Screaming Stage - Herrenberg

23.09.2002 | 11:34

14.09.2002, Jugendhaus

Support the Underground – unter diesem wohlbekannten und –bewährten Motto fand am Samstag, den 14.09., das von Powermetal.de präsentierte Screaming Stage im gemütlichen Jugendhaus zu Herrenberg statt. Vier Bands, mit Hardcore von DOWNGRADED über Melodic Metal von DREAMDANCE bis zu powervollem Riffing von MO-TYPE und PSYCHOTRON vertreten, schickten sich an, die mit etwa 50 bis 70 Besuchern leider nur recht dürftig gefüllte Location auf Trab zu bringen. Aber trotzdem kein Grund, deshalb gleich die Flinte ins Korn zu werfen – und so wollte sich natürlich auch eine kleine aber feine Schar an Powermetal.de-Redakteuren dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Der Verlauf des Abends dürfte sich im Nachhinein nicht in den Augen aller als Erfolg herausgestellt haben, aber Alles in Allem lässt sich resümieren, dass das Screaming Stage im Endeffekt für einen netten Abend sorgte und – trotz lahmem Publikums – das Engagement und Können der teilnehmenden Bands gut ins Licht rückte. Doch lest selbst.


DOWNGRADED

Und los ging’s, als erste durften gleich die Hohenloher Hardcore-Recken von DOWNGRADED die Bühne entern. Mit ihrem melodischen, groovigen Hardcore, der grob in der Ecke von PRO PAIN anzusiedeln ist, kamen sie auch ganz gut rüber. Nur dem Publikum schien es noch zu früh sein, so saßen die rund 40 Leutchen lieber in den rumstehenden Stühlen oder auf den Treppen herum. Doch das schien die vier Musiker nicht sonderlich zu
beeindrucken. Gekonnt zockten Heiko Lehmann (v), Andie Gebert (b), Michael Pinter (g) und John Schäffer (d) ihr Set herunter. Gerade die ersten fünf Songs, insbesondere "Behind My Back" und "Tonight", boten klassischen Hardcore, der sich nicht in wilden Prügelorgien verfranzte. Sänger Heiko Lehmann variierte dabei mit seiner Stimme sogar bis hin zu melodiösem Gesang, So dass die erste Hälfte des Sets als voller Erfolg gewertet werden konnte. Doch dann stimmten die Jungs ihre Klampfen zu "New Sun Rising" etwas herunter und die Chose wurde für die nächsten und letzten vier Songs deutlich Neo Metal-lastiger.
[Georg]


DREAMDANCE

Sie hatten bei weitem den längsten Anfahrtsweg zum Screaming Stage vorzuweisen: DREAMDANCE aus Ingolstadt. Nach den doch ziemlich neometallisch versetzten Klängen von den zuvor aufgetretenen DOWNGRADED schickte sich das Quintett um Sänger Tobias Kuschill an, die leider nicht grade zahlreich aufmarschierte Zuschauerzahl mit melodischem Metal zu unterhalten – was aber, trotz musikalisch guter Performance, nicht so recht klappen wollte. Weder das virtuose Gitarrenspiel von Alex Schäfer noch der bangende Powermetal.de-Kollege Rouven Dorn am Bass oder der sich – trotz am selbigen Abend auftretenden Stimmproblemen – ordentlich ins Zeug legende Tobias konnten die Besucher aus der Reserve locken, schade eigentlich, denn Songs wie „Eyes Of The Hawk“, „Wings Of A Dream“ oder „Hail To The King“ tragen durchaus Ohrwurmpotential in sich, was bei früheren Gigs auch schon ausreichend bewiesen wurde. Doch dieser Abend schien den fünf Jungs wirklich nicht hold zu sein, angefangen beim bereits erwähnten lahmen Publikum über eine reißende Gitarrensaite bis hin zu einem viel zu leise abgemischten Keyboard und einer kaum zu hörenden Melanie Girsch, die als Gastsängerin eigentlich den männlichen Part bei „An Old Saying“ tatkräftig unterstützen sollte.
Als nach den letzten Klängen von „Hail To The King“ noch nicht einmal richtiger Applaus aufbranden wollte, konnte man auch gut die relativ langen Gesichter der einzelnen Bandmitglieder verstehen, die reichlich bedröppelt die Bühne verließen. Aber Kopf hoch Leute: Shit happens, und beim nächsten Mal wird alles (hoffentlich) besser.
[Kathy]

Setlist DREAMDANCE:
Intro "I Am Streched On Your Grave" (DEAD CAN DANCE)
Hound Of Ill Omen
Demoniac Love
Eyes Of The Hawk
Wings Of A Dream
An Old Saying
The Return
End Of An Age
Vampiress` Kiss
Tell It To The Wind
Hail To The King


MO-TYPE

Als dritte Band des Abends durften dann MO-TYPE versuchen, etwas Schwung in das Herrenberger Jugendhaus zu bringen. Doch dies sollte sich als relativ schwierig erweisen, denn zunächst dauerte es ein ganzes Weilchen mit dem Soundcheck, und auch als die Band endlich loslegen wollte, war das, was da aus den Boxen dröhnte, nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Diese soundtechnischen Probleme - nach Aussagen der Band haben sich die Jungs auf der Bühne absolut nicht gehört - waren dann auch den gesamten Auftritt über die ständigen Begleiter, und das war für einen mitreißenden Gig natürlich alles andere als förderlich. Das andere Problem war dann aber das Publikum, das die viel zu zahlreichen Sitzmöglichkeiten des Jugendhauses bestens zu nutzen wusste und sich absolut niemand (!) vor die Bühne wagte. Der Sänger von MO-TYPE, Frank Nitsch, versuchte von Anfang an zwar, die Leute zum Aufstehen zu bewegen, aber dafür erntete er meist nur dumme Sprüche (z.B. "Wir sind Sitz-Metaller."). Trotz allem versuchten die vier Jungs aus Herrenberg ihren Heimvorteil zu nutzen und legten mit dem Opener ihrer aktuellen CD "Think!", "World Of Fear", los. Überhaupt stand diese in Eigenregie veröffentlichte Scheibe im Mittelpunkt des Sets, denn MO-TYPE spielten gar alle Songs von diesem Silberling, und so gab es im Folgenden auch "Habit Of Ungratefulness", "Think!", "Devil Inside Me", "Lebst Du" und "Absorber" zu hören. MO-TYPE bezeichnen ihren Stil ja mit "Powerful Thrash Metal", doch beim Hören konnte ich diese Beschreibung nicht so ganz nachvollziehen. Natürlich ist die Musik von MO-TYPE ziemlich "powerful", aber als Thrash Metal würde ich das jetzt nicht bezeichnen - vor allem, wenn ich die Musik mit der von den anschließend aufspielenden PSYCHOTRON vergleiche. Ich würde MO-TYPE wohl eher in die Power Metal-Ecke stecken, doch das ist nicht abwertend gemeint. Denn musikalisch haben die Jungs einiges auf dem Kasten, und wenn sie mit dem Sound mehr Glück gehaben hätten, dann wäre mir der Auftritt sicherlich noch besser in Erinnerung geblieben. Auf alle Fälle hätten sie aber ein begeisterungsfähigeres Publikum verdient gehabt, denn im Großen und Ganzen bemühten sie sich schon, etwas Stimmung in die Bude zu bringen - auch wenn das Stage-Acting doch ziemlich sparsam ausgefallen ist. Wenn sie daran noch etwas arbeiten, dann kann man von dieser Band noch einiges erwarten. Denn das musikalische Potential ist auf alle Fälle vorhanden - wie die Songs von der "Think!"-Scheibe oder auch die anderen gespielten Stücke wie "Drop Dead" und "Same Kind" belegen (abgeschlossen haben MO-TYPE ihren Auftritt übrigens dann noch mit einer Cover-Version von "Refuse / Resist").
[Martin]

Setlist MO-TYPE:
World Of Fear
Habit Of Ungratefulness
Same Kind
Think
Devil Inside Me
Lebst Du
Absorber
Drop Dead
Refuse / Resist


PSYCHOTRON

Als Headliner des Abends durften dann schließlich PSYCHOTRON auf die Bühne, und im Nachhinein gesehen wurden sie dieser Rolle vollauf gerecht. Ich hatte die Band im Sommer schon im Vorprogramm von TWISTED TOWER DIRE und THE LORD WEIRD SLOUGH FEG gesehen, und nach dieser grandiosen Vorstellung konnte man sich auf diese Band nur freuen. Doch irgendwie scheinen PSYCHOTRON immer irgendwie Pech mit dem Publikum zu haben - im Juni waren sie zum einen eben der Opener, der es immer schwer hat, und außerdem war es wahnsinnig heiß, so dass sich kaum einer zum Headbangen etc. hinreißen ließ, und nun war da dieser lahme Haufen im Herrenberger Jugendhaus, der sich lieber den Hintern breitsaß als die Bands anzufeuern. Zumindest war dies ja bei den ersten drei Bands so, doch bei PSYCHOTRON änderte sich das dann tatsächlich - vor der Bühne stand plötzlich eine ganz ansehnlicher Menge von Leuten, und im Laufe des Gigs konnte ich sogar den einen oder anderen Headbanger ausmachen. Respekt! Scheinbar ließ sich das Publikum doch vom Enthusiasmus der Band anstecken, denn im Gegensatz zu den vorherigen Bands gab es bei PSYCHOTRON richtiges Stage-Acting zu sehen. Schon gleich nach dem Intro legten die Jungs aus Stuttgart mit "Open The Gate" ordentlich los und ließen anschließend "Eternal Stream" von ihrem immer noch aktuellen Album "Chaos Cosmic Time" folgen. Wie schon in Hemmingen spielte diese Scheibe bei der Songauswahl auch dieses Mal wieder eine eher untergeordnete Rolle, und so gab es im offiziellen Teil des Sets von diesem Output auch nur noch "This Illusion" zu hören. Aber auch die anderen Songs wie "Ticket (To Insanity)", "God Nihil" und "Beauty Of Sadness" waren keinen Deut besser und machten richtig Spaß. Als Sänger Matze dann den letzten Song ansagte, sorgte er für einige verwirrte Blicke, denn er meinte, dass nun ein Stück komme, das "Testament" hieße und das sie in den Achtziger Jahren geschrieben hätten. Auch als er dieses "Testament" nochmals betonte, fiel bei kaum jemand der Groschen. Dabei war es eigentlich nicht schwer zu erraten, dass PSYCHOTRON wieder ein TESTAMENT-Cover spielen würden, nämlich "Disciples Of The Watch". Damit war der offizielle Teil des Sets auch beendet, doch Schluss war deswegen noch lange nicht, denn mit der Bandhymne "Psychotron" (auch wenn auf die Frage, wie die Band denn heiße, ein paar SLAYER-Rufe kamen) und "Alternative Suicide" gab es noch zwei Zugaben zu hören. Laut Setlist hätte mit "The Crossroads" zwar noch eine dritte Zugabe kommen sollen, aber entweder habe ich diese nur verpennt oder PSYCHOTRON haben sie wirklich nicht gespielt - aus welchem Grunde auch immer. Auf alle Fälle haben die Jungs eine großartige Show geboten und waren in meinen Augen bzw. Ohren die mit Abstand beste Band des Abends - vom Musikalischen her ist das natürlich Geschmackssache, aber wenn die Musiker auf der Bühne mit Leidenschaft dabei sind und richtig abgehen, dann springt auch der Funke auf die Zuhörer über (okay, auf so viele an diesem Abend auch nicht, aber auf mich schon!). Jungs, macht weiter so!
[Martin]

Setlist PSYCHOTRON:
Open The Gate
Eternal Stream
Ticket (To Insanity)
This Illusion
God Nihil
Beauty Of Sadness
Disciples Of The Watch
---
Psychotron
Alternative Suicide

Redakteur:
Kathy Schütte

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