Subway To Sally - Köln
16.05.2006 | 11:1812.04.2006, Alter Wartesaal
Ein Konzert der "Nackt"-Akkustiktour durch Deutschland. Hier: Köln, Alter Wartesaal
Alle Entwicklung ist alter Welten Untergang.
Kann man ziemlich präzise auch auf SUBWAY TO SALLY übertragen, die es mit ihren letzten beiden Alben ihrer Fangemeinde recht schwer gemacht haben. Nach dem letzten Longplayer "Nord Nord Ost" kam die Band dann auf die glorreiche Idee ihre eigenen Songs zu "entkleiden" und als Akustikversionen auf einer langgezogenen Tour zu präsentieren.
In der alten Römerstadt Köln konnte man sich am 13. April ein eigenes Bild von der Umsetzung machen, und die Musik der deutschen Kultband mal ohne elektrische Dreingaben genießen, was gerade bei SUBWAY TO SALLY einen interessanten Abend versprach.
Die Location "Alter Wartesaal" direkt unter dem Hauptbahnhof hatte genau das richtige Ambiente um die urige Atmosphäre richtig rüberzubringen, und obwohl die Band sich auch in der Umgebung einer großen Fangemeinde erfreute war die Bude überraschenderweise nicht ganz ausverkauft, so dass man auch als Nachzügler keine Probleme hatte sich einen Platz mit relativ guter Sicht zu suchen.
Die Bühnenarchitektur war schlicht: mehrere große Stühle mit Rosen und Efeu verziert stellten die Plätze für die Band dar, und als die dann auch unter großem Applaus endlich die Bühne betrat merkte man, dass das Ganze nicht gerade günstig geplant war: von Frontmann Eric Fish und der Saitenfraktion sah man ab Reihe fünf quasi gar nichts mehr, und konnte sich nurnoch auf den Ton beschränken. Das rückte den Trommler Simon Michael ins Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit, was ihm irgendwie nicht ganz geheuer zu sein schien.
Der Mensch am Mikro machte alsbald klar, dass dies in keinster Weise ein normales Konzert werden würde, denn die private und fast intime Atmosphäre zwischen Band und Publikum würde auch der Musik zugute kommen, und so gestaltete sich der Abend auch als interessante Jamsession in denen die Band immer wieder ihre Sprüche riss oder versuchte mit 500 Menschen gleichzeitig zu kommunizieren.
Musik gab es natürlich auch, und so wurde ein beeindruckendes Set aus Klassikern und modernen Tracks gespielt, wobei vor allem die Klassiker wegen ihrer ohnehin schon recht elektroniklosen Art für die Setlist in Frage kamen. Obwohl das Volk immer wieder 'Julia und die Räuber' skandierte, was der Band wohl tierisch auf die Nerven zu gehen schien, brachte auch das nicht-so-rausgebrüllte-Set die Menge zum Kochen.
Obwohl das neue Album mit drei Songs ('Seemannslied', 'Feuerkind' und 'Das Rätsel II') recht gut wegkam, waren es doch wieder die alten Klassiker ('Maria', 'Sanctus', 'Der Hofnarr') die am meisten Applaus einfuhren, und sonderbarerweise wurde das bisher populärste Album "Herzblut" auf nur einen Song ('Kleid aus Rosen') beschnitten.
Nichtsdestotrotz konnten SUBWAY TO SALLY ihre Stärke als Liveband voll ausspielen, und es sie schafften es auf voller Länge sich als ernstzunehmende Musiker zu präsentieren, denn die Intermezzi und veränderten Versionen ihrer Songs ließen die Menge keine Sekunde los, und so verwandelte sich das Publikum ziemlich schnell in einen vor Endorphin nur so überbordenden Mob der jeden Ton mitfeierte.
Die Songs 'Traum vom Tod', 'Mephisto' und 'Sag dem Teufel' gehörten auch mit zu den Höhepunkten, von denen es eigentlich zu viele an diesem Abend gab um sie näher hervorzuheben.
Und obwohl als Quasi-Akustikorchester unterwegs konnte sich Eric Fish einen Seitenhieb auf die nahegelegene unterirdischen Philharmonie nicht verkneifen: "Dort versuchen Ordnungshüter, Skater und Passanten von der Decke des Konzertsaals fernzuhalten, hier brettert die Eisenbahn direkt über unseren Köpfen vorbei und es interessiert niemanden, das ist doch Rock'n'Roll, oder?"
Im Endeffekt war die Stimmung so gut, dass die Band sich drei Mal hinter die Bühne verziehen konnte und auch drei Mal von der Menge wieder hervorgeholt wurde (einer der seltenen Augenblicke die Laberköppe auch mal in voller Größe zu erblicken), und jedes Mal erstklassige Zugaben durch den Äther klampften, was dann einfach in noch mehr Zugaben resultierte.
So kam die Band auf fast zwei Stunden Spielzeit, während die Fans sich über einen enorm eindrücklichen Abend mit großer Musik freuen durfte (was die Fans, die nicht dabei waren, wohl bald auf DVD bewundern dürfen).
Setlist:
Böses Erwachen
Das Rätsel
Minne
Ein Baum
Der Hofnarr
Sieben
Element des Verbrechens
Mephisto
Das Rätsel II
Kleid aus Rosen
Abgesang
Unterm Galgen
Traum vom Tod II
Sanctus
Maria
Liebeszauber
Arche
Sag dem Teufel
Schlaflied
Das Opfer
Julia und die Räuber
Feuerkind
Seemannslied
- Redakteur:
- Michael Kulueke