SLIPKNOT und KING 810 - Hamburg

18.03.2015 | 13:08

08.02.2015, O2 World

Die neun Männer in Masken lassen sich nach viel zu langer Zeit in der Hansestadt blicken. Mit dabei ist das neue Album ".5: The Gray Chapter" und als Support KING 810. Let the Abriss begin!

SLIPKNOT befindet sich aktuell auf einem Höhepunkt, was die Performance auf der Bühne anbelangt, das merkt man deutlich heute bei ihrem Konzert in der O2-Arena in Hamburg, als die Band über eineinhalb Stunden ein Programm abfeuert welches man nicht alle Tage hört und sieht. Nicht nur als eingefleischter Fan feiert man bislang diese großartige Band, hier sieht man Fans mit dem Musikgeschmack jeglicher Genres herumlaufen, was man anhand der T-Shirts deutlich erkennen kann.

Die ausverkaufte O2-Arena lädt also um 17:30 ein, um die Band KING 810 knapp zwei Stunden später als Support-Band zu präsentieren. Leider wird hier musikalisch als auch visuell stilistisch nicht das gleiche Niveau geboten wie bei SLIPKNOT. Das wäre zwar auch eine große Herausforderung, allerdings erwartet man zumindest einen gewissen Anspruch, um die wartende Masse schon einmal ordentlich vor zu heizen, insbesondere mit dem Wissen, dass auf der selben Tour z.B. in London bislang KORN als weitere Band gefeiert wurde. Wie dem auch sei, der Sound, die Bühnenshow und auch die Songs von KING 810 überzeugen nicht, allerdings sei hier noch zu betonen dass der Mann am Mikro gesundheitlich etwas angeschlagen ist. [Die Band klingt in der Tat wie eine Möchtegern Psycho-Metal-Band mit grausamen Songs und peinlichem Auftreten, JE].

Nach 45 Minuten freut man sich in der Pause umso mehr auf SLIPKNOT! Die Show beginnt mit 'Sarcastrophe', dem Opener des neuen Albums. Als der Vorhang sich lichtet, bietet sich ein gewaltiges Bühnenbild mit zwei großen Treppen die jeweils seitlich neben den Drums über die DJ- und Sampler-Pulte links und rechts auf der Bühne führen. Davor fahren gewaltige Podeste abwechselnd nach oben und wieder herunter, auf welchen die beiden Perkussionisten der Band auf riesige Trommeln und Bierfässer einschlagen. Die Percussion-Burg dreht sich dabei jeweils um sich selbst, damit das Schauspiel auch von allen Seiten bestaunt werden kann. Die großen blinkenden Leuchten in Anordnung von Lichterketten an den Treppen und über der Bühne geben der Lightshow einen eigenständigen Charakter und in der Mitte ist der große Zombie-Kopf kaum zu übersehen. Allerdings beeindruckt auch das unförmige Loch in der Kulisse darunter, welches über den Drums durch die beleuchtete Wand dahinter eine Art andere Dimension darstellt. Diese ganze Kombination sieht schon sehr abgefahren aus und passt auch zu den Bühnenaktivitäten, denn die Treppen und Podeste werden von dem DJ verwendet um gerne mal einige Parkour-Einlagen zum Besten zu geben. Typischerweise präsentiert SLIPKNOT sich natürlich in den schon bekannten [jedoch modifizierten /JE] Masken, welche der Band zum einen eine gewisse Anonymität verleiht aber zum anderen auch jedem Bandmitglied einen visuellen Charakter gibt, der Inspirationsspielräume offen lässt. Insbesondere die Maske von Frontmann Corey Taylor ist einzigartig in ihrer Umsetzung, da sich darunter eine weitere Maske verbirgt und zum Vorschein kommt wenn er sich die oberste Schicht der Maske vom Gesicht zieht. Taylors Performance ist sehr überzeugend, während er mit den Fans interagiert. Er ist so wie der Rest der Band ständig in Bewegung und heizt die Menge ordentlich ein. Nicht nur seine teilweise in deutsch gehaltenen Ansagen mit der Frage "Wie geht es euch? Gut?" machen ihn sympathisch, er erwähnt nebenbei die Grammy-Nominierung von 'The Negative One' und leitet anschließend das Publikum an, ordentlich abzugehen. Jeder Song ist ein Highlight für sich, so setzen sich die Leute traditionell bei dem Hit 'Spit It Out' hin um im richtigen Augenblick wieder aufzuspringen und zu pogen, denn der Moshpit kommt auch bei diesem Konzert nicht zu kurz. Live-Bassist Alessandro Venturella, welcher auch schon die Aufnahmen zu ".5: The Gray Chapter" eingespielt hat und den vor fünf Jahren verstorbenen Paul Gray live ersetzt, zieht ebenfalls solide sein Programm auf seinem mit roten oder grünen LEDs bestückten Bass durch, während die Percussion-Front vorne eine Stage-Diving-Einlage ausübt. Auch der neue Drummer Jay Weinberg welcher vorher bei AGAINST ME! spielte und nun hinter seinem riesigen Drumset auf der Bühne von SLIPKNOT thront, spielt gekonnt die Songs absolut präzise und mitreißend. Klassiker wie z.B. '(sic)' überzeugen ebenso wie die neuen Songs 'Custer' mit seinen treibenden Rhythmen oder 'The Devil in I' welcher musikalisch eher einer der ruhigen Songs ist, aber dafür mit einem nicht zu knappen Flammen-Inferno präsentiert wird.

Zusammengefasst bietet dieser Abend alles was das Herz begehrt. Sämtliche Hits werden gespielt, nur 'Wait And Bleed' nicht, was bei dem Aufgebot an erstklassigen Songs, einem Bühnenbild und einer Feuershow die es in sich hat, einen astreinen Sound und dem Stage-Acting der Musiker zu verschmerzen ist.

Setlist SLIPKNOT: Sarcastrophe, The Heretic Anthem, My Plague, The Devil in I , Psychosocial, The Negative One, Eeyore, Liberate, Purity, Before I Forget, Duality, Left Behind, Spit It Out, Custer Zugaben: (sic), People = Shit, Surfacing

[Thomas Reinsch]

Fotos von [Jakob Ehmke] Mehr Bilder gibt es in der Gallerie!

Redakteur:
Jakob Ehmke

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