Subway to Sally - Leipzig

25.06.2001 | 13:03

04.06.2001, Haus Auensee

SVBWAY TO SALLY sind seit ihrer Gründung 1992 ein Phänomen in der Metal-Szene. Sie unterwerfen sich keinen Trends, sondern prägen diese vielmehr. Sie lassen sich nicht kategorisieren oder direkt mit andren Bands vergleichen, vielmehr verleiben sie verschiedenste Stilrichtungen und Einflüsse ihrem künstlerischen Schaffen ein. Am deutlichsten treten in ihrer Interpretation des Metal die Elemente von Folk, Mittelalter und Spielmannsmusik hervor.

Die Potsdamer ragen abgesehen von dieser nicht sehr häufig vertretenen Stil-Mischung und ihrem fachmännischen Umgang mit einer Vielzahl von eingesetz-ten Instrumenten durch ihre ausgefeilten deutschen Texte aus der Masse der Metal-Combos heraus. Über diese Texte werden unter andrem im Fan-Forum auf ihrer Homepage http://www.subwaytosally.de regelrechte Deutschdiskurse geführt. Ich hatte Gelegenheit, mich mit dem Textschreiber der siebenköpfigen Band, die bislang sieben Longplayer auf den Markt gebracht hat, zu unterhalten, doch dazu später mehr.

Vom Hörgenuss der aktuellen CD kann man sich auf ihrer HP mittels der verfügbaren Samples überzeugen, Anspieltipps sind hierbei „Herrin des Feuers“, „Kleid aus Rosen“ und „Veitstanz“.

Konzertbericht vom WGT

Auch SVBWAY TO SALLY mussten etwas verspätet starten, aber bereits der Einmarsch, begleitet von den einleitenden Chorgesängen aus „Wenn Engel hassen“, fesselt die Aufmerksamkeit der wartenden Zuschauer. Eric, der Sänger, steht in eleganter schwarzer Gewandung inmitten der in edles Weiß gekleideten Band, Frau Schmitt, die Geigerin der Band, in rotem Gewand zur Seite.
Nebel und Ausleuchtung tauchen die Bühne auch noch beim Spielen von „Das Messer“ in mystische Farben, bis dann „Henkersbraut“ beginnt – und spätestens jetzt rockt der Palast. Es wird gesprungen und gepogt, was der Platz in der bis zum letzten Zentimeter ausgefüllten Halle hergibt.

Als Erholungspause und Übergang zu „Die Schlacht“ („... hör die Trommeln ...“) dient ein beachtliches Trommelintermezzo, dass in Mark und Bein geht. Das geniale Drumming hält auch bei „Die Schlacht“ selbst noch an.
Als einer der eingängigsten und tanzbarsten Songs der neuen CD beginnt – „Kleid aus Rosen“ – ist es um die Selbstbeherrschung vollends geschehen, und beim Singen des Refrains übertönen die Massen Eric und den Band-Chor; ekstatisch erklingt ihr Flehen: „Meister, Meister, gib mir Rosen ...“.

Aber das Repertoire wird nicht stillschweigend heruntergespielt, sondern stets von einem überleitenden Text begleitet, der Kontakt zum Publikum ist zu jedem Zeitpunkt spürbar; Eric zelebriert, wie man es von ihm gewohnt ist, meisterhaft ein Ritual an die Götter der Ekstase, spielt auf den Fans so meisterhaft wie auf seinem Dudelsack, der im nächsten Song „Veitstanz“ zum Einsatz kommt und jedem Zuhörer klar macht, was mit dem Titel gemeint ist, indem er ihn wie besessen tanzen und springen lässt.

Es folgt ein kurzes Gitarrensolo: schräg, aber gekonnt gespielt. Ein Auszug aus „Maria“ lässt Zeit für Besinnlichkeit, Feuerzeuge und Gesangskostproben der Fans aufkommen.

Dieses Intermezzo nutzt die Band, um nunmehr in schwarze Gewandung gekleidet erneut die Bühne zu betreten, dabei einen exzellenten a-capella-Chorus erklingen lassend. Als weißer Unschuldsengel gekleidet steht Frau Schmitt nun inmitten der erhaben düster anmutenden Herren.

Ein „Böses Erwachen“ reisst die Zuschauer erneut aus ihrer Erstarrung und beim Klang von „Die Hexe“ ertönt ein gesammeltes „sie soll brennen“ in der Halle. Passend dazu lassen die Pyrotechniker es ordentlich brutzeln, so dass unser Kameramann Spider04 (Pro7-Team) nur knapp dem Flammentod entkommt *g* und die Kamera erst einmal in sicherem Abstand hält.

Dies bietet einen hervorragenden Übergang zu „Herrin des Feuers“, einem musikalischen und emotionalen Meisterwerk. Stilisierte Flammensäulen aus windumtosten Stoffen wabern über die Bühne; Eric, inzwischen halb entblößt, stimmt diese Hymne auf die Leidenschaft an und die Herzen der Fans brennen lichterloh.

Mit „Krötenliebe“ hat sich dann alle Ernsthaftigkeit wieder erledigt und es geht ausgelassen zur Sache. Der Song „Sag dem Teufel“ animiert Eric dazu, nicht nur dem Teufel, sondern auch der versammelten ersten Reihe einmal „Guten Tag“ zu sagen.

„Ohne Liebe“ bringt noch einmal Bewegung in die pogenden Massen, bevor diese mit „Julia und die Räuber“ endlich bekommen, wonach sie bereits seit dem Auftritt von FIDDLER\'S GREEN in Sprechchören verlangen: „Blut, Blut, Räuber saufen Blut ...“

Dies stellt das Ende dieses grandiosen Konzerts dar, und leider ist es dies auch definitiv, denn die Veranstalter untersagen StS das Spielen einer Zugabe, da der Zeitplan inzwischen ziemlich aus den Fugen ist. Die noch immer ekstatischen Fans honorieren dies mit Buhrufen und Pfiffen, aber da ist nichts zu machen. Trotz dieses unbefriedigenden Endes war es sicherlich eines der intensivsten und herausragendsten Konzerte des gesamten Festivals – nicht zuletzt vielleicht wegen Erics recht beeindruckender Betätigung als Feuerspeier auf der Bühne *g* -, auch wenn wie immer die Anlage unerfreulich übersteuert war und den Hörgenuss trübte.

Redakteur:
Andreas Jur

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