SCHREI!NACHTEN 2009 - Mit 210 nach 2010 - Jena
04.01.2010 | 09:0530.12.2009, F-Haus
DIE APOKALYPTISCHEN REITER und EQUILIBRIUM beenden mit einem großen Knall das Jahr 2009.
Mit 2009 geht ein langes und aufregendes Konzertjahr zu Ende. Doch nach Highlights wie THE DEVIL’S BLOOD, SATYRICON und AMORPHIS ist noch Platz für einen letzten Höhepunkt. Nach der Weihnacht kommt die Schrei!Nacht, welche EQUILIBRIUM und DIE APOKALYPTISCHEN Reiter für einige ausgewählte Gigs quer durch die Republik führte. Leider kamen nicht alle Musiker gesund und munter am F-Haus in Jena an: So knickte sich Reiter-Frontmann "Fuchs" in Wendlingen den Fuß um und konnte seitdem nur sehr eingeschränkt laufen. Ob der Fuß nun gebrochen oder "lediglich" die Bänder gerissen sind, blieb im Dunkeln, da doch recht widersprüchliche Diagnosen durch den Raum flogen.
Nachdem uns Tourmanager Mon Einlass gewährte, kämpften wir uns auf der Suche nach Aufklärung zu EQUILIBRIUM und später zu den APOKALYPTISCHEN REITERN. Aufgrund unserer Jahresabschlussinterviews nehmen wir die rauen Töne von ASHES OF A LIFETIME und AKREA nur als Hintergrundgeräusch war. Schade, denn vor allem AKREA haben vielen Anwesenden mächtig in den Arsch getreten.
Die Uhr ist mittlerweile auf nach halb 10 gerückt, als endlich und nach einer unendlich langen Umbaupause die Musik ausgeht und die Lichter erlischen. Zeit für EQUILIBRIUM. Es folgt das obligatorische Intro 'Prolog auf Erden'. Das rappelvolle F-Haus (welches sich bereits einige Wochen zuvor bei EINSIFERUM von seiner besten Seite zeigte) ist nun Ready To Rock! Endlich sollen die aufgesammelten Weihnachtspfunde ausgeschwitzt und abtrainert werden. Wie geht das besser als mit einem wilden Moshpit? Als Helge und seine Kollegen mit Weihnachtsmannmützen die Bühne betreten und 'Snüffel' anstimmen, kennt die Begeisterung keine Grenzen. Zwar liegt das Erfolgsalbum "Sagas" auch schon wieder ein ganzes Stück zurück, doch der Enthusiasmus ist schier ungebrochen. Nur lässt es sich mit den schicken Mützen schlecht bangen, sodass beim ersten Versuch das rote Käppchen auf den Boden kracht. Also einfach wieder auf die Rübe und etwas sachter gewackelt. Helge, dessen Bart immer länger und furchterregender wirkt, keift wie eine böse Hexe und treibt die wilde Meute immer weiter an. Mit 'Der Sturm' gehen die Bayern zurück zum Debütalbum. Der Moshpit wächst zusehends und hat nun auch die ersten Reihen erwischt. Zum Glück wurde der wunderbare Balkon geöffnet, sodass alle Sportmuffel aus der Vogelperspektive dem bunten Treiben zusehen dürfen. Chaos soweit das Auge reicht. Vor allem beim folgenden 'Blut im Auge' scheint die Meute jegliche Kontrolle zu verlieren. Körpergulasch in seiner schönsten Form. Alle Dämme brechen und auch der erste Crowdsurfer versucht bei diesen tobenden Wellen sein Glück. Doch wohin mit ihm? Es gibt nämlich keinen richtigen Fotograben, sondern nur eine ca. 50cm breite Spalte zwischen Bühne und Absperrgitter. Also ab zurück mit ihm ins wilde Meer. "Noch wenige Stunden, dann ist es auch bei uns soweit". Genau, denn dann geht es 'Heimwärts'. Auch wenn der Sound nicht der allerbeste ist, so räumen EQUILIBRIUM doch an diesem Abend einfach alles ab. Die Fans schwitzen wie die Weihnachtsschweine, Helge und seine Crew grinsen fleißig um die Wette, denn so wünscht sich jede Band den Tourabschluss. Doch die Grabenkämpfer haben noch lange nicht genug. Während 'Der Sängers Fluch' buddeln sie eigenhändig ein riesengroßes Loch in der Menge. Was folgt, ist klar: Wall of Death! Auch bei 'Met' bleibt das Loch bestehen und wird für etliche wilde Circle Pits oder wahlweise Ringelpitz mit Anfassen genutzt. Nach 'Unter der Eiche' verabschieden sich die Bayern mit dem immer wieder tollen Tropical Warhammer 'Unbesiegt'. Die Menge tobt und fordert mehr. Helge und seine Band kommen zurück mit den Worten "Da werde ich sicherlich nachher Anschiss bekommen, aber ihr seid es wert!". Jawohl! 'Nordheim' lässt ein letztes Mal den Pagan-Hammer schwingen, ein letztes Mal die Krüge um die Wette fliegen, bevor das unvermeidbare Good Bye die Körper entknoten und sich einige Fans auf die Suche nach ihren Klamotten machen können.
Setlist EQUILIBRIUM:
01. Prolog auf Erden
02. Snüffel
03. Der Sturm
04. Blut im Auge
05. Heimwärts
06. Der Sänger Fluch
07. Met
08. Unter der Eiche
09. Unbesiegt
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10. Nordheim
Nachdem sich die Fans sammeln und ihre Becher auffüllen konnten, ist es nun Zeit für das, für die Meisten sicherlich, letzte Konzert des Jahres. Und wie kann man dies besser zelebrieren als mit den APOKALYPTISCHEN REITERN. Doch zunächst betritt Tourmanager Mon die Bühne. Was ist denn nun los? Erstaunte Gesichter all over the place. Er bringt schlechte Kunde und erzählt vom Unfall des Fuchses. Nun stehe man vor der Option, das Konzert abzusagen (laute Buhrufe der Fans) oder, dass der Fuchs die Show im Rollstuhl bestreiten würde. "Rollstuhl – Rollstuhl"-Sprechchöre durchziehen das weite Runde. Das Volk hat entschieden – die Action kann beginnen. Die Band betritt während des Intros die Bühne – nur der Fuchs fehlt noch. Wo ist er? Da kommt er angerollt. Mit einem Rollstuhl unter dem Hintern erklimmt er die Bretter der Welt. Die Fans sind von den Socken und als die Frontsau 'Wir sind das Licht' anstimmt und aus dem Rollstuhl einen Narrenkäfig macht, flippen die Fans völlig aus. Wer dachte, EQUILIBRIUM hätten die Fans gefordert, der erlebt hier sein blaues Wunder. Gleich mehrere Moshpits durchziehen das F-Haus. Da wackelt selbst der Balkon. Der Fuchs faucht und tobt in seinem Rollstuhl, das einem Hören und Sehen vergeht. Die pure Wut über diesen dummen Unfall wird hier hinausgeschrien. Dr. Pest schiebt ihn dabei gekonnt über die Bühne. Was für ein Bild, was für eine Komik!
Doch es geht natürlich noch schlimmer, oder? 'Es wird schlimmer' schießt wuchtig und giftig aus den Boxen und macht das Chaos perfekt. Wer soll hier heute lebend rauskommen? Das man (oder Fuchs) auch ohne intakte Füße prima die Reiterflagge schwenken kann, zeigt sich bei 'Revolution'. Vor dem Schlagzeug haben die Jungs eine kleine Hebebühne installiert, auf die der Fuchs gesetzt wird und die sich dann einige Meter in die Luft erhebt, sodass er wie ein König über seinem Volke thront und die Fahne schwenkt. Ob Verletzungen oder schwerste Stürme – die Reiter galoppieren unbeirrt weiter. Nach 'Riders On The Storm' bringt Mon einen Barhocker und eine akustische Gitarre auf die Bühne. 'Friede sei mit dir' kuschelt sich durch das F-Haus und der Fuchs beißt auf die Zähne. Doch er hat auch ein Herz für Tourmanager Mon, der mal wieder nichts zu Weihnachten bekommen hat – außer ein tolles Zivi-Shirt, welches er stolz präsentiert. Schon fliegt ein BH auf die Bühne, den die Band ihrem Tour-Zivi überlässt. Stolz wie Oskar schiebt er nun erneut den Fuchs während 'Licked By The Tongue Of Pride' über die Bühne. Ja, so ein BH verleiht Flügel - oder eben jede Menge 'Adrenalin'. Das schwappt auf die wilde Meute über, die eine riesengroße Wall Of Death anleiert. Die Folgen sind verheerend: Noch Tage später werden Überlebende unter den Trümmern geborgen. Nach dem wunderschönen 'Erhelle meine Seele' (endlich mal wieder live) folgt mit 'Nach der Ebbe' das nächste balladeske Stück.
Prima Timing, denn nach dem Chaos muss erstmal nach den eigenen Körperteilen gesucht werden. Gesucht – aber auch gefunden? Egal, denn 'We Will Never Die'. Das F-Haus springt an die Decke, Fuchs fast aus seinem Rollstuhl. Denn er klemmt, weswegen ein weiteres Crewmitglied den Fronter über die Bühne schieben muss. Hat er fein gemacht. Ein anderes Crewmitgleid bekommt dann erstmal eine Freundin verpasst. "Was festes" wie Fuchs noch einmal betont. Also hoch mit einem Mädel und ab in die Ecke mit den Beiden. Nach 'Der Adler' und 'Du kleiner Wicht' folgt die kleine Hochzeitszeremonie mit Pfarrer Fuchs. Darauf gibt es mit 'Eruption' einen Song als Geschenk, den sie noch nie live dargeboten haben. Was soll da noch schief gehen? 'Der Weg' wird steinig sein, aber wir alle glauben, dass die Beiden das schon meistern werden. Dabei helfen alle Bands, die noch nicht besoffen sind, denn Fuchs möchte die Schrei!Nachten-Familie beisammen haben und gemeinsam singen. Nur EQUILIBRIUM scheinen sich leider schon auf dem Heimweg zu befinden, denn auch im hintersten Winkel steckten sie nicht. Die übrigen Bands kommen auf die Bühne und zelebrieren gemeinsam dieses musikalische Meisterwerk.
Der Fuchs stellt im Anschluss seine gesamte Crew vor. "Es gibt eine Sache, die uns alle verbindet! Metal!". 'Metal Will Never Die' erklingt und das F-Haus wird zum Tollhaus. DIE APOKALYPTISCHEN REITER verabschieden sich von ihren Fans, die natürlich wissen, dass ihre Helden zurückkehren werden.
Und tatsächlich – die Reiter erklimmen noch ein letztes Mal die Bühne. Doch bevor sie sich der Musik widmen wollen, holt sich Fuchs ein süßes weibliches Exemplar auf die Stage. Sie soll von nun an seine Krankenschwester spielen. Ja so ganz hat sie das wohl nicht verstanden, denn bei 'Seemann' tanzt sie eigentlich nur hinter dem Füchschen. Dieser schaut sich verwundert um, denn so kann er sich ja gar nicht an ihr ergötzen. Also schnappt sich der Fuchs das Mädel, holt sie auf seinen Schoß und gibt ihr einen fetten Kuss. Diese Rockstars!
Ab auf die Boote heißt es. Für 'Reitermania' werden die Schlauchboote startklar gemacht. Diese fliegen - mit oder auch ohne Fracht - wie wild durch die Location. Natürlich möchte die junge Krankenschwester da nicht abstinken, also hoppst sie frohen Mutes in eines der freien Boot und zieht in die ferne Welt – sehr zum Leidwesen des Fuchses, denn sie ward nie wieder gesehen. Egal, denn 'Die Sonne scheint mir aus dem Arsch' – die Nächste kommt bestimmt.
"Und bricht dein Herz noch tausendmal entzwei. Denk daran, jeder Schmerz, der geht einmal vorbei" singt Fuchs beim abschließenden 'Unter der Asche' und beschließt das Konzertjahr 2009 mit warmen Worten. Seine Krankenschwester ist verschollen, doch eine Eheschließung muss schließlich pro Tag reichen. Zwei Stunden Reitermania sind Vergangenheit – doch 2010 sehen wir sie mit neuer Kraft und erstarkten Gliedern wieder. Auf ein Neues!
Für die tollen Fotos gebührt Christin Kersten der größte Dank!
Setlist DIE APOKALYPTISCHEN REITER
01. Intro
02. Wir sind das Licht
03. Es wird schlimmer
04. Revolution
05. Riders On The Storm
06. Friede sei mit dir
07. Licked By The Tongues Of Pride
08. Adrenalin
09. Erhelle meine Seele
10. Nach der Ebbe
11. We Will Never Die
12. Der Adler
13. Du kleiner Wicht
14. Eruption
15. Der Weg
16. Metal Will Never Die
- - - - - -
17. Seemann
18. Reitermania
19. Die Sonne scheint mir aus dem Arsch
20. Unter der Asche
- Redakteur:
- Enrico Ahlig