Stratovarius, Rhapsody - Frankfurt
28.10.2000 | 10:1517.05.2000, Batschkapp
Heute war es endlich soweit. Das Melodic/Epic-Metal-Package mit Sonata Arctica, Rhapsody und Stratovarius besuchte uns in der Batschkapp in Frankfurt. Um halb neun wurde man mit einiger Verspätung eingelassen und bereits eine halbe Stunde später begannen Sonata Arctica ihren Set zu spielen. Da die schwedischen Newcomer mit \"Ecliptica\" erst ein Album präsent haben war die Spieldauer auf ca. 30 Minuten begrenzt. Innterhalb dieser Zeit schafften sie es jedoch eindrucksvoll, die komplett ausverkaufte Batschkapp zu begeistern. Als würden sie schon seit mehreren Jahren auf der Bühne spielen, so professionell wirkte ihr Auftritt. Sänger Tony Kakko hatte zwar einige Stimmprobleme, aber das änderte nichts an der Begeisterung des Publikums. Es war mehr als erstaunlich anzusehen, wie der gerade einmal 19-jährige Gitarrist Jani Liimatainen ein Solo nach dem anderen hinlegt, die er derart gekonnt und sogar noch einen Tick schneller als auf dem Album gespielt hat, daß man sich ernsthaft fragte, ob Timo Tolkki das überhaupt noch toppen kann. Und jeder, der den 18-jährigen Drummer in seinem Element erleben durfte weiss, daß man sich dank Bands wie Sonata Arctica um die Zukunft des Metals keine Sorgen machen muss. Einzig der Bassist Janne Kivilahti war eine kleine Enttäuschung, denn im Gegensatz zu seinen Kollegen schien er an seinem Platz festgenagelt zu sein und verzog keine Miene. Mit Liedern wie \"Kingdom for a heart\" und der grandiosen Ballade \"Replica\" haben es die Jungs um Tony Kakko hervorragend geschafft, die Batschkapp auf die folgenden Bands einzuleiten. Einen Negativ-Punkt gibt es allerdings durch die vollkommen dämlich positionierten Scheinwerfen, die das Publikum in regelmäßigen Abständen blendeten und einem die Sicht nahmen. Aber nichts destotrotz: Sonata Arctica. Eine Band, die bereits in ihren jungen Jahren eine Menge anderer Bands problemlos in den Schatten stellt und ihre Qualitäten nun auch live unter Beweis gestellt hat. Mich würde es nicht wundern, wenn sie bereits mit ihrem nächsten Album eine Headliner-Tournee starten könnten. Unter großem Applaus gingen die Finnen schließlich von der Bühne, konnten sich aber nicht zu einer Zugabe hinreissen lassen.
Nach einer erfreulich kurzen Umbauzeit wurde man mit dem Intro \"Epicus Furor\" auf die Italiener um Luca Turilli eingestimmt. Diese enterten auch unter großem Jubel die Bühne und legten sofort los. Mit einer sehr hohen Spielfreude konnten Rhapsody die Batschkapp schnell für sich gewinnen und dank der Vorgruppe Sonata Arctica war das Publikum auch jetzt schon in Beststimmung. An dieser Stelle muss ich jedoch leider den schlechten Sound erwähnen, der mir aus der PA entgegenschallte. Wer die Rhapsody-Alben kennt weiss jedoch genau, daß es fast unmöglich ist, diesen bombastischen Sound live, und noch dazu in der Batschkapp angemessen rüberzubringen. Diese Umstände taten der Stimmung jedoch glücklicherweise keinen Abbruch, die Fans sangen jedes Lied mit und bangten sich grenzenlos begeistert ins Nirvana. Mit \"Riding the winds of eternity\" und ihrem Klassiker \"Warrior of Ice\" zeigten Rhapsody, daß Italien metaltechnisch zur Zeit sehr stark im Kommen ist. Luca Turilli begeisterte durch sein Posing, welches doch sehr stark an Joey de Maio erinnert. Musikalischer Höhepunkt der Band war jedoch zweifelsohne Bassist Alessandro Lotta, der ohne eine Anstrengung zu zeigen die schnellsten Bassläufe herunterspielte. Einen weiteren Pluspunkt erhalten die symphatischen Italiener durch ihren Sänger Fabio Lione, der zu den truesten Liedern, in denen es um kampfbereite Krieger nebst dazugehörigen Klischees geht, auf der Bühne herumtanzte und wie ein Überbleibsel aus einer Knabenballett-Schule wirkte. Unvergessen wird hierbei sein gekonnter Hüftschwung bei \"Warrior of Ice\" bleiben, selten so gelacht. Das Publikum war mehr als begeistert und forderte Rhapsody erneut auf die Bühne, bevor diese sich unter großem Jubel verabschieden konnten. Hierbei muss ich jedoch wie im Falle Sonata Arctica die Beleuchtung als Negativpunkt auflisten, denn inzwischen waren die auf die erste Reihe gerichteten Scheinwerfer derart grell, daß man sich ab und zu sogar wegdrehen musste.
Welche andere band außer Stratovarius konnte diesen Abend jetzt noch perfektionieren ? Und nach einer etwas längeren Umbauzeit kamen die sehr gut gelaunten Finnen auf die Bühne und liessen den Stimmungspegel in ungeahnte Höhen schiessen. \"Hunting high and low\" war der erste Song und schon war das Publikum nicht mehr zu halten. Bei den ersten Liedern musste man sich leider mit einem eher mäßigen Sound begnügen. \"Against the wind\" war hierbei soundtechnisch der Tiefpunkt. Alle Instrumente verschwammen zu einem Klangbrei und die Vocals klangen vollkommen übersteuert. Nach einer knappen halben Stunde waren diese Probleme jedoch gelöst und die brechend volle Batschkapp feierte Timo Tolkki und Co. frenetisch ab. Wie man es von Stratovarius gewohnt ist, gehen technisches Können und Spielfreude eine unverwechselbare Verbindung ein, die einfach Spaß macht. Jörg Michael trommelte, was das Zeug hält und führte ganz nebenbei noch ein paar Kunststückchen mit den Drumsticks vor, Keyboarder Jens Johansson verlieh dem ganzen Auftritt die typische Stratovarius-Stimmung und glänzte durch einige leider viel zu kurze Soli, Bassist Jari Kainulainen und Timo Tolkki posierten meistens nebeneinander und trugen wunderbar zum Spielspaß mit bei. Besonders Tolkki, der solotechnisch wieder erste Sahne war begeisterte das Publikum unter anderem bei den Songs, bei denen er abwechselnd HalbAkkustik- und E-Gitarre spielte. Und last but not least Timo Kotipelto, der in stimmlicher Hochform und immer zu Späßen mit dem Publikum aufgelegt war. Zwei Zugaben mussten die Finnen abliefern bevor die Fans erschöpft und glücklich den Heimweg antraten. Ein überaus erfolgreicher Auftritt, bei dem neben den Songs vom neuen Album \"Infinity\" auch die alten Klassiker wie \"Speed of light\" oder \"Father Time\" nicht vergessen wurden, machten diesen Abend, der leider zu den letzten Konzerten dieser Tournee gehört, zu einem Höhepunkt in Sachen melodischer/epischer Metal. Wenn sich die Jungs entschliessen, noch einmal nach Frankfurt zu kommen, so wird einen eine ausverkaufte Batschkapp garantiert sein. Jedoch sollte sich der Beleuchter, der offensichtlich das Vorhaben hatte, in der ersten Reihe nur Blinde zu hinterlassen, beim nächsten Konzert darauf achten, die Scheinwerfer entsprechend anders zu positionieren.
- Redakteur:
- Christian Debes