SUFFOCATION, ENTERPRISE EARTH, SANGUISUGABOGG und ORGANECTOMY - Frankfurt am Main

19.02.2024 | 13:49

09.02.2024, DAS BETT

Ein Death-Metal-Brett im Bett.

Heute geht es endlich mal wieder ins BETT, nach Frankfurt, allerdings nicht zum Schlafen, im Gegenteil! Heute steht feinstes Death-Metal-Geballer auf der Speisekarte! Die New Yorker Death-Metal-Legende SUFFOCATION ist auf Tour durch die europäischen Lande und hat gleich drei Support Acts im Gepäck: ORGANECTOMY (Australien), ENTERPRISE EARTH (USA) und SANGUISUGABOGG (USA).

Es ist Freitagabend, also beste Voraussetzungen für einen Konzertabend. Das Wetter ist zwar bescheiden und es nieselt schon den ganzen Tag, das soll die gute Stimmung und Vorfreude aber nicht trüben. Eine ordentliche Stärkung, ein guter Kaffee und ein wenig Aufregung bilden heute die Energiereserven. Jetzt heißt es ab ins Auto - das Bett ruft!

Zu meiner Freude stelle ich fest, dass auf der Autobahn recht wenig los ist, es geht gut voran, kein Stau, alles bestens. Nach einer dreißigminütigen Fahrt ist das Ziel erreicht, doch die Parkplätze der Location sind bereits alle belegt, jetzt heißt es Parkplatz suchen. Es stellt sich heraus, dass dies gar nicht so leicht ist, ein Industriegebiet übersät mit Halteverboten und belegten Parkplätzen. Ich entschließe mich also dazu, den kostenlosen Parkplatz eines in der Nähe gelegenen Parks zu nutzen. Das kostenlose Parken ist schließlich immer gut. Jetzt heißt es kurz durchatmen und zwanzig Minuten! zu Fuß zur Location durch den Nieselregen laufen. Kein Grund zur Aufregung, heute spielt SUFFOCATION und dafür nimmt man doch gerne einen Fußmarsch auf sich.

Endlich angekommen, geht es auf direktem Weg zum Einlass, der absolut unkompliziert und schnell vonstattengeht. Jetzt heißt es erstmal ankommen und umsehen, das BETT Frankfurt ist mir bereits bekannt, doch ich war tatsächlich seit der Renovierung nicht mehr hier. Und ich muss schon sagen, echt gemütlich, hier lässt es sich aushalten. Eine toll gestaltete Eckbar und eine kleine Snackbar auf der gegenüberliegenden Seite, die wie ein kleiner Kiosk eingerichtet ist und gleichzeitig als Garderobe fungiert. Hinzu kommt eine riesige Merchtheke, an der alle vier Bands ihr Merch anbieten. An der Garderobe/Snackbar angekommen erstmal Jacke abgeben und eine Cola holen um dann mitzubekommen, dass ORGANECTOMY bereits gespielt hat, die habe ich dann wohl durch die Parkplatzsuche und den Fußmarsch von zwanzig Minuten verpasst, was wirklich sehr schade ist, da ich diese Truppe echt abfeiere. Deshalb kann ich zum Auftritt von ORGANECTOMY leider nichts sagen.


Nach ein paar Minuten des Wartens geht es aber dann zu einem meiner Highlights was die Vorgruppen betrifft, wenn schon ein Highlight verpassen, dann wenigstens das zweite genießen und das nennt sich SANGUISUGABOGG! Die Amerikaner aus Columbus, Ohio, spielen finsteren, fiesen Death Metal, bei dem makabrer und schwarzer Humor nicht zu kurz kommen, was bei den Ansagen zwischen den Songs immer wieder deutlich wird. Der Song 'Dragged By A Truck' wird mit den Worten angekündigt, das Stück handelt davon, wie man von einem Truck gezogen wird. Oder auch 'Necrosexual Devian', der vor Beginn mit der Information angesagt wird, es sei eben das, was die Band so macht, was natürlich mit einem deutlichen Augenzwinkern zu verstehen gegeben und mit einigen Lachern vom Publikum aufgenommen wird. Das macht wirklich Laune, der Humor gepaart mit der guten Stimmung des Publikums in Kombination mit Death Metal, tolle Mischung. Ansonsten zockt der Trupp sein Set gnadenlos durch, Schlagzeuggeknüppel, groovige Bassriffs, Growls wie aus dem Folterkeller und auch der Gitarrensound kommt wunderbar wuchtig und groovig aus den Boxen, generell ist hier von Beginn an ein wirklich ordentlicher und guter Sound zu vernehmen. Das Publikum ist mindestens genauso gut gelaunt wie die Band und beginnt schon ab dem ersten Stück mit amtlichen Moshpits und auch die ersten Crowdsurfer machen sich auf den Weg durch den gesamten Raum.
Insgesamt ein sehr guter und gelungener Auftritt und ein tolles Aufwärmprogramm. Das Publikum verabschiedet die Band mit viel Applaus und durchweg positiven Reaktionen. SANGUISUGABOGG ist definitiv auch live eine gute Truppe, empfehlenswert!

Nun ist ENTERPRISE EARTH an der Reihe, die eher dem Deathcore zuzuordnen ist. Für mich ist es das zweite Mal, dass ich die Band als Vorgruppe sehe, aber so ganz werde ich aber auch dieses Mal nicht mit dem Stil und der Darbietung warm. Dass die Jungs von Anfang an Vollgas geben und sich mit vollster Motivation ins Zeug legen, erkenne ich absolut an. Die handwerklichen Fertigkeiten an Gitarre, Bass und Schlagzeug sind wirklich gut, gerade die technisch vertrackten Passagen wirken abgefahren und interessant, trotzdem schafft es die Band leider nicht, mich vollends abzuholen. Im Publikum scheinen jedoch einige Zuschauer zu sein, die nicht abgeneigt sind. Es wird auch hier ordentlich gemosht, ein riesiger Circlepit veranstaltet und die Crowdsurfer gehen erneut auf Reisen. Die Stimmung kocht von Stück zu Stück immer weiter hoch, was mit Sicherheit auch der Tatsache geschuldet ist, dass es nicht mehr lange dauert, bis SUFFOCATION die Bühne betritt. ENTERPRISE EARTH wird nach ihrer Performance mit ordentlich Applaus verabschiedet und nachdem die Jungs die Bühne verlassen, beginnen auch direkt die Umbauarbeiten für den Headliner.

Im Hintergrund der Bühne ist ein riesiges Stage-Backdrop mit dem Cover des neusten Albums "Hymns From The Apocrypha" zu erkennen, die Musiker treffen letzte Vorbereitungen und machen sich für den Auftritt bereit. Dann gehen die Lichter aus es wird dunkel und plötzlich bricht ein Sturm los: Ein Doublebass-Gewitter, eine Groovende Wand aus Basstönen, E-Gitarren-Geschredder und mächtigen tiefe Growls erfüllen den Raum und lassen das Bett erzittern. Der Sound ist laut, aber schön klar, jedes Instrument ist gut herauszuhören, der Bass befindet sich in einem Bereich bei dem der Boden unaufhörlich zu vibrieren scheint. Haare fliegen, Bierbecher erheben sich in die Luft, SUFFOCATION zieht das Publikum von der ersten Sekunde an in seinen Bann. Ein Moshpit, der den gesamten Raum ausfüllt, setzt sich in Bewegung. Ich kann mein Grinsen nicht mehr zurückhalten, das ist definitiv einer dieser Momente für die man als Metalhead lebt, Momente des Glücks und der Freude in denen man sich voll und ganz der Musik hingibt und einfach tragen lässt. Die New Yorker zeigen von Anfang an wer der Chef im Ring ist und performen sowohl tadellos als auch gnadenlos. Die Stücke von "Hymns From The Apocrypha", wie beispielsweise 'Seraphim Enslavement', 'Dim Veil Of Obscurity' oder auch 'Perpetual Deception', wirken live mindestens genauso gut wie auf Platte, nein eigentlich noch viel mächtiger und wuchtiger. Einfach klasse, wenn neue Titel auch live so wunderbar funktionieren. Das Publikum scheint durchgehend in Ekstase zu sein, mehrmals muss ich mit meinen Stehnachbarn und Stehnachbarinnen die Crowdsurfer davon abhalten, auf die Merchtische zu krachen. Die Circle Pits und Moshpits scheinen ab der Mitte des Sets gar nicht mehr abzubrechen, der eine oder andere Zuschauer wirft sich von der Bühne aus ins Publikum. Ein Fan steht Arm in Arm mit Sänger Ricky Myers auf der Bühne, der sichtlich erfreut ist, selbst seinen Spaß an der guten Stimmung hat und einfach munter weiter growlt.

Absolute Highlights sind natürlich die "guten alten Klassiker", Songs die jeder Fan der Band kennt, schätzt und liebt und einfach live in den Gehörgang geboxt bekommen will. 'Catatonia', 'Breeding The Swarm', 'Infecting The Crypts' und 'Pierced From Within' werden uns serviert und jeder, egal ob Nachwuchs-Metalhead oder alter Hase, kommt aus dem Headbangen nicht mehr heraus. Was soll man dazu noch weiter sagen, SUFFOCATION beweist einmal mehr, warum die Herren absolute Legenden sind und warum sie diesen Status mehr als verdient haben. Ein großartiger Abend. Der Fußmarsch durch den Nieselregen zurück zum Auto, wird mit einem Dauergrinsen, neuen Bandshirts, wundervollen Erinnerungen und dem Gedanken bestritten, wie schön es doch ist, Teil dieser Musikszene zu sein. Danke SUFFOCATION!


Redakteur:
Kevin Kleine

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