STAR ONE - Aschaffenburg

08.10.2002 | 11:00

02.10.2002, Colossal

Wer diese Tour verpasst hat, der hat berechtigten Grund, sich darüber aufzuregen. In allerletzter Sekunde hatte ich dann doch die Möglichkeit zu diesem Konzert zu gelangen, nachdem ich die letzten Wochen ohne fahrbaren Untersatz auf ÖPNV angewiesen war. Der Preis dieser Spontanietät war dann auch, dass die Gästeliste schon zu war und wir die ersten 40 Minuten des Sets verpasst haben.
Da ich aber schon kurz nach Betreten des Raums fasziniert von der ganzen Atmosphäre war, will ich Euch natürlich einen Bericht nicht vorenthalten.

Man merkte gleich, dass hier eine große Show in einen verhältnismäßig kleinen Laden, der gut gefüllt war, gepresst wurde. So mussten sich die Sängerinnen Floor Jansen (AFTER FOREVER) und ihre Schwester Irene die meiste Zeit rechts in der Ecke aufhalten. Nach Auskunft des Mixers Pieter Kop (ein Freund v. Arjen Lucassen) stehen diese in Holland bei den großen Shows in einem simulierten Raumschiff. Der von meinem Platz aus leider nur schwer zu erkennende Film mit Science Fiction-Szenen, der die einzelnen Songs visualisiert hat, kommt bei den großen Shows über zwei Großleinwände. Die Light-Show mit Lasern und Wind-Effekten war wie alles andere auch vom perfektionistischen Arjen und seiner Crew sehr geschmackvoll auf die Musik abgestimmt. Die silbernen Glitter-Hemden (Arjen war komplett in Silber eingekleidet: Muscle-Shirt, Hose, Cowboy-Stiefel) waren für eine Rockband sehr außergewöhnlich und eigen, aber im Endeffekt hat's einfach gepasst.

Die Musiker, die Arjen dabei gehabt hatte, standen der ganzen Show in keiner Weise nach. So wurde eine gute Auswahl von Songs der STAR ONE-Scheibe sowie der AYERON-Platten perfekt umgesetzt, ohne dass man irgendetwas vermisst hatte (außer vielleicht ein paar Songs der ersten Scheibe). Man hätte z.B. gar nicht gemerkt - wenn man die Augen geschlossen hätte - dass Sir Russel Allen (SYMPHONY X) die Parts von Fish übernommen hat. Die übrigen Sänger Damien Wilson (Ex-THRESHOLD, Fast-IRON MAIDEN) mit seiner eigenen gepressten Stimme, Robert Soeterboek (WICKED SENSATION) mit seiner sehr tiefen angenehmen Klangfarbe und natürlich die beiden Mädels Floor (für die Russel Allen seine Zuneigung nicht ganz verbergen konnte) und Irene überzeugten auf ganzer Linie in ihrer jeweiligen Bestform.
Zwischendurch gab es auch mal Soli der einzelnen Musiker. Der junge und auch etwas feminin aussehende Tastenmann Joost van den Broek, der einen Erik Norländer-mäßigen Keyboard-Aufbau hatte, lieferte sich mit seinem tragbaren Roland-Keyboard ein furioses Solo-Duell mit dem schlacksigen, dauernd herumtänzelnden Arjen (An diesem Abend hat Joost dieses Duell meiner Meinung nach für sich entscheiden können). Auch der Bassist Peter Vink, der das ganze Konzert nicht nur mit seinem groovigen Bass-Spiel, sondern auch mit seinen Otto-mäßigen Grimassen und Hampeleien überzeugen konnte, durfte mit seinem Viersaiter ein Solo zum besten geben. Dabei nutzte er das sogenannte "Sound on Sound-Delay" seines Effektgerätes (er spielte also ein kurzes Pattern, dass sich immer wiederholt, dann fügt er nach und nach immer mehr Töne ein bis sich ein gräßliches Klanggewaber bildet). Im Anschluss konnte dann noch der Ex-GOREFESTler Ed Warby zusammen mit Peter einmal mehr unter Beweis stellen, dass Arjen hier absolute Profis verpflichtet hat.

Soundmäßig war das Konzert auch erste Sahne, obwohl es für einen Mixer wohl nix Schwierigeres gibt, als so viele Sänger abzustimmen, um diese dann im entscheidenden Moment mit den entsprechenden Effekten auszustatten und auch noch Feedback zu verhindern, wenn Russel Allan und Damien Wilson z.B. beim vorletzten Song einfach vor der P.A. im Publikum weitersingen.

Dankbar nahm das Publikum die tolle Stimmung von der Bühne auf und wippte oder sprang zu den groovigeren Rock-Stücken.
Jeder Song war für sich ein Highlight. Besonders gut kamen jedoch die Stücke der "Into The Electric Castle"-Platte sowie das schöne Mitsing-Stück "Intergalactic Space Crusaders" und natürlich die ausgelassene Version des DEEP PURPLE-Klassikers "Space Trucking".

An diesem Abend waren auch einige Gesichter der kultverdächtigen Vereinigung Metal Mafia im Publikum zu sehen. Diese organisieren ab und zu Kult-Metal-Konzerte mit Original-Feeling der 80er (d.h. wer bei diesen Konzerten keine Kutte oder Nietenbänder hat, fühlt sich dann schon fast ein bisschen nackt und gehört definitiv zur Minderheit).

Alles in allem war es ein toller Abend, der sich trotz der anfangs erwähnten Verspätung unsererseits noch voll rentiert hat. Wer die Möglichkeit hat und STAR ONE oder AYERON nur ein bisschen gut findet, muss unbedingt eine Show in Holland besuchen - vorausgesetzt natürlich, die Damen und Herren geben sich noch mal die Ehre.


Setlist:

1. Set Your Controls
2. High Moon
3. Dreamtime / Eyes of Time
4. Songs Of The Ocean
5. Dawn Of A Million Souls
6. The Dream Sequencer
7. Into The Black Hole
8. Actual Fantasy
9. Valley Of The Queens
10. Isis And Osiris
11. Amazing Flight In Space
12. Intergalactic Space Crusaders
13. Castle Hall
14. The Eye Of Ra

15. Starchild
16. The Two Gates

17. Space Trucking

Redakteur:
Tilmann Ruby

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