publikum nicht fehlen und wir dürfen schicke "Sixpacks" im Doppelpack bewundern. Auch dieser Contest wird natürlich nicht wirklich so bierenst genommen, alle haben einfach Spaß an der Sache. Ganz kurz schleicht sich auch eine besinnliche Minute ein, als Thobbe 'Wind Of Change' von den SCORPIONS intoniert, nachdem er erzählt hat, dass die Band im anderen Saal spielt. Na ja, als dann die Stelle mit dem Pfeifen kommt, klingt das etwas kläglich. Also, pfeifen ist definitiv nicht sein Ding! Aber geschickt leitet er zu 'To Hell And Back' über, das ja auch mit Pfeifen beginnt und als letztes Lied für diesen Abend angekündigt wird. Natürlich ist dem nicht so, wie der geneigte SABATON Fan weiß, weil ja noch der eine oder andere Song nicht fehlen darf, als da wären 'Primo Victoria' und der Rausschmeißer 'Metal Crüe'. Zuerst werden aber die "Nachthexen" auf uns losgelassen, bevor sowohl auf der Bühne als auch im Saal zu 'Primo Victoria' gehüpft und gesungen wird. Die Energie der Band - und des Publikums! - ist einfach bewundernswert. Es ist ja nicht so, dass SABATON gerade eine wochenlange Tour hinter sich hat... Bei 'Metal Crüe', dem wirklich allerletzten Song, darf dann Herr Johansson zeigen, was er screamtechnisch so drauf hat. Sonst ist das ja Chris Rörlands Part und der arme Kerl wird dabei immer ordentlich von Joakim in die Brust "gekniffen", damit das mit dem Screamen auch klappt. Das ist bei Patrik nicht nötig, der schafft das auch so und tobt sich weidlich aus. Sehr zur Freude Joakims und des Publikums, das ihn mit großem Applaus belohnt. Und dann ist wirklich und wahrhaftig Schluss. Joakim bedankt sich herzlich bei den Fans, es werden Plektren, Drumsticks und -felle im Publikum verteilt und unter den Klängen von 'Dead Soldier's Waltz' verlässt die Band die Bühne.
Fazit: Wieder mal ein toller Abend. Alle Bands geben dem Publikum das, was es haben will, und werden dafür mit viel Applaus belohnt. Die Stimmung in der Halle ist ausgelassen und die kleinen Gimmicks, die an diesem letzten Tourtag eingebaut werden, werden allerseits mit großem Hurra begrüßt. Wobei – ein Schuh, der vielleicht während der ganzen Tour den Fuß seines Besitzers geschmückt hat – nein, darüber möchte ich denn doch nicht nachdenken. Aber es soll ja luftdichte, durchsichtige Behälter geben...
Setliste SABATON: The Final Countdown; The March To War, Ghost Division, Far From The Fame, Uprising, Swedish Pagans (vom Publikum gewünscht), Midway, Resist And Bite, Wolfpack, Gott Mit Uns (ohne Joakim), Dominium Maris Baltici, The Lion From The North, Carolus Rex, Soldier Of 3 Armies, Attero Dominatus, The Art Of War, Wind Of Change (SCORPIONS cover, Thobbe spielt den Anfang), To Hell And Back; Zugabe: Night Witches, Primo Victoria, Metal Crüe (mit BLOODBOUND); Outro: Dead Soldier's Waltz, Masters Of The World
Setliste BLOODBOUND: Iron Throne, When Demons Collide, When The Kingdom Will Fall, Moria, In The Name Of Metal, Stormborn, Nosferatu
Setliste ALESTORM: Keelhauled, Over The Seas, Magnetic North, Shipwrecked, Nancy The Tavern Wench, Walk The Plank, The Sunk'n Norwegian, Drink, Hangover (Taio Cruz cover), Captain Morgan's Revenge, Rum
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer