SUBSIGNAL - Mannheim

15.04.2010 | 13:25

08.04.2010, Siebener Club

Kurz vor Ende der Tour beehrt ein eingespieltes Team Mannheim.

Nur noch ein weiterer Termin steht an, dann beenden SUBSIGNAL auch den zweiten Teil ihrer "Beautiful And Monstrous"-Tour, mit der sie ihr großartiges Debüt würdigen, das mein Album des Jahres 2009 gewesen ist und das auch nach über einem halben Jahr nichts von seinem Reiz eingebüßt hat. Dieser letzte Termin ist noch einmal im Vorprogramm der Progger SAGA, so dass der Gig im Siebener Club in Mannheim die letzte Headliner-Show darstellt.

Der Siebener Club liegt in einem Industriegebiet Mannheims. Zur Einlasszeit finden sich gerade einmal zwanzig Personen vor der Tür. Für SUBSIGNAL ist das sicherlich eine Achterbahnfahrt, von den Hallen SAGAs in die kleinen Clubs zu wechseln und wieder zurück und von einigen hundert Zuschauern zu einigen Dutzend eigenen Fans. Aber die Frage ist natürlich, was besser ist – viele SAGA-Fans oder weniger Anwesende, aber dafür begeisterte SUBSIGNAL-Anhänger?

Doch zunächst haben sie ein paar Gäste mitgebracht, nämlich die Lokalmatadoren von ALIAS EYE. Mit der ortsansässigen Prog-Formation wurde bereits letztes Jahr in dieser Konstellation ein sehr schönes Konzert im Rind in Rüsselsheim gespielt (dieses Mal waren SUBSIGNAL ebenfalls im Rind, hatten aber die Norweger SLAVES TO FASHION als Support dabei).

Mit einer gewissen Verspätung beginnen die Mannen um den blonden Sänger Phil Griffiths frisch und mit ordentlich Spaß in den Backen und spielen 'History Lesson' von ihrem letzten Album "In Focus" und gleich danach 'Hybrid' vom großartigen Debüt. Offensichtlich gut eingespielt und dank großer Spielfreude vergehen die etwa 50 Minuten ALIAS EYE wie im Flug. Phil macht Späße mit dem Publikum, das aber ziemlich zurückhaltend ist, so dass die Mannheimer dann doch lieber ihre Musik sprechen lassen.

Die Setlist ist bis auf eine kleine Änderung identisch mit der des Gigs im letzten November. Wie damals gibt es auch heute wieder das "Rockprogramm", ergänzt nur um ein weiteres Stück von dem schon für letzten Februar versprochenen vierten Album: 'Time Machine'. Ja, wie es scheint, waren die Fünf ziemlich beschäftigt in der letzten Zeit, nur wohl nicht mit ALIAS EYE. So ist nicht nur das nächste Album noch nicht eingespielt, auch der Song mit dem Arbeitstitel 'Lui's Knackidee' hat noch keinen Namen erhalten. Also, mittlerweile könnte der Track den Namen von mir aus einfach behalten.

Mit gleich vier bisher unveröffentlichten Liedern bietet die Band einen schönen Vorgeschmack auf die zukünftige Albumgroßtat, die denn auch bald in Angriff genommen werde, so Griffiths. Das glaube ich jetzt aber erst, wenn ich sie in der Hand habe. Ich freue mich aber auf jeden Fall darauf.

Daneben ist die Songauswahl aus den erhältlichen drei Releases erlesen. Es reiht sich eine Hymne an die andere, aber man muss auch sagen, dass es dem Hörer durchaus zugutekommt, wenn er mit der Musik der Band vertraut ist. Rockprogramm ja, aber vertrackt und ausufernd ist das dennoch gelegentlich.

Der professionelle und unterhaltsame Gig wird mit dem tollen 'Premortal Dance' vom Erstlingswerk "Field Of Names" beendet. Die Band erntet verdienten Applaus, und ich finde mal wieder das Haar in der Suppe, weil weder der Titelsong des Debüts noch 'Enlighten Them' vom dritten Album "In Focus" gespielt werden. Na ja, manchen kann man es halt nicht recht machen, Jungs. Aber ich gebe nicht auf, ich komme wieder!

Setlist:
History Lesson
Hybrid
Winter's Edge
Fake The Right
Lui's Knackidee
Falling
In Denial
Time Machine
Faith No More
Premortal Dance

Nach einer sehr kurzen Zeit, in der ALIAS EYE ihre Instrumente einpacken und dann ein Pläuschchen mit den Fans halten, entern SUBSIGNAL die Bühne. Anders als erwartet eröffnet nicht 'Where Angels Fear To Tread' den Set, sondern 'The Trick Is To Keep Breathing'. Gute Idee eigentlich, denn letzterer Song ist einer der großen Grower auf der einzigen Scheibe der deutsch-holländisch-wahlösterreichischen Kollaboration und begeistert sofort das Publikum.

Sänger Arno Menses ist wie immer gut drauf und an der Grenze zum Herumalbern, so dass er immer wieder für Schmunzler sorgt. Musikalisch kann natürlich nichts anbrennen, gerade im Vergleich zum ersten Teil der Tour im letzten Jahr ist die größere Erfahrung nicht zu übersehen.

Die Band ist tight und schüttelt auch die komplexeren Stücke locker aus dem Ärmel – das war im November noch anders. Was sich aber nicht geändert hat, ist auch das Lächeln von Basser Ralf und das introvertierte Gitarrenspiel von Markus Steffen, der den Scheinwerfern auszuweichen scheint. Arno nennt Markus übrigens neuerdings gerne "Herr Doktor", aber die Frage aus dem Publikum, ob er Gynäkologe sei (wieso eigentlich gerade Gynäkologe?), muss ich dann doch verneinen. Eine Frage, die mich genauso verblüfft wie die Bemerkung "Warum redet der denn Englisch, das sind doch Deutsche?" Wie es scheint, befinden sich nicht ausschließlich "alte" Fans der Band im Saal. Fein, tragt die Nachricht weiter, Leute, denn mit der Menge an Anwesenden können die beiden Bands eigentlich nicht zufrieden sein. Ich schätze, es sind etwa 50 Zuschauer, was zwar grundsätzlich nicht so übel, aber weniger ist, als dieses Package verdient hätte.

Natürlich wird das neue Album fast komplett gespielt. Wie auch beim letzten Mal wird ein Song weggelassen, in diesem Fall 'I Go With The Wind'. Wenn ich einen Song wählen müsste, der wegfallen soll, nähme ich auch diesen, so dass er mir nicht sonderlich fehlt. Ansonsten werden alle großen Hymnen von "Beautiful And Monstrous" gespielt, und bei dem SIEGES EVEN-Track 'Eyes Wide Open' darf der ganze Saal mitsingen. In Anbetracht der Zuschaueranzahl gelingt das sogar erstaunlich gut.

Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Band mit dem regulären Programm durch, doch der Applaus, der sie zu einer Zugabe auffordert, muss nicht lange durchgehalten werden. Arno erklärt lachend, dass backstage im Siebener Club bedeute, den Club durch den Vordereingang zu verlassen. Da bleiben sie lieber gleich hier. Und spielen mit 'The Lonely Views Of Condors' einen meiner absoluten Favoriten und meinen persönlichen Lieblingssong des Meisterwerks "The Art Of Navigating By The Stars".

Mit diesem Lied sind die meisten Anwesenden dann vertraut, so dass diese Zugabe den Höhepunkt des Gigs darstellt. Mit dem ruhigen 'The Last Light Of Summer', bei dem Basser Ralf nur als Deko auf der Bühne rumstehen darf – ihr wisst ja, backstage ist in diesem Fall vorne –, ist der Abend und auch die Tour fast zu Ende.

Der einzige Kritikpunkt an diesem Abend ist, dass sie nicht auch noch den SIEGES EVEN-Song 'Tidal' gespielt haben, aber den Gesichtern der Anwesenden ist anzusehen, dass die Band auch gut einfach nochmal von vorne hätte anfangen können. Das wollen sie dann aber doch nicht, und so kann ich attestieren, dass die Songs ihre Livetauglichkeitstest bestanden haben, die Band sich ungeheuer verbessert hat, und es natürlich jetzt Zeit ist, sich Gedanken über das Nachfolgealbum zu machen. Da die Verkaufszahlen auch ermutigend sind, ist auch der Deal für das zweite Album in trockenen Tüchern, so dass es im Frühjahr 2011 in den Händen der Fans sein sollte.

Das bedeutet natürlich auch, dass einige der großartigen Songs, die SUBSIGNAL heute gespielt haben, aus der Setlist fliegen müssen. Na ja, ich muss ja auch etwas zu meckern haben, wenn die Fünf wiederkommen, nicht wahr? Nur dass wir uns verstehen: 'The Lonely Views Of Condors' muss drinbleiben. Ist klar, oder?

Setlist:
The Trick Is To Keep Breathing
To Hope The Road In Long
The Sea
Walking With Ghosts
Eyes Wide Open
Rain Is The Most Beautiful Color
Unbreakable
Where Angels Fear To Tread
Beautiful & Monstrous
Paradigm
The Lonely Views Of Condors
Last Light Of Summer

Redakteur:
Frank Jaeger

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