Subway To Sally - Potsdam
03.01.2007 | 17:3130.12.2006, Lindenpark
Die einzigen Schneeflocken in Potsdam am Samstagabend vor Silvester fallen im Lindenpark, dem wohl wichtigsten Konzertclub der Brandenburger Landeshauptstadt. Mit den Klängen ihres Songs 'Schneekönigin' beginnen SUBWAY TO SALLY dort ihr traditionelles Abschlusskonzert des Jahres und lassen aus Mini-Schneekanonen über der Bühne minutenlang Flocken nach unten wirbeln. Zu dem Konzert haben sie rund 1000 ihrer Fans in die Halle gelockt, um den Jahresausklang wie gewohnt einen Tag eher als eigentlich vorgesehen zu feiern. Rund zwei Monate zuvor schon war das Konzert dieses Mal ausverkauft. Und die Zuschauer sind in Feierlaune, kennen jeden Text. Grund genug für SUBWAY-Sänger Eric Fish schon bald nach Beginn der Show vom "besten Publikum der Welt" zu sprechen.
Den Titel verdienen sich die Fans zu Recht: Schon bei der Vorband KRYPTERIA ist die Stimmung blendend, obwohl deren Gothic Metal recht bieder daherkommt. Dafür besitzt die Band mit ihrer aus Korea stammenden Sängerin Ji-In Cho eine zierliche und äußerst attraktive Frontfrau, die mit ihrer Erscheinung die Blicke der Zuschauer auf sich zieht. Zudem hat sie an diesem Abend noch Geburtstag. Schon vor dem Auftritt lässt Eric Fish das Publikum deswegen ein "Happy Birthday"-Ständchen singen. Dennoch ist der KRYPTERIA-Auftritt schnell vergessen, weil SUBWAY TO SALLY danach einfach eine viel zu starke und mitreißende Show abliefern. Neben den Schneekanonen haben sie meterhohe Feuerfontänen auf der Bühne installiert, die bei 'Feuerland' die sieben Musiker in gleißendem Licht erscheinen lassen. 25 Songs quer durch ihre mehr als fünfzehnjährige Bandgeschichte spielen SUBWAY TO SALLY. Ein Höhepunkt ist die Akustik-Version des Klassikers 'Kleid aus Rosen', der die emotional-melancholische Seite der Band exemplarisch zeigt: "Meister, Meister, gib mir Rosen, Rosen auf mein weißes Kleid, stech die Blumen in den bloßen unberührten Mädchenleib", intoniert Eric Fish den Refrain - und beinahe jeder Gast im völlig überfüllten Lindenpark singt mit. Als Dank wirft der Sänger selbst Rosen ins Publikum. Und stimmt bald darauf mit 'Mephisto' einen Song an, der für den typischen Mittelalter-Metal steht, der die Potsdamer Band bundesweit bekannt machte.
Berühmt sind SUBWAY TO SALLY ohne Frage, 2006 dürfte eines ihrer besten Jahre gewesen sein. So durften sie im Sommer beim Wacken als letzte Band vor rund mehreren zehntausend Zuschauern spielen. Ihre aktuelle Veröffentlichung "Nackt" - der Live-Mitschnitt ihrer größtenteils ausverkauften Akustik-Tour im letzten Jahr - stieg auf Platz 50 in die deutschen Albumcharts ein. Und nun der krönende Abschluss im Lindenpark, bei dem sich die Band alles erlauben darf: So lässt Eric Fish einen Kuchen samt aufgesteckter Kerze vom Publikum zum Mischpult durchreichen, dankt so seinen Sound-Mischern für ihre Arbeit in dem Jahr. Dazu ertönt der 'Traum vom Tod', die finalen Textzeilen "Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt, es gibt kein ewig Leben, für Mensch und Tier und Halm und Strauch und Baum ... das war mein Traum" singen die Fans wiederum mit, als wollten sie Eric Fishs Stimme übertönen.
Doch die Stimmung wird sogar noch enthusiastischer: Nachdem die Fans im ausufernden Zugabenteil erst zu den schnellen und dynamischen Krachern 'Falscher Heiland', 'Veitstanz' und 'Sieben' bis zur Erschöpfung tanzen (der Schweißgehalt der Luft ist vor der Bühne phänomenal ...), kommt das Stück, welches die Band erklärtermaßen selbst kaum noch spielen will, das ihre Anhängerschar dafür aber umso mehr liebt: 'Julia und die Räuber', ein fast punkiges Liedchen aus den Anfangszeiten von SUBWAY TO SALLY. Nach dem Song singen die Fans a cappella die wichtigsten Textzeilen weiter: "Blut, Blut, Räuber saufen Blut, Raub und Mord und Überfall sind gut ..." Eric Fish ist sichtlich gerührt; freut sich, dass den Zuschauern das "kleine märkische Volkslied" gefallen hat. Und resümiert mit ihnen gemeinsam den Abend: "Wir haben gemeinsam geklatscht, sind im Takt gesprungen, haben geschrien und gesungen", sagt er und lässt die Fans diese schweißtreibend-muskelkaterfördernden Feieraktivtäten gleich noch einmal wiederholen. Als ruhiger Abschied wartet schließlich das 'Seemannslied'. Wieder schneit es aus den Schneekanonen, die Bühne ist in kaltes Licht getaucht. In dieser bestechenden Form fallen Konzerte von SUBWAY TO SALLY fast schon in die Kategorie "Körperverletzung", aufgrund der stundenlang bewegenden Begeisterung.
Setlist SUBWAY TO SALLY
Stille Nacht
Schneekönigin
Feuerland
Knochenschiff
2000 Meilen unterm Meer
Unterm Galgen
Unsterblich
Eisblumen
Kleid aus Rosen
Liebeszauber
Alle psallite cum luya
Mephisto
Drumsolo
Traum vom Tod
Feuerkind
Das Rätsel II
Sag dem Teufel
Ohne Liebe
Braut & Bräutigam
Carricfergus
Zugaben:
Falscher Heiland
Veitstanz
Sieben
Julia und die Räuber
Seemannslied
- Redakteur:
- Henri Kramer