SANGUISUGABOGG und NECROTTED - Wiesbaden

26.06.2024 | 11:36

17.06.2024, Schlachthof (Kesselhaus)

Finster, groovig, spaßig: Ein herrlicher Death-Metal-Abend im Kesselhaus.

Gibt es eigentlich einen schlechteren Tag für ein Konzert als einen Montag? Ich glaube nicht. Gibt es eigentlich einen besseren Wochenstart, als die Woche direkt mit einem Konzert zu starten? Auch das glaube ich nicht. Ja, es ist Montag und die Stimmung ist dementsprechend nicht allzu gut, hat sich die Motivation doch schon Morgens bei einem verabschiedet, indem sie lachend an einem vorbeigelaufen ist. Da heißt es zuerst einmal Zähne zusammenbeißen, den Arbeitstag hinter sich bringen, einfach seine Arbeit machen.

Als es endlich Zeit für den Feierabend ist, lässt sich auch die Motivation wieder blicken und hat auch gleich die Vorfreude auf das anstehende Konzert mit im Schlepptau.

Nun ist es Zeit, mal alles zu vergessen, was einen in irgendeiner Art und Weise beschäftigt, belastet oder einfach auf die Nerven geht. Also ab auf die Autobahn Richtung Wiesbaden, Musik an, Sorgen über Bord.
Heute spielt SANGUISUGABOGG, die coole US-Death-Metal-Band mit dem schwer zu lesenden Bandlogo und dem für viele schwer auszusprechendem Namen, welche ich in den letzten Monaten ziemlich in mein Herz geschlossen habe und deren Musik mich einfach komplett zu unterhalten weiß. Als Support spielt NECROTTED, eine deutsche Death-Metal-Formation aus Abtsgmünd, aber außer ein paar einzelnen Songs und ein Antesten des neusten Werks, bin ich mit deren Songmaterial nicht wirklich vertraut, was die Spannung nochmal zusätzlich steigert.

Nachdem ich überpünktlich, man kann schon sagen eigentlich viel zu früh, am Schlachthof ankomme, ist noch etwas Zeit, das sommerliche Wetter zu genießen, es regnet ausnahmsweise mal nicht, was hier momentan tatsächlich etwas Besonderes ist. Vor dem Kesselhaus angekommen warten noch einige andere Gäste, welche ebenfalls sehr zeitig eingetroffen sind. Man trifft direkt das eine oder andere bekannte Gesicht und hat somit genug Zeit, sich einfach mal entspannt über Musik zu unterhalten, zu fachsimpeln und zu philosophieren.

Es ist auch am heutigen Abend einfach schön zu beobachten, dass sich vom Kuttenträger, Metalveteranen, Nachwuchsmetaller bis hin zu den Hardcore-Kids und Hardcore-Dudes, wieder einmal Gäste aus verschiedensten Genres und Szenen begegnen, in den Austausch gehen, gemeinsam das Konzert besuchen und dafür sorgen, dass sich die einzelnen Szenen wieder näher kommen und mehr zusammenrücken. Das dürfte nicht zuletzt an der Welle an Death-Metal-Bands liegen und an Bands wie beispielsweise SANGUISUGABOGG, welche eine ordentliche Hardcore-Breitseite in ihren Stil miteinfließen lassen, sodass sowohl die Hardcore-Szene als auch die Death-Metal-Szene und auch Anhänger des Deathcore ihren Gefallen an der Musik finden. Eine absolut positive Entwicklung, meiner Meinung nach. Als das Kesselhaus endlich seine Türen öffnet, geht es direkt zum Kassenhaus, der Einlass funktioniert wieder gewohnt unkompliziert und super schnell. Nun erstmal ein kühles Getränk an der Bar holen, die Merchstände abchecken und die restliche Zeit bis zum Start mit dem einen oder anderen Plausch sinnvoll nutzen.

Als das Licht plötzlich ausgeht und NECROTTED die Bühne betritt, richten sich alle Blicke Richtung Bühne, es geht los! Nach einem kurzen Intro starten die Jungs mit 'Sow Sorrow For Victory' und es wird direkt klar, dass man es hier nicht mit der fiesen, finsteren und brutalen, sondern eher mit einer melodischen und emotionalen Ausrichtung des Death Metal zu tun bekommt. Der Sound ist wirklich gut, es lassen sich alle Instrumente gut heraushören und auch die Vocals kommen gut rüber. Spielfreudig und gut gelaunt wirkt der Fünfer aus dem Süden der Republik. Die Stimmung im Publikum ist anfänglich etwas verhalten, doch von Song zu Song wird die Stimmung besser und die Gäste werden langsam warm.

Zu 100% trifft NECROTTED nicht meinen Geschmack, allerdings kommen Titel wie 'Imperator', 'Ignorance Is Fear' oder auch 'Reich der Gier' live sehr gut rüber und stellen für mich die Highlights des Auftritts dar. Die Mischung aus Emotionalität, Tempo und fetten Breakdowns, macht definitiv Spaß und man merkt den Jungs an, dass sie wirklich mit Elan und Energie bei der Sache sind. Hinzu kommen die sympathischen Ansagen und Späße vom Mann am Mikrofon. Was das Geschehen vor der Bühne betrifft, ist hier leider noch nicht allzu viel los. Keine größeren Moshpits, keine Wall Of Death oder dergleichen. Es wird geheadbangt und die eine oder andere Faust in die Luft gereckt, allerdings wird das der Energie der Jungs eigentlich nicht gerecht, da könnte ruhig etwas mehr gehen. Als NECROTTED dann mit 'Cynic Suicide' ihr Set beenden, gibt es aber einen ordentlichen Applaus, den sich die Band auch verdient hat. Nachdem der Trupp die Bühne verlässt, wird im Eiltempo umgebaut und alles für den Headliner vorbereitet.

Und dann ist es endlich so weit, SANGUISUGABOGG betritt die Bühne und macht jedem Anwesenden klar, dass jetzt definitiv Schluss mit lustig ist. Es wird fies, brutal, groovig und laut. Der Sound ist von Anfang an sehr gut. Für mich ist es dieses Jahr bereits das zweite Mal, dass ich die Amerikaner sehe, beim ersten Mal als Support für SUFFOCATION und nun als Headliner. Und ich kann ohne Zweifel behaupten, auch als Headliner funktioniert das einfach super! Dieser herrlich tiefe, kratzige Gitarrensound, die tiefen Growls, auch an diesem Abend kommt alles soundtechnisch wunderbar rüber. Man merkt von Anfang an, dass die Jungs motiviert an die Sache gehen. Schon ab dem ersten Titel, kommt die Aufforderung zum Ausrasten und dass jeder das machen soll, worauf er Lust hat, sei es Headbangen, moshen, tanzen oder sogar auf die Bühne kommen.

Sänger Devin, wie immer super lustig und sympathisch, schafft es, das Publikum zu motivieren und zu unterhalten, sei es mit der Aufforderung abzugehen oder mit seinen kleinen Witzen zwischen den Songs. So macht das einfach nur Spaß, ausgelassen zu headbangen und einfach alles herauszulassen und zu vergessen. Es entstehen kleine Moshpits, man muss dazu sagen, dass das Kesselhaus nicht ganz voll ist, im Publikum sind einige Lücken und es wäre definitiv noch Platz für weitere Zuschauer gewesen. Aber das hält das Publikum nicht ab, sich von der Energie der Band anstecken zu lassen. Ein paar Two-Step-Tänzer, ein paar Mosher und natürlich auch immer wieder Leute aus dem Publikum auf der Bühne, um kurz gemeinsam mit der Band zu headbangen, eine durchweg sehr ausgelassene Death-Metal-Stimmung. Zwischenzeitlich kommt es zu Moshpits, welcher lediglich aus zwei bis vier Leuten besteht, was sehr witzig anzusehen ist.

Was die Setliste betrifft, gibt es einige Highlights an diesem Abend. Von Krachern wie 'Hungry For Your Insides','Face Ripped Off','Dragged By A Truck' über 'Permanently Fucked' bis hin zu 'Necrosexual Deviant' und natürlich 'Dead As Shit' oder auch 'Pissed' ist alles dabei, was man als Fan der Band hören will.

SANGUISUGABOGG schafft es durchgehend zu unterhalten und die Stimmung aufrechtzuerhalten, sowohl das Publikum als auch die Musiker haben sichtlich Spaß und jeder einzelne Song wird mit lauten Jubelrufen und Gegröle belohnt. Leider ist der Auftritt viel zu schnell vorbei und ich hätte am liebsten noch zwei bis drei Nummern mehr gehört.

Insgesamt ein wirklich toller und gelungener Abend. SANGUISUGABOGG beweist auch dieses Mal wieder, warum sie sich einen Namen in der Death-Metal-Szene gemacht haben. Nach dem Auftritt ist noch Zeit, ein bisschen mit der Band zu plaudern, sich mit neuem Merch einzudecken und Fotos zu machen, um dem Abend einen krönenden Abschluss zu verleihen.

Fotocredit: Finn Geiger

Redakteur:
Kevin Kleine

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