SEPULTURA - Essen

05.06.2013 | 20:54

11.05.2013, Turock

Brasilianer mit Zerstörungswut

Für das heutige Schauspiel ist das Turock in der Essener Innenstadt prädestiniert. Dort, wo zahlreiche Thrash-, Hardcore- und Death-Metal-Bands in den letzten Monaten ihr Unwesen trieben, kehrt nun auch das südamerikanische Krawallflaggschiff zurück. Mit im Gepäck haben SEPULTURA die Israelis von HAMMERCULT und ACCU$ER aus Siegen, um die kleine Ruhrpottmetropole in Schutt und Asche zu legen.

Und, wo wir schon einmal damit angefangen haben, hätte der Start mit HAMMERCULT nicht druckvoller werden können. Zwar platzt das Turock noch nicht aus allen Nähten, dennoch schaffen es die Todesblei-Thrasher mit ungemein viel Spielwitz, schnörkellosen, tödlichen Stücken und einer rustikalen, charmanten Art und Weise den Besuchern die Aufmerksamkeit zu klauen. Mit dem im vergangenen Jahr erschienenen "Anthems Of The Damned" und einer unbekümmerten Art kosten die fünf Jungs ihren kurzweiligen, knackigen Gig vollends aus. Mit Tobsucht, Brachialität und Frische gefällt das auch den Anwesenden. War äußerst lecker.

Sodann übernehmen ACCU§ER aus dem nicht derart entfernten Siegen das Ruder. Im Vorfeld war ich äußerst gespannt auf jene Truppe, die die Gemeinde jüngst mit "Diabolic" und mich im speziellen mit "Who Dominates Who?" begeistern konnten. Live hab ich sie bis zum heutigen Abend noch nicht gesehen, gefallen hat es jedoch scheinbar nicht nur mir. Obwohl sie ihren Fokus auf Stücke überwiegend neueren Datums gelegt haben, werden diese gut angenommen und die Band um Frank Thoms ist sichtlich gut gelaunt. Frisch, präzise und positiv routiniert knallen sie die einen oder anderen Gassenhauer in die Menge, die sie aufnimmt und es ACCU$SER im Gegenzug mit wehenden Mähnen, einigen Fäusten und positiven Mienen danken.

Nach diesem Einblick in die einheimische Thrash-Szene ist es nun an der Zeit, auch die letzten Überreste des Turocks zu zerstören und mit typisch südamerikanischem Charme der Meute den Rest zu geben. Ladies and gentlemen, mit 'Troops Of Doom' und einer ungeheuren Anspannung in der Luft betreten Green, Kisser und Co. die Bühne und machen sich auf einen unheimlichen Siegeszug. Green ist und bleibt ein impulsiver, intensiver Frontmann, der seine Aufgabe mit voller Hingabe und Freude erfüllt.

Die Cavalera-Brüder vergessen machend gibt es von SEPULTURA sowohl Stücke neueren Datums wie 'Kairos' und 'Sepulnation', doch sind es vorallem die Alt-Klassiker der "Arise" und "Chaos A.D."-Ära, die das Turock aus den Angeln hebt. Hier quetschen sich die Massen, der Sound ist unheimlich druckvoll und Evergreens wie 'Refuse/Resist', 'Altered State', 'Attitude' und das unglaublich geile 'Biotech is Godzilla' machen auch Jahre nach der Erstveröffentlichung einfach nur Spaß. Die Zuschauer feiern, bangen sich die Birne vom Kopf und das Brasilia-Quartett nimmt diese Mosh-Einladung herzlich an.

Mit 'Policia' und dem MOTÖRHEAD-Cover 'Orgasmatron' kommt auch ein Hauch von punkiger Abwechslung in die Setliste SEPULTURA’s. Hier fängt der Old-School-Thrasher vor Freude an zu sabbern, die Band präsentiert sich auf höchstem Niveau und mit jener Gelassenheit, die auch Tage später auf dem benachbarten Rock Hard Festival zu Tage kommt. Doch am heutigen Abend wird auch eine Nummer kleiner die Kurbel angezogen und das offizielle Set mit dem obligatorischen Rundumschlag 'Arise', sowie 'Slave New World' und dem starken 'Territory' beendet. Der Schweiß trieft und die Bäckchen strahlen. Nach einer kurzen Verschnaufpause tragen die heute übermächtigen und äußerst fannah wirkenden SEPULTURA ihr Set mit 'Ratamahatta' und natürlich 'Roots Bloody Roots' zum Ende.

Was übrig bleibt, sind ausgelaugte Fans, eine sinnbildlich zerstörte Bude und die Gewissheit, dass SEPULTURA auch nach all den Jahren und Querelen noch ordentlich Feuer machen können.
Verehrte Freunde, hier gab es die breite Palette des Thrash-Metals. Die jugendliche Unbekümmertheit aus Israel, die Souveränität aus Deutschland sowie die Kraft und Intensivität aus Brasilien. Das sind die Trademarks, die den heutigen Abend zu einem besonderen Hochgenuss für Freunde deftigerer Töne machen. Hut ab, ich hatte Spaß.

Setliste SEPULTURA: Intro, Troops Of Doom, Refuse/Resist, Kairos, Sepulnation, Altered State, Attitude, Choke; The Treatment, Biotech Is Godzilla, Polícia (TITAS-Cover), Orgasmatron (MOTÖRHEAD-Cover), Slave New World, Territory, Arise, Ratamahatta, Roots Bloody Roots


Redakteur:
Marcel Rapp

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