SALTATIO MORTIS und BAD LOVERZ - Frankfurt/Höchst
04.12.2025 | 15:5408.11.2025, Jahrhunderthalle
Von den Achtzigern ins Mittelalter.
Hört sich komisch an? Ist aber der Knaller! Wo kann man das erleben? Natürlich in der Jahrhunderthalle in Frankfurt/Höchst!
Okay, Kenner wissen, worauf ich hinaus will. Ja, natürlich auf SALTATIO MORTIS, die auf der "Weltenwanderer Tour" die unvergleichlichen Glam-Rocker BAD LOVERZ aus USA als Support im Gepäck haben.
Leider ist das aber auch gleichzeitig deren letzter Auftritt überhaupt, danach will sich die Band von der Bühne verabschieden. Aber man soll ja niemals nie sagen. Auf jeden Fall bin ich sehr froh, diese Band noch einmal live erleben zu dürfen, nachdem ich ihren tollen Auftritt auf Wacken gesehen habe – wenn auch nur im TV.
Mit Spannung erwarte nicht nur ich den Auftritt, sondern auch das Publikum in der gut gefüllten Jahrhunderthalle. Die Stimmung ist prima, echt euphorisch und sehr laut – ich hab mal kurz die Ohrtstöpsel rausgenommen!
Dann stehen sie auf der Bühne, mit allem, was zum 80er-Jahre Outfit dazugehört. Viel Bling-Bling, viele Haare und Klamotten, die wir alle noch aus dieser Zeit kennen.
Den Outfit-Vogel schießt allerdings Sänger Venice Steel ab! Sobald Maverick Boom das Schlagzeug entert, tobt die Menge schon einmal los und der Kreischalarm verstärkt sich noch, während das Intro läuft, bis alle auf der Bühne stehen.
Dieser Kreischalarm geht direkt nahtlos in den Mitgrölmodus über, sobald 'The Look' ertönt. Oh ja, Mr. Steel ist ganz in seinem Element und flitzt über die Bühne, nach vorne über den Steg, bis zum Publikum, und wieder zurück - Mit seiner Energie reißt er alle mit.
Nicht nur er, auch seine Mitstreiter wissen, wie man die Meute begeistert, die dargebotene Setliste trägt natürlich auch dazu bei. Dem Lärm nach zu urteilen, müssen so ziemlich ALLE in der Halle bei ALLEN Songs mitsingen!
Besonders bei dem "Triple" 'Take On Me', 'Major Tom' und 'Livin' On A Prayer' gibt es überhaupt kein Halten. Ja, auch ich gebe bei "den Dreien" stimmtechnisch alles und bin vollkommen begeistert.
Es ist faszinierend, wie BAD LOVERZ die ganzen Titel neu interpretiert, ob dabei ein "Hurdy-Gurdy" oder der "Thundersack" eingesetzt wird. Letzterer ist übrigens ein von der Band BAD LOVERZ erfundenes Instrument.
So ist es auch sehr schade, als Venice den letzten Titel des Abends ankündigt, was von vielen traurigen "Ohhhhs" begleitet wird. 'Angels' wird wiederum mit großem Applaus belohnt und es werden hunderte Handylichter während des Songs geschwenkt. Ein wahrhaft krönender Abschluss eines leider viel zu kurzen Auftritts.
Setliste: The Look (ROXETTE cover); Hangover (TAIO CRUZ cover); Pokémon Theme (JASON PAIGE cover); Take On Me (A-HA cover); Major Tom (Völlig losgelöst) (PETER SCHILLING cover); Livin' On A Prayer (BON JOVI cover); Angels (ROBBIE WILLIAMS cover)
Aber noch steht mit SALTATIO MORTIS ja der Hauptact an: Die "Weltenwanderer-Tour" zum 25-jährigen Bandbestehen, die heute auch hier Station macht. Die Stimmung ist ausgelassen und wird noch ausgelassener, als der Vorhang fällt und die Band mit 'Finsterwacht' gleich rasant loslegt.
Der Steg, der ganz nah ans Publikum führt, wird fleißig zur Kontaktaufnahme genutzt, denn Alea und seine Mannen haben wahrlich keinerlei Berührungsängste, was Fan-Kontakte angeht. Ich habe immer noch die Szene im Kopf, als er sich auf Wacken die Hosenbeine hochgekrempelt und mit der Meute im Schlamm gefeiert hat. Hier ist es nicht ganz so nass, es ist eher Schweiß, der rinnt, und er wird später sowieso auf Händen getragen.
Soweit ist es aber noch lange nicht, erst bekommen wir noch viele tolle Songs auf die Ohren – von denen hat SALTATIO MORTIS wahrlich genug. Es ist ein Wechselspiel zwischen kraftvollen, eher balladesken Liedern, wie 'Schwarzer Strand', oder fetten, rasanten Darbietungen, wie 'We Might Be Giants'. Nachdenklich wird es bei 'Nachts weinen die Soldaten', wo es um den 1. Weltkrieg und seine Auswirkungen geht.
Überhaupt ist es nie verkehrt, auf die Texte bei Saltatio zu achten. Nicht nur auf die nachdenklichen, sondern auch auf die fröhlichen, die mit einem Augenzwinkern dargeboten werden: 'Mittelalter' ("Was hat das Mittelalter nur aus uns gemacht!") oder das FiNCH Cover 'Keine Regeln' ("...denn alles außer Hausverbot ist rausgeschmissenes Geld!").
Auch die nordische Mythologie kommt nicht zu kurz. So erfahren wir die Geschichte von Loki, der, wie wir alle wissen, den Menschen zwar das Feuer gebracht hat, aber gleichzeitig ziemlich sauer auf den Rest der Götter ist und ihr Ende herbeiführen will – aber eigentlich will er auch gleich die ganze Welt zerstören ("Ich bin Loki, ich verbrenne die Welt."). 'Heimdall' und 'Odins Raben' gehören auch in diesen Zyklus.
Passend dazu gibt es ein bisschen Wikinger-Feeling mit einem Medley aus 'My Mother Told Me' und dem MIRACLE OF SOUND-Cover 'Valhalla Calling'. Das erfreut, der Lautstärke nach zu urteilen, nicht nur mich, sondern auch die Meute vor der Bühne, die beide Songs ziemlich abfeiert.
Mit dem eindringliche 'Prometheus' begeben wir uns in die griechischen Göttermythologie – auch hier ist wieder Feuer im Spiel, das von dem göttlichen Aufrührer widerrechtlich auf die Erde zu den Menschen gebracht wird. Apropos Feuer – davon hat SALTATIO MORTIS eine Menge mitgebracht.
Die Bühnenshow ist wirklich spektakulär, auch zwei Tänzerinnen beleben bei einigen Songs das Geschehen. Aber das Publikum ist ebenfalls spektakulär, es macht wirklich alle Spielchen, die von Alea angeleiert werden, bereitwillig mit und feiert die Spielleute so richtig ab.
Ob bei 'Mittelalter' springen und kollektiv achtmal nach rechts und wieder nach links zu hüpfen, mit den Händen auf den Schultern des Nachbarn, oder sonstige artistische Bewegungen – keine Aufforderung bleibt ungehört. Das Entledigen diverser Oberbekleidungsstücke? Kein Problem - gemeinsam mit Alea werden etliche T-Shirts gechwenkt.
Auch dem Aufruf nach diversen Circle-Pits bei 'Vogelfrei' wird gerne nachgekommen. Und wer mischt sich unter die Menge? Richtig, Alea lässt es sich nicht nehmen, fröhlich beim größten Pit mitzumachen. Diesmal wenigstens ohne Schlamm, aber dafür zwischendurch auf der Schulter eines Fans ...
Die Krönung ist aber natürlich beim 'Rattenfänger' die Fahrt über die Köpfe der Zuschauer mit dem Drachenboot! Wobei der "händische" Wellengang beachtlich ist, mir wird schon beim Zusehen schwindlig.
Gut, dass innen Haltegurte angebracht sind – die sind auch bitter nötig, damit Alea nicht doch über Bord geht. Obwohl – er würde sicher weich aufgefangen. Jedenfalls haben anscheinend alle mächtig Spaß, inklusive des Rattenfängers, der sogar noch zusätzlich zum Gesang Kommandos erteilt, wohin das Boot geleitet werden soll. Er weiß genau, wie er die Fanschar packen kann, dass sie ihm quasi aus der Hand frisst. Textsicher sind sie ebenfalls, was ich auch in meiner direkten Umgebung beobachten kann.
Heute darf ebenfalls wieder ein ganz junger Fan auf die Bühne, um einen Song auszulosen. Er ist etwas schüchtern und seinen Namen habe ich auch nicht verstanden, aber schlussendlich zieht er aus der Lostrommel den Song 'Eulenspiegel' und wird mit reichlich Applaus belohnt. Auch wenn danach das eine oder andere Lied noch aussteht, nähert sich der Abend trotzdem so langsam dem Ende. Den Schluss bildet 'Für immer jung', das nicht passender für diese Veranstaltung sein kann. 25 Jahre SALTATIO MORTIS, wo sind sie geblieben?
Natürlich geht es nicht ohne Zugaben. Diese beginnen mit dem rasanten, aber trotzdem auch zum Nachdenken anregenden 'Große Träume', bevor mit der Bandhymne 'Spielmannsschwur' endgültig Schluss ist. Ja, SALTATIO MORTIS hat einmal mehr gezeigt, wie richtig die Textzeile ist: "Wir sind geboren, um Spielmann zu sein!" Ein letztes Mal gehen die Hände nach oben, wird gemeinsam "Hohoho" gesungen, bevor sich eine strahlende Band bei einem wirklich tollen Publikum bedankt.
Danke auch an euch, ihr großartigen Spielleute, für diesen wunderbaren Abend!
Setliste: Finsterwacht; Wo sind die Clowns; Taugenichts; Loki; Schwarzer Strand; Nachts weinen die Soldaten; Feuer und Erz; Heimdall; Odins Raben; My Mother Told Me / Valhalla Calling (MIRACLE OF SOUND cover); We Might Be Giants; Der Himmel muss warten; Mittelalter; Rattenfänger; Eulenspiegel; Prometheus; Uns gehört die Welt; Vogelfrei; Keine Regeln (FiNCH cover); Für immer jung; Zugaben: Große Träume; Spielmannsschwur
Text und Photo Credit: Hanne Hämmer
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer






