SODOM, HELLRIPPER, BONDED und TYRANTHROPE - Heidelberg
17.01.2025 | 12:0928.12.2024, Halle 02
Evil Obsession in Heidelberg.
Wie schon im letzten Jahr ist SODOM zum Jahresende wieder auf "Evil Obsession"-Minitour in Deutschland unterwegs. Insgesamt umfasst der Trip vier Stationen. Mit dabei ist dieses Jahr TYRANTHROPE, die Thrash Metal mit Hardcore paart, BONDED, mit ex-SODOM-Gitarrist Bernd "Bernemann" Kost und HELLRIPPER aus Schottland, die mit ihrem Mix aus Black- und Speed-Metal zuletzt für Aufsehen sorgte. Die Halle 02 in Heidelberg ist kurz nach Weihnachten fast ausverkauft und es gibt nur noch wenige Tickets an der Abendkasse. Scheinbar möchte so mancher Headbanger den über Weihnachten angesetzten Speck gleich wieder abtrainieren.
Die vordersten Reihen sind noch nicht ganz geschlossen, als der Opener TYRANTHROPE zwanzig vor sieben die Bühne betritt. Die Krefelder sind schon alte Hasen im Business und treiben mehr oder weniger schon seit zwanzig Jahren ihr Unwesen. Am bekanntesten dürfte Gitarrist Paddy Watermountain sein, der auch bei MOTORJESUS die Klampfe schwingt. Bislang bringt man es mit dem Album "Metropolis" und dem Minialbum "Moloch" auf zwei Veröffentlichungen.
Gereicht wird eine Mixtur aus Hardcore und Thrash Metal gepaart mit etwas Punk-Attitüde. Vorturner Klaus Schwerdt shoutet sich souverän durch das Programm und ist unentwegt in Bewegung. Nicht ganz so mobil ist Gitarrist Jochen Pelser, der mit einem gebrochenen Bein im Rollstuhl sitzt und tapfer abrockt.
Die Stücke sind genretypisch alle kurz und knapp gehalten und überschreiten nur selten die Zwei-Minuten-Marke. Immer schön drauf auf die Zwölf! In ihren Songs nimmt TYRANTHROPE kein Blatt vor den Mund und kommt meist gleich direkt zur Sache. Beste Beispiele sind hier 'Venomous', 'Hollow Democracy' oder 'Der Marsch der Rattenfänger'. TYRANTHROPE macht am heutigen Abend keine Gefangenen und lässt musikalisch mal ordentlich Dampf ab. Ein erfrischender Start in einen langen Abend, der erste Verspannungen in der Nackenmuskulatur löst. So kann es weitergehen.
Setliste: Venomous; Metropolis; Hollow Democracy; Moloch; As God Disbelieves; Catch 2022; Insidious Technology; Deserter; Toxix Triviality; Brave New Slavery; I Turned Into A Martian; Der Marsch der Rattenfänger; Unfaltering
Weiter geht es um zwanzig vor acht mit BONDED. Nach ihrer Dimission 2018 bei SODOM, gründen Gitarrist Bernd "Bernemann" Kost und Schlagzeuger Markus "Makka" Freiwald BONDED. Mittlerweile ist Makka wieder ausgestiegen und mit Bassist Christian "Speesy" Giesler ist zuletzt ein weiterer Thrash-Metal-Veteran von KREATOR zu BONDED gewechselt. Veröffentlichungstechnisch ist es die letzten drei Jahre etwas ruhiger geworden und ein Nachfolger zum Debüt "Rest In Violence" (2020) und dem Nachfolger "Into Blackness" (2021) lässt noch auf sich warten. Es ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass 2023 der etatmäßige Sänger Ingo Bajonczak aus privaten und beruflichen Gründen seinen Ausstieg bekanntgab und durch Manuel Bigus (PATH OF GOLCONDA, ex-BLODTAKE) ersetzt wurde. Immerhin gab es mit der Singleauskopplung 'Rest In Violence (Reloaded)' zuletzt einen Appetizer auf neues Material. Ich bin mal gespannt, wie sich der neue Mann am Mikrofon schlägt.
Der Einstieg in das Set kann nicht schlechter starten, denn im Eifer des Gefechts hat die Crew beim Wechsel vergessen, das Kabel des Mikrofons von Sänger Manuel in die Stagebox zu stecken und somit ist der großgewachsene Sänger gefühlt eine halbe Ewigkeit nicht zu hören. Glücklicherweise fällt das Malheur Bassist Speesy auf, der eilig den Mann am Monitormix herbeizitiert. Auch ohne Ton ist der neue Mann eine beeindruckende Erscheinung und kann auch im späteren Verlauf des Abends voll überzeugen. Härtetechnisch fährt BONDED ein ordentliches Brett und feuert eine Thrash-Granate nach der anderen ab. Die Stücke werden sauber gespielt und Bernemann geniest bei der SODOM-Fanschar nach wie vor großes Ansehen. Musikalisch muss er sich mit BONDED keinesfalls vor seinem ehemaligen Brötchengeber verstecken, mit dem er immerhin über zwanzig Jahre zusammen musizierte. Musikalisch setzt BONDED konsequent dort an, wo man seinerzeit bei SODOM mit dem letzten gemeinsamen Album "Decision Day" aufgehört hat. Am besten gefallen mir die Stücke 'Godgiven', 'Je Suis Charlie' und die Highspeednummer 'Suit Murderer'. Chapeau! Und jetzt ab ins Studio, die neue Scheibe einspielen!
Setliste: The Arsonist; Watch (While The World Burns); Godgiven; Je Suis Charlie; The Rattle & The Snake; Lilith (Queen Of Blood); Galaxy M87; Rest In Violence; Suit Murderer; Into The Blackness Of A Wartime Night
HELLRIPPER ist mir bislang live noch nicht begegnet und ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wie die Schotten heute abliefern. Das Ein-Mann-Projekt von Mastermind James McBain hat sich dem Black- und Speed-Metal verschrieben. Ja es handelt sich bei HELLRIPPER eigentlich nicht um eine Band im eigentlichen Sinne, auch wenn sich James McBain seit 2018 für Live- und Touraktivitäten immer die gleichen Musiker mitnimmt. Wieso, weshalb und warum wird das Geheimnis des jungen Schotten bleiben. Musikalisch ist das Quartett für mich ein Bastard der jungen METALLICA zu "Kill 'Em All"-Zeiten und den alten VENOM. Dreckig, laut und hart präsentiert sich HELLRIPPER in den folgenden sechzig Minuten und strotzt nur so vor Spielfreude.
Von Anfang an ist das Gaspedal voll durchgedrückt und die ersten Crowdsurfer landen im schmalen Bühnengraben. Die Security hat alle Hände voll zu tun und selbst Sänger und Gitarrist James McBain lässt es sich nicht nehmen, samt Gitarre ins Publikum zu springen und sich auf Händen tragen zu lassen. Einen bleibenden Eindruck haben bei mir die Stücke 'All Hail The Goat', 'Bastard Of Hades' und 'Fork-Tongued Messiah' hinterlassen und die unheimliche Dynamik der Band. Am Auftritt von HELLRIPPER gibt es rein gar nichts auszusetzen und ich werde mich mal intensiver mit dem musikalischen Schaffen der Schotten auseinandersetzen.
Setliste: All Hail The Goat; Spectress Of The Blood Moon Sabbath; From Hell; Nekroslut; Demdike (In League With The Devil); The Affair Of The Poisons; Fork-Tongued Messiah; Goat Vomit Nightmare; The Hanging Tree; The Nuckelavee; Bastard Of Hades; Headless Angels
Kurz nach zehn Uhr erklingen die ersten Töne des Intros und SODOM betritt im dichten Nebel die Bühne. Musikalisch und soundtechnisch lässt man nichts anbrennen und ein Blick auf die Setliste verrät, dass das kürzlich wiederveröffentlichte Album "Tapping The Vein" im Mittelteil des Sets mit fünf Songs gebührend berücksichtigt wird. Anlässlich des Re-Releases hat man auf der Evil Obsession-Tour mit Andy Brings als Gast auch noch den Gitarristen eingeladen, der damals das Album miteingespielt hat.
Eine coole Aktion, die ich leider live nicht mehr miterlebt habe. Ein fettes Dankeschön geht daher an den Vollidioten, der beim zweiten Song einen vollen Becher warmes Bier in den Bühnengraben geworfen hat und ein junges Mädel hinter mir und mich am Rücken damit voll getroffen hat. Asozialer geht es nicht mehr. Da mein Shirt völlig durchnässt war, habe ich mich dazu entschlossen, nach verrichteter Arbeit den Fotograben und wenig später auch die Halle zu verlassen. Karma is a Bitch, mein Freund! Schade das der Abend so enden muss.
SODOM wird 2025 livetechnisch etwas kürzer treten und abwarten, wie das neue Album läuft, das in diesem Jahr erscheinen wird. Nach der Pandemie hat man intensiv getourt, so dass gerade bei Tom Angelripper der Akku ziemlich leer ist. Ausserdem stehen noch einige Re-Releases an und mehr Zeit für Familie und Hobbies wäre auch wünschenswert. Ganz verzichten müssen wir jedoch nicht auf die Band. Nun ja, wir werden alle nicht jünger.
Setliste: Intro; Shellfire Defense; Get What You Deserve; Exhibition Bout; City Of God; Nuclear Winter; Never Healing Wound; Agent Orange; Blasphemer; Peacemaker's Law; Intro Tapping The Vain; Body Parts; Skinned Alive; One Step Over The Line; The Crippler; Wachturm; Conqueror; Gomorrah; Napalm In the Morning; Ausgebombt; Remember The Fallen; Bombenhagel
Text und Fotocredit: Frank Hameister
- Redakteur:
- Frank Hameister