SHRINEBUILDER - Leipzig

26.11.2010 | 23:19

14.11.2010, Conne Island

Ein Dream-Team überzeugt mit jeder Menge Krach aus Stoner Rock und Doom Metal

Über ein halbes Jahr nach dem Vulkanausbruch in Island holten SHRINEBUILDER ihre Tour nach und waren an diesem Abend im Leipziger "Conne Island". Pünktlich zum eigentlichen Einlass hatten sich vor den Türen ihre Anhänger bereits zahlreich versammelt. Doch alle mussten sich noch ein wenig länger gedulden, bis es dann endlich losging.

Gegen 21.30 Uhr betraten dann endlich KASAN die Bühne. Hinter der Band stecken vier Jungs aus der hiesigen Messestadt, die zunächst doch eher unauffällig wirkten. Wenig Licht strahlte die Mitglieder an. Meist waren sie in Rot getaucht.

Im Hintergrund lief eine Videoinstallation, die von Vulkanausbrüchen, Stoppelfeldern bis hin zu Bienen, die in ihren Waben herumlaufen, alles Mögliche zeigte. Doch ihre Musik schaffte es, dass man sich darin verlieren konnte. Mit ihrer Mischung aus Psychedelic und Stoner Rock gewannen die Leipziger das Publikum für sich.

Dabei begannen manche Lieder so zaghaft, angefangen bei dem Schlagzeuger, der besonders beim ersten Song das Becken nur ganz zart berührte. Rhythmische und rollende Drumschläge wurden verfeinert mit einsetzenden Bass- und Gitarrenklängen, deren Töne immer intensiver wurden. Andererseits begannen KASAN ihre Lieder auch mit härteren Schlagzeugschlägen und holten die Zuschauer aus ihrer Gebanntheit wieder zurück.

Passend zu den eher düsteren und kraftvolleren Parts wurden Videos wie das von Explosionen nahe einer Wohngegend gezeigt. Hierzu, und das war wohl das einzige Mal, wurde bei KASAN im Hintergrund sogar etwas Gesang eingespielt. Stets eine tragende Schwere vermittelnd sah man den Jungs dennoch ihre Spielfreude an, besonders Schlagzeuger Carlo Reuther.

Nach den ersten drei Songs machte Reuther eine kurze Ansage und bedankte sich für die Einladung, hier spielen zu dürfen. "Es tut gut, mal wieder hier zu sein", sagte er. Gefühlvoll und wohl versunken in den Melodien bewegten sich die Bandmitglieder im Takt - ähnlich ging es im Publikum zu -, andererseits brachen KASAN immer wieder aus sich heraus, als eher rockige Parts gespielt wurden.

Ein insgesamt toller Auftritt, bei dem man den Jungs auch gerne mal näher auf ihre Finger schaute: So gefühlvoll wie Reuther am Anfang die Becken berührte, so weit holte er aus, um in langsamem Tempo - sozusagen im Downtempo - kraftvoller auf sein Schlagzeug einzuwirken. Ähnlich fein zupfte Basser David Jahr über seinen Fünfsaiter. In so manchen Bewegungen schien ungeheuer viel Präzision zu stecken. Mit ihrem guten Spiel sowie ihrer abwechslungsreichen Mischung aus recht gefühlvollen, einnehmenden und fesselnden Melodien mit gut gesetzten andersartigen, teilweise sehr experimentellen Parts wurden KASAN auch nach einer knappen Stunde Spielzeit nicht langweilig.

Dennoch wurde es irgendwann Zeit, dass die Leipziger die Bühne räumten, eine wunderbare Einstimmung waren sie auf jeden Fall – doch schließlich waren die meisten Besucher wegen SHRINEBUILDER da, auf die einige im Saal immerhin ein gutes halbes Jahr extra warten mussten.

Wenige Minuten nach der Umbaupause war es dann so weit: Das Quartett aus vier gesanglich talentierten Musikern anderer bekannter Bands nahm seinen Platz ein. Gründungsmitglied von SHRINEBUILDER ist der NEUROSIS-Gitarrist Scott Kelly. Hinzu kommen Scott "Wino" Weinrich, Sänger Al Cisneros von SLEEP und Drummer Dale Crover von den MELVINS. Im vergangenen Jahr veröffentlichten sie ihr erstes Album "Shrinebuilder", das bereits mehrere Lobeshymnen abstaubte. Die Erwartungen waren sicherlich groß an die Herren. Immerhin versprach diese Kombination eine interessante Mischung aus Stoner Rock, Psychedelic und Doom Metal.

Und das wurde es auch: SHRINEBUILDER begannen bereits mit dem ersten Song 'Pyramid Of The Moon', an ihrem Schrein zu werkeln. Gediegene, schwere Melodien und dazu die schöne tiefe und rauchige Stimme von Scott Kelly ließen das Publikum recht schnell begeistert dahinschmelzen. Die längeren, zum Teil epischen Instrumental-Parts taten ihr Übriges.

Weiter ging es mit den Songs 'The Architect', 'Blind For All To See' und 'Science Of Anger', womit schon vier der fünf Songs des Albums gespielt wurden. Bis dahin hatte es es derart gut von der Bühne hinabgebrummt, das Publikum so sehr gefesselt und immer wieder mit jeder Menge Abwechslung erstaunt, weil bei SHRINEBUILDER schließlich jeder mal singen konnte.

Nur bei Wino schien der Gesang zum Teil eher gedämpft zu sein, so als würde er weit im Hintergrund stehen und zu sehr von den Instrumenten übertönt werden.

Noch drei weitere Songs wurden intoniert, bevor auch das Letzte vom ersten Album angestimmt wurde, darunter 'Effigy' als Cover der alten Siebziger-Jahre-Rock-Band CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL und 'We Let The Hell Come' mit einem beeindruckenden Schlagzeugspiel. Zum Abschluss überzeugte dieses Dream-Team mit dem Album-Opener 'Solar Benediction', bei dem Wino und Scott Kelly abwechselnd sangen.

SHRINEBUILDER überzeugten mit ihren teilweise recht dröhnenden Tönen, den schweren Riffs und den animierenden, rollenden Drums schwer. Die Lautstärke an dem Abend war natürlich auch nicht zu verachten. Das Fiepen klang sicherlich bei einigen noch Tage später nach. Doch erinnerte es stets an einen tollen Abend mit klassischem "Doom-Rock", der ziemlich ungeschminkt daherkam und dessen Töne langsam den Kehlkopf hinabkrochen, um letztendlich in schwere und gediegene Bewegungen überzugehen, im Publikum genauso wie auf der Bühne. Nur, dass auf der Bühne weit mehr Platz war, da sich keiner der vier Musiker viel bewegte. Ansagen zwischen den Songs gab es auch keine. Gestört hat das aber nicht. In diesem kraftvollen Strom der Melodien waren alle versunken und erwachten erst gegen 00.20 Uhr, als SHRINEBUILDER die Bühne verließen. Es war großartiger Krach für die Ohren.

Redakteur:
Franziska Böhl

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