Stromgitarren-Festspiele - Kirchheim u. Teck

16.01.2007 | 11:03

13.10.2006, Jugendhaus Linde

Freitag, 13.10.

Und wieder ist es so weit: Die zweiten "Stromgitarren-Festspiele" veranstaltet von "Das Brett - Metalmanifestation, Nürtingen - Kirchheim/Teck" laden zum Gelage ein. Nur diesmal findet das kleine Festival aufgrund finanzieller Streitfragen mit dem "Club Kuckucksei" (kurz: "Ei") im Jugendhaus "Linde" im Nachbarkaff Kirchheim statt. Ganz zum Ärger einiger vorfreudegeladener Metaller, welche wegen einer Falschinformation der Nürtinger Zeitung vorm "Ei" munter Wurzeln schlagen und sich fragen müssen, was sie denn falsch gemacht haben, ein solches Schicksal erleiden zu müssen. Schade, denn jeder ist hier willkommen.

Als dann klein Basti aufgrund ungewohnter Busverbindungen ebenfalls verwirrt endlich in der "Linde" ankommt, kann's auch schon langsam losgehen. Das heißt bei mir so viel wie in Höchstgeschwindigkeit zum Met-Stand rennen und das große Horn kräftig mit goldenem Honigwein befüllen. Preislich eine angenehme Sache, denn für einen 0,33-l-Becher besten (!) Mets sind 2,50 Euromünzlein nicht zu viel verlangt. Schnell stellt sich heraus: Dieses Horn werden die Bar-Hengste nicht so schnell vergessen!

Nach einigen entspannten Gesprächen schließt man die "Linde" richtig ins Herz, denn so bequem und familiär, wie es hier der Fall ist, erlebt man Konzerte bzw. Festivals selten. Zu selten. Das alles ist sogar so familiär, dass eine eigens mitgebrachte Mutter einer anwesenden Person lecker Geschnetzeltes mit Rahmsauce und einen riesigen Topf Maultaschen für die Bands, Helfer und Schreiberlinge bereitgestellt hat. Wahnsinn! Doch nun zu den Bands:

Nach etwa 30 Minuten Verspätung steigen einen Treppengang weiter oben die Jungs von IN FIGHT auf die kleine Bühne und legen sogleich los. Der geneigte Zuhörer bekommt aber anfangs leider noch etwas zu übersteuerten Sound in die Ohren gepfeffert, und der Bass fehlt irgendwie. Davon lassen sich die kaputten Thrash-Coreler aber nicht stören, sondern geben voller Elan und Spielfreude ihr Bestes. Der Gig ist gezeichnet von guter Laune, netten Unterhaltungseinlagen und feiernden Fans. Der sich später verbessernde Sound steigert die Stimmung noch ein wenig und rundet die gute Gitarrenarbeit noch ein wenig ab. Aber auch der Drummer gibt alles und zappelt wie wild hinter seiner Fellfront hin und her, ganz zur Unterhaltung der Fans. Würde jetzt noch die Lautstärke des Sängers etwas höher liegen, wäre ich voll und ganz zufrieden, aber zu meckern gibt's ja immer was, oder? ;-)

Weiter geht's mit den Freaks TARGA. Die Jungs betreten das Podium und verbreiten sofort eine freundliche, angenehme Atmosphäre. Man merkt sofort: Die Truppe spielt noch mit Herz und Seele. Dies spiegelt sich auch im Zusammenspiel der Instrumente wider, denn Fehler oder Aussetzer lassen sich keine finden. Allerhöchstens später, wo eine kurze technische Pause eingelegt werden muss, die Zeit aber genutzt wird, um mit dem leider recht spärlich erschienenen Publikum anzustoßen. Wenige Minuten später kann sich der Kopf aber wieder voll und ganz den tonnenschweren Riffs widmen, und dem Nacken wird Freilauf gelassen. Haare bahnen sich erneut ihren Weg durch die stickige Luft. Zur Abwechslung gibt's wieder den Pippi-Langstrumpf-Song handgemacht auf Gitarre und Co. angespielt und ein Solo des MG-Nestes zur Auslastung des Trommelfells. Die wenigen Zuhörer sind gut warm und sichtlich angetan vom Werkeln TARGAs. Einige Ausnahmen rennen zurzeit am Bierstand rum. Mir hat's auf jeden Fall gefallen. Der Sound war gut, und die Stimmung steckte an. Erst mal 'ne Pause machen.

So! Das Horn frisch aufgefüllt und um einige Euro ärmer stiefle ich gen Bühne. Die Freaks mit dem stark nach Döner klingenden Namen KARKADAN (Ich hör irgendwie immer "Lan") spielen schon ihre Instrumente wund, begleitet von einem wahrhaften Headbang-Meer. Gut ankommen tun die Jungs auf jeden Fall. Die Klangkulisse umschmeichelt die Ohren mit einem Spitzensound, und die düsteren, leicht nach UNLEASHED klingenden Riffs in Verbindung mit dem majestätisch schleppenden BOLT THROWER-ähnlichen, aber auch öfters thrashigen Schlagzeug werden live super rübergebracht. Den zahlreich erschienenen Fans ist das sehr wohl anzusehen. Bei den Jungs weiß man einfach, woran man ist, und erfreut sich an jedem weiteren gespielten Song. Zusätzlich legt die Truppe eine gute Spielfreude an den Tag und glänzt mit Professionalität, die ihren Höhepunkt im MEGADETH-Cover 'Symphony Of Destruction' findet. Daumen hoch!

Der nächste Gig will dagegen nicht so überzeugen. Zwar sind die Jungs von HIDDEN IN THE FOG wirklich spaßig drauf, nur die gewünschte Spielfreude kann scheinbar nicht aufgebracht werden. Das Songmaterial der Combo ist sehr solide und der Sound klasse abgemischt, strotzt aber klanglich nicht wirklich vor Abwechslungsreichtum. Die mager anwesenden Fans bzw. Zuschauer bestätigen dies. HIDDEN IN THE FOG geben weiterhin alles, schaffen es aber nicht, das Publikum von ihrem melodischen, progressiven Black Metal zu überzeugen. Ginge es nach mir, hätten KARKADAN und HIDDEN IN THE FOG die Spielplätze tauschen sollen, denn Headliner-Feeling kommt hier nicht auf. Das hätte besser laufen können. Schade.

Der in Massen vernichtete Met zeigt schon deutlich seine Wirkung und ein stark schwankender Schreiberling will nach Hause. Es bietet sich tatsächlich jemand an, diesen Spinner mitzunehmen, und der Tag endet hier in meinem Bett. Samstag geht's weiter.

Redakteur:
Sebastian Schneider

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