Saxon - Bochum
19.11.2001 | 12:3915.11.2001, Matrix
Trotz (zumindest in Bochum) nicht sichtbarer Werbung fand sich gestern abend eine große Anzahl von Leuten quer durch alle Bevölkerungsschichten - vom 18jährigen Kuttenträger und Banger bis zur Hausfrau irgendwo in den 40ern - in der Matrix ein, die gewillt war, die Angelsachsen abzufeiern. Das Durchschnittsalter der Zuschauer dürfte übrigens irgendwo um die 35 gelegen haben....
Auf den Karten stand auch was von "Special Guest", allerdings war nicht klar, wer denn dies sein könnte. Gerüchteweise tauchte der Name RAWHEAD REXX auf. Und richtig, auf handgeschriebenen Plakaten stand es dann auch: RAWHEAD REXX.
Da ich schon einiges über die Live-Qualitäten der Jungs gehört hatte, war ich einigermaßen erfreut und angenehm überrascht.
Mit halbstündiger Verspätung (die immerhin mit Mucke von ROSE TATTOO überbrückt wurde), fingen RAWHEAD REXX denn dann auch an. Leider mit einem sehr undifferenzierten Sound - von den Klampfen war teilweise nix zu hören. Da ich das Debüt der 4 Jungs nicht kenne, kann ich leider (fast) keine Songtitel nennen. Nur "Rawhead Rexx" und das BLACK SABBATH - Cover "Heaven and Hell" kann ich hier aufführen. Dazu noch ein Tipp in Richtung der Rexxis: Wenn man nicht über das Organ eines Ronnie James Dio verfügt und die Riffs des Herrn Iommi nicht umsetzten kann, sollte man BLACK SABBATH nicht in dieser Form vergewaltigen. Ich liebe diesen BS - Titel - aber hier habe ich ihn erst am langsamen Mittelteil erkannt. Alles in allem eine nette 45 minütige Show (bewegen kann man sich auf der Winzbühne 'eh nicht), die jedoch an dem beschissenen Sound etwas krankte.
Nach der Umbaupause wurde es dann "vorne" (bis zum Mischpult...) reichlich eng, und nach einem kurzen, bereits heftig beklatschten Intro, starteten SAXON dann ihren furiosen Set mit (natürlich ?) "Killing Ground".
Gefolgt von.....jaaaa, "747 (Strangers in the Night)". Die komplette Set-List kann ich nicht herbeten, ich war mehr mit abfeiern und bangen beschäftigt. Der Sound war inzwischen glasklar und sehr gut auf die enge Röhre der Matrix abgestimmt - laut, aber nicht schmerzhaft laut - genau richtig eben.
Biff war stimmlich voll auf der Höhe - und die Rhythmus - Section ballerte ohne Ende. Nibbs Carter entpuppte sich dabei einmal mehr als ein begeisterter Headbanger, der nebenbei noch eine unheimlich sympathische Ausstrahlung besitzt. Und der gute Fritz an den Drums kann es sich, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, verkneifen, ständig den Doublebass - Hammer fallen zu lassen.....
Biff kündigte jedenfalls eine Song aus der "New Wave of Progressive Rock sixty nine" an - und das geniale "Court of the Crimson King" wurde ins Publikum geschmettert. Danach ging es weiter mit einem Track der allerersten (!) Scheibe: "Backs to the Wall". SAXON haben ein riesiges Repertoire an superben Stücken im Rücken, somit war es kein Problem, die begeisterte Zuhörerschaft bis zur Raserei zu treiben. Zum Beispiel mit "Dogs of War" und dann mit "Dragonslayer" von der "Killing Ground" (laut Biff die Scheibe, die sich seit 10 Jahren am besten verkauft) folgte, vorher gab es noch "Dallas 1 pm" aufs Ohr. "Strong Arm of the Law" wurde (logisch) frenetisch mitgesungen, und die 5 Angelsachsen schienen richtig zufrieden zu sein. "Forever Free" wurde auch noch zum Besten gegeben, dann durften die "Conquistadores" mal wieder Südamerika erobern. Eben eingebaut in diesen Klassiker wurde ein gutes, aber nicht außergewöhnliches kurzes Drumsolo und der Hammer "Heavy Metal Thunder". Die "Metalhead"- Scheibe wurde mit dem Titelstück nochmals gewürdigt.
Überraschung mitten im Set: "This Song ist from the Innocence is no Excuse: Broken Heroes" !!
Außerdem gabs noch "Denim and Leather", Biff erinnerte noch kurz an den grandiosen Wacken-Siegezug, als er "The Eagle has landed" ankündigte - ohne Adler kommt es nicht ganz so gut, aber Biff stellte auch noch eine Rückkehr nach Deutschland mitsamt Adler in Aussicht. Noch mehr Classix ? Aber klar, zu "Never Surrender" durfte auch wieder die Birne kreisen. Damit aber nicht genug: "Solid Ball of Rock" brachte die Halle einmal mehr zum Toben.
Bis dahin schon mal die amtlich Vollbedienung, aber es sollte (selbstverständlich) noch besser werden...welche Tracks fehlten noch ? Richtig, "The Power and the Glory" und "Crusader" zum Beispiel, aber damit nicht genug, ne, ne, werte Damen und Herren. Immerhin hatte der gute Biff schon zu Beginn angekündigt, uns zu verwöhnen. Und das wurde auch konsequent umgesetzt: Zum guten Schluss gabs noch "Wheels of Steel" (mit Mitsingspielchen) und "Princess of the Night". Danach war dann auch, nach etwas mehr als 2, Stunden entgültig Feierabend.
Meute und Band waren schweißnass, die Luft in der Halle mehr als beschissen - aber alle waren happy.
Noch einige Randbemerkungen: Für ein "Killing Ground" Shirt waren 30 Deutsche Märker zu berappem, für ein Workerhemd 70,- , eigentlich ganz zivile Preise, oder ?
Warum SAXON ausgerechnet in der Matrix mit der kleinen Bühne spielen mussten, weiß wohl auch keiner.
Aber egal.....
Martin Simon
- Redakteur:
- Gastautor