SUBSIGNAL, DANTE - München
11.10.2018 | 20:1810.10.2018, Backstage
Ein begeisternder Progabend.
Es ist ja kein Geheimnis, dass ich ein großer SUBSIGNAL-Fan bin, deswegen werde ich mir im Folgenden auch keine Mühe geben, zu versuchen irgendwie objektiv zu sein. Auf die Tour zum neuen Album "La Muerta" habe ich mich schon eine Weile gefreut und ich kann vorweg nehmen, dass ich nicht enttäuscht wurde. Doch beginnen wir am Anfang. Zuerst einmal ist es dann aber doch enttäuschend, dass SUBSIGNAL nur in der kleinsten der drei Veranstaltungshallen im Backstage in München spielt. Nach fünf brillanten Alben hatte ich kurz gehofft... aber klar, Prog Rock ist immer noch weitab des Mainstreams, auch wenn SUBSIGNAL mit "La Muerta" melodischer und harmonischer, ja, manchmal fast schon als Progressive Pop agiert.
Doch zuerst dürfen die Augsburger Progkönige DANTE den Abend eröffnen. 45 Minuten lang erleben die bereits eingetroffenen Freunde komplexer Musik gerade einmal vier Lieder der Band, darunter als Rausschmeißer das lange 'Vanessa', dass von 2010er Album "Saturnine" stammt. Das überrascht mich, hatte ich doch gedacht, dass das Augenmerk noch mehr auf dem letzt en Album "When We Were Beautiful" liegen würde. Aber die Fuggerstädter scheinen mit sich und ihrer Diskographie im Reinen zu sein und lassen gleich drei ihrer vier Alben live erstrahlen. Ich stehe ein wenig abseits, um ein paar Fotos zu machen, was sich aufgrund der Lichtverhältnisse als schwierig erweist. Leider ist der Sound an dieser Stelle nicht optimal, aber überzeugen kann DANTE dennoch. Live sind die Fünf sowieso erstaunlich heavy unterwegs und blasen zum Angriff auf die Nackenmuskeln, was nicht beim ganzen Publikum zu Begeisterung führt. Die ruhigeren Passagen dagegen umso mehr. Ich finde DANTE klasse und würde mir mal einen Headliner-Auftritt wünschen, vielleicht geht mein Wunsch ja bald in Erfüllung, denn Sänger Alexander Göhs kündigt beiläufig ein neues Album an, an dem die Band arbeitet. Ja, husch, husch, ins Studio! Ich warte auf den CD-Release-Gig!
Nach nur zwanzig Minuten Pause kommt SUBSIGNAL auf die Bühne, allerdings ohne Bassist Ralf Schwager, der jedoch im Publikum zu finden ist. Des Rätsels Lösung ist, dass Ralf aufgrund beruflicher Verpflichtungen die Tour nicht mitfahren kann und diesmal durch Martijn Horsten ersetzt wird, der mit Sänger Arno Menses bereits bei BONEBAG aktiv war. Aber hey, ein Bassist mit einem PRIMUS-T-Shirt! Was kann da schief gehen? Und tatsächlich erweist sich Martijn, der mich im ersten Moment an Bruce Campbell erinnert, als guter Ersatz, der sichtlich Spaß hat, ein mehr als solides Fundament legt und auf der kleinen Bühne herumstolziert, soweit der Platz es zulässt. Im Zentrum stehen natürlich die beiden Bandleader, besagter Arno Menses und Gitarrist Markus Steffen, doch ist es gut, dass Martijn seinen Bewegungsdrang auslebt, denn Markus ist mit seinem komplexen Gitarrenspiel mehr als ausgelastet, und Arno macht auch gerne einmal Platz in der Bühnenmitte.
Die Setliste ist eine gesunde Mischung aus allen vier Alben mit einem leichten Übergewicht auf dem aktuellen "La Muerta", was vor allem zu Lasten von "The Beacons Of Somewhere Sometime" geht. Als schon früh das großartige 'The Sea' ausgepackt wird, erreicht die Stimmung einen Höhepunkt und bleibt fürderhin hoch. So hoch, wie man es für Progressive Rock erwarten kann, und da nützen auch enthusiastische Motivationsversuche seitens Arno Menses nicht viel, außer ein paar halbherzigen Mitklatschaktionen ist in die Menge keine Bewegung zu bekommen. Statt dessen genießen die mittlerweile doch geschätzten hundert Anwesenden den starken Auftritt mit einem guten, klaren Sound. Vor allem die Chöre sind perfekt - nun ja, die kommen auch häufig vom Band. An dieser Stelle hätte ich drei Wünsche: Eine viel größere Halle, noch zweitausend weitere SUBSIGNAL-Fans und einen echten Drei-Personen-Chor für die Performance. Natürlich ist das auch so gut, aber ich bin halt altmodisch und mag es lieber komplett live. Dem Auftritt schadet das aber nicht, wohl aber das Schlagzeugsolo mitten im Set. Ich bin sowieso von diesen gepolterten Lärmorgien meist gelangweilt, und auch der heutige Abend ist keine Ausnahme. Ein Schlagzeugsolo würde ich jederzeit gegen ein weiteres Lied eintauschen.
SUBSIGNAL spielt 100 Minuten und als die Band nach drei Zugaben endgültig von der Bühne geht, hat sie einen tollen Gig gespielt, bei dem noch zahlreiche Bandhits gefehlt haben. Obendrein gab es kein Stück mehr von ihrer vorherigen Band SIEGES EVEN. Man hat sich davon komplett emanzipiert, und so gerne ich mal wieder 'Lonely Views Of Condors' hören würde, ist die Tatsache eigentlich klasse. Aber auch schade. Doch solange man Rausschmeißer wie 'Paradign' im Gepäck hat, muss man keinem anderen Lied eine Träne nachweinen.
- Redakteur:
- Frank Jaeger