Summer Breeze 2010 - Dinkelsbühl

23.09.2010 | 23:20

18.08.2010, Flugplatz

Mit Wasserschlauchduschen und einem grandiosen Line-up klingt der Festivalsommer gebührend aus.

Samstag, 21. August

Seit vier Jahren mischen VAN CANTO mit ihrem A-cappella-Metal die Szene auf. Als sie mittags die Main Stage betreten, ist es vor dieser so voll wie zwei Tage zuvor bei den APOKALYPTISCHEN REITERN, und die Band staunt nicht schlecht, als sie diese Menschenmenge erblickt. Der eigentliche Star vor der Show ist aber der Security-Mann, der das Publikum bei der heißen Mittagssonne mit einem Wasserschlauch abkühlt.

Von den Fans angeheizt, sind VAN CANTO doppelt motiviert und geben auf der Bühne alles. Bei so vielen Sängern weiß man gar nicht so recht, wo man hinsehen soll, und die Tatsache, dass sich alle Fünf viel bewegen, erschwert es zusätzlich. VAN CANTO spielen nicht nur Coversongs, sondern bringen auch ihre eigenen Lieder: 'The Mission', 'Speed Of Light', und mit 'To Sing A Metalsong' erklären sie, wie sie auch ohne Gitarren rocken. Der Höhepunkt des Sets ist jedoch BLIND GUARDIANs 'The Bard's Song', bei dem die Band alle Fans zum Mitsingen animiert. Wer sich VAN CANTO ansieht, muss schließlich gerne singen.

Nach den BÖHSEN ONKELZ sind FREI.WILD wahrscheinlich die nächsten, die sich unermüdlich mit Rechte-Szene-Vorwürfen rumärgern müssen. Sänger und Gitarrist Philip "Fips" Burger erzählt während des Auftritts, er habe vorher im Summer-Breeze-Forum die Diskussion um seine Band verfolgt. Allen Kritikern widmen FREI.WILD ihren Song 'Land der Vollidioten' und betonen zuvor, dass alle Extreme schlecht sind – egal ob links oder rechts.

Die Fans erweisen sich als überaus textsicher und grölen auch 'Arschtritt', 'Halt deine Schnauze', 'Sieger stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben', 'Irgendwer steht dir zur Seite' und die Bandhymne 'Frei.Wild' mit. Natürlich besingen die Südtiroler in 'Südtirol' wieder ihre Heimat. Trotz der Hitze wird im Publikum gepogt und gefeiert. FREI.WILD kann man eben nur mögen oder hassen – wie auch die BÖHSEN ONKELZ.

 

Mit LEAVES' EYES beginnt auf der Pain Stage das Kontrastprogramm zum Hardrock: Die Gothic-Fans wagen sich aufs Festivalgelände, um den Stuttgartern um Frontelfe Liv Kristine zuzuhören. Leider kommt aus den Boxen ein ziemlicher Soundmatsch. Die Band ist trotzdem hochmotiviert und heizt das zuweilen doch sehr hüftsteife Publikum an. Songs wie 'Farewell Proud Men', 'My Destiny', 'Elegy' und das pompöse 'Ragnarok' zünden bei schlechtem Sound leider nicht so gut, Liv Kristine rettet mit ihrem Charisma aber, was zu retten ist. Die fast rundum erneuerte Saitenfraktion mit dem neuen Gitarristen Sander van der Meer und Ersatzbassist Oliver Holzwarth, der sonst bei BLIND GUARDIAN und TARJA den Viersaiter bedient, lässt fleißig die Haare kreisen, und Sänger Alexander Krull fordert das Publikum immer wieder zum Mitmachen auf. Leider spielen LEAVES' EYES kein einziges Stück ihres ersten Albums "Lovelorn", die Fans werden am Ende aber mit dem starken 'Froya's Theme' belohnt.

EISBRECHER zählen wohl zu den Vertretern der Neuen Deutschen Härte und stehen somit im ewigen Schatten RAMMSTEINs. Was sie von den Berlinern allerdings abhebt, ist Sänger Alexander "Alexx" Wesselsky, der auf D-Max als "Der Checker" Autos aufmotzt. Passend dazu hält ein Fan im Publikum ein Schild mit der Aufschrift "Ich will ein Auto von dir!" hoch.

Mit 'Eiszeit' dröhnt der erste Song aus den Boxen und weckt alle Festivalgäste, die sich noch im Halbschlaf befunden haben. Anfangs sind die Musiker um Alexx noch reserviert, tauen aber langsam auf, und nach den ersten zwei Liedern geht Mastermind und Gitarrist Jochen "Noel Pix" Seibert richtig ab. Alexx wetzt unterdessen von einem Bühnenende zum anderen, fuchtelt mit seinem Stab herum und reißt anzügliche, homoerotische Witze. Nachdem sich Noel Pix leicht verletzt und ein bisschen blutet, sendet Alexx schöne Grüße an GWAR: "Das hier ist echtes Blut!"

EISBRECHER beehren das Summer Breeze mit Liedern aus der ganzen Bandgeschichte: 'Schwarze Witwe', 'This Is Deutsch', 'Leider (Ich muss mir wieder weh tun)' und 'Amok' werden auf die Festivalbesucher losgelassen, bis natürlich der MEGAHERZ-Klassiker 'Miststück' den Auftritt beendet.
[Pia-Kim Schaper]

Was kann man eigentlich Blöderes machen, als um 17.00 Uhr zu POISONBLACK zu gehen? Der heutige Auftritt der Finnen leidet ganz schön unter dem Nachmittagstief und der elendigen Sonne, die in der jetzigen Position jeglichen melancholischen Weltschmerz zerstört, den der ehemalige SENTENCED-Sänger Ville Laihiala normalerweise produziert. Mit 'Love Infernal', 'Left Behind' oder 'Rush' wird ganz klar Hit an Hit gereiht, dennoch scheint heute die gewisse Atmosphäre zu fehlen. Lieblos spielt Ville das Set herunter. Von dramatischer POISONBLACK-Atmosphäre ist einfach nichts zu spüren. Wo es sonst brodelt und knistert, die einen fesselt, bei den anderen Gänsehaut erzeugt, brennt heute nur eine vor sich hin brennende Flamme. Die ausgeprägten Hooklines und faszinierenden Melodieführungen können dabei nur marginal begeistern. Alle Faktoren, die gerade aufeinandertreffen, rauben diesem Gig sowohl die übliche Sensibilität als auch den Power im Arsch. Verdammt schade! Ist es sonst eine Wonne, sich mit blutendem Herzen dem energischen Goth Metal der Jungs hinzugeben, ist man heute eigentlich froh dem Trauerspiel zu entfliehen und diesen trostlosen Auftritt am besten wieder zu vergessen.
[Nadine Ahlig]

Eine weitere Premiere steht ins Haus: SEPULTURA spielen ihren ersten Gig überhaupt auf dem Summer Breeze. Nach kurzer Warmlaufphase geht es mit 'Refust/Resist' richtig los, die Haare kreisen, und ein Moshpit bildet sich. Die Anhänger guten Thrash Metals feiern hier ihre Helden und kommen in der folgenden Stunde ganz auf ihre Kosten. Die Brasilianer sind ihrem Stil treu geblieben und flechten die Volksmusik ihres Landes in ihre Songs mit ein. SEPULTURA sind an diesem sonnigen Tag gut drauf und bewegen sich viel. Derrick Green feuert immer wieder das Publikum an und genießt den Auftritt sichtlich. So ganz kann das Quartett die Vergangenheit aber doch nicht hinter sich lassen, denn der Höhepunkt des Auftritts, auf den alle Fans gewartet haben, ist nach wie vor der Klassiker 'Roots Bloody Roots'.
[Pia-Kim Schaper]

Alkoholisches Kräftemessen ist angesagt. Wer der Sieger sein wird, bleibt abzuwarten, denn die Finnen von KORPIKLAANI vertragen schon eine Menge, und mit einem entsprechenden Getränk in der Hand treten sie vor die Zuschauer und legen mit 'Vodka' los. Vor der Pain Stage ist es ordentlich voll. Das hat bis dato kaum eine andere Band zu dieser Uhrzeit geschafft. Respekt!

Von Beginn an feiern die Fans mit, als ob es kein Morgen gäbe. Die Mannen sind ebenfalls gut drauf, und so wird das eine tolle Sause bei der getrunken, getanzt und fröhlich mit dem Nachbarn geschunkelt wird. Allerdings entwickelt sich dabei das Crowdsurfen zum Volkssport. Vor allem viele Jungspunde und gewichtige ältere Herren, die es noch einmal wissen wollen, lassen sich über das Publikum tragen. Vorn bei der Security kommen sie zwischenzeitlich im Sekundentakt an. Die Jungs können einem wirklich leidtun. Auch viele Besucher sind davon wenig begeistert, denn wenn man sich heiter-beschwingt mit dem Nachbarn in den Armen liegt, will man nicht ständig nach oben schauen müssen, wer da gerade so vorbeikommt. Also ist es taktisch klüger, einfach am Rand unter anderem zu 'Juodaan Viinaa' oder 'Wooden Pints' weiterzufeiern und die Show zu genießen. Die Finnen tun ihr Übriges, und so wird aus dem stimmungsvollen Konzert doch noch ein angenehmes Erlebnis. Als krönenden Abschluss gibt es 'Let's Drink' auf die Lauscher, zu dem noch einmal richtig gefeiert und getrunken wird. Prost!

Das tolle an Geheimnissen ist, dass es schnell jeder weiß. Nach dem Motto: "Schreiben Sie bitte streng vertraulich drauf, damit es auch jeder in der Firma liest." Fast jeder weiß, dass es sich be deim "Surprise Act" um den Mannheimer Comedian BÜLENT CEYLAN handelt. Auch wer aufmerksam die Namen auf den Summer-Breeze-Shirts studiert hat, kam von selbst drauf. Dass "der Türk" Metalfan ist, ist ja bekannt. Warum also nicht mal auf einem entsprechenden Festival auftreten? Vom Ton her leider etwas leise, hat man Probleme, alles zu verstehen, was der Herr auf der Main Stage von sich gibt, vor allem wenn man nicht aus Mannheim kommt.

Die Zuschauer begrüßen ihn mit tosendem Applaus, und ihm fällt sichtlich ein Stein vom Herzen, da er auch nicht wusste, wie er ankommt. Also kann es mit gut zwanzig Minuten nichtmusikalischer Unterhaltung losgehen. Mit dem Vorschlag Dinkelsbühl in "Dinkels-Bülent" umzubenennen, kann er das erste Mal punkten. Später zieht er sich seinen Arbeitskittel an und wird zum "Hausmeister Mompfred", der in feuchter Aussprache über die "Pumpewasserzang" und die Hausordnung sinniert. Immer wieder kommt das zweite Ich in Form von Hitler durch - der Türk darf das ja. Schon schlimm, wenn man wieder mal vergessen hat, seine Rassismuspillen einzunehmen.

Er preist auch seine neue Show für 2011 an, in der die wahre Seite der Metalfans gezeigt werden soll. Das finden alle Anwesenden natürlich klasse. Im Nu ist die Zeit vorbei, und das vom Publikum eingeforderte Stagediving mit Crowdsurfen kann gerade noch stattfinden. Schnell muss er sich verabschieden, bevor ihm endgültig das Mikro ausgeschaltet wird. Der Auftritt ist absolut geglückt und definitiv wiederholungsfähig!

Nach dieser "leichten" Unterhaltung kann der Kontrast zum nächsten Act nicht größer sein. Macht Platz für DIE Hardcore-Institution SICK OF IT ALL! Die Banner beim Auftritt von Bülent Ceylan haben es bereits angekündigt, dass es jetzt weniger beschaulich zugehen wird. Die New Yorker sind gut drauf und geben sich wie gewohnt frei von Allüren. Als Erstes lassen sie 'Death Or Jail' auf die Masse los, die nur darauf wartet, endlich loslegen zu können.

Lou und Pete Koller jagen unaufhaltsam über die Bühne, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Vor der Bühne starten die ersten Pits, und schon ist die Party in vollem Gange. Der Querschnitt der Songs ist gut gewählt, und neben einigen neueren Stücken gibt es mit 'Injustice System' einen Klassiker auf die Ohren. Klar, in einer Stunde können nicht alle Wunschhits gespielt werden, aber das stört die Fans weniger. Die feiern ihre Helden gebührend am Ende, und der Vierer hat mal wieder gezeigt, dass er für eine hervorragende Qualität steht.
[Swen Reuter]

Melancholische Stimmung zieht zum Auftritt von DARK FUNERAL herauf. Dies ist der letzte Auftritt von Sänger Caligula, der die Band nach fünfzehn Jahren verlässt. Der Grund dafür ist ausnahmsweise mal erfreulich: Caligula wird heiraten, und somit verschieben sich die Prioritäten in seinem Leben. Die Band sucht derzeit also nach einem Nachfolger. Vor der Bühne haben sich viele Fans versammelt, um dem Sänger sozusagen die letzte Ehre zu erweisen. Überwiegend in rotes und blaues Licht gehüllt, ragt seine Silhouette noch einmal vor dem Publikum auf, um ein letztes Mal alles zu geben und das Summer Breeze in Schutt und Asche zu legen. Überall gehen die  Hörner nach oben und Haare fliegen.

DARK FUNERAL tauchen das Festivalgelände in tiefes Schwarz und untermalen die Melancholie mit 'Stigmata', 'The End Of Human Race' und 'King Antichrist'. Die Schweden geben alles, spielen, als stünde der Teufel persönlich mit auf der Bühne, und liefern einen sehr guten Auftritt ab – schließlich will man Caligula gebührend verabschieden, der umjubelt zu den Klängen von 'My Funeral' ein letztes Mal die Bühne verlässt.

Auftritte der CHILDREN OF BODOM stehen seit Jahren für ausgelassene Partys, bei denen es schon mal etwas roher zugehen kann. Enttäuschend ist es dann, wenn die Band gut drauf ist und auch der Sound stimmt, die Fans aber nicht wissen, was feiern heißt. Da, wo eigentlich ein schöner Pogo stattfinden sollte, laufen etwa dreißig Zuschauer unermüdlich im Kreis – das ganze Konzert über. Unterbrochen wird dieser Circle Pit nur ab und zu, wenn eine Wall Of Death ausgerufen wird. Das war's. Das übrige Publikum verfolgt das Treiben auf der Bühne, headbangt ein bisschen oder trägt Stagediver in den Bühnengraben. Schade, dass die Partymentalität so weit verkommen konnte, dass bei Konzerten, die viele junge Fans anziehen, nur noch Circle Pits veranstaltet werden.

Aber Musik gab es zum Glück auch noch. Wie schon gesagt, sind CHILDREN OF BODOM an diesem Abend gut gelaunt, Sänger und Gitarrist Alexi Laiho hat sich von seinem Sturz aus dem Tourbusbett erholt und spielt seine Soli wieder einwandfrei. Dieses Mal ist eher Bassist Henkka T. Blacksmith das Sorgenkind. Am Anfang des Konzertes verlässt er für mehrere Lieder die Bühne, um mit einem neuen Bass wiederzukommen. Ein paar weitere Lieder später verschwindet er erneut einige Minuten und spielt mit dem alten Bass weiter. Ob da wohl eine Saite gerissen ist?

Alexi macht wie gewohnt seine Witze mit Keyboarder Janne Warman. Sie wurden angeblich gezwungen, LADY GAGA zu covern, ansonsten würde ihr Tontechniker streiken. Also kredenzen sie dem Publikum ihre ganz eigene Version von 'Alejandro', Alexi singt jedoch "Don't call my name Janne Warman". Anschließend spielen sie kurz VAN HALENs 'Jump' an.

An eigenen Hits holen sie natürlich auch so einiges aus der Tasche: 'Blooddrunk', 'Sixpounder', 'Follow The Reaper', 'Kissing The Shadows', 'Angel's Don't Kill' – die Kinder lassen keinen Teil ihrer Bandhistorie aus. Seltsam ist nur, dass sie 'Needled 24/7' von "Hate Crew Deathroll" als alten Song beschreiben. Den Abschluss macht traditionell 'Downfall', und wer bei diesem Circle Pit nicht seinem Drehwurm erlegen ist, konnte einen starken Auftritt der CHILDREN OF BODOM miterleben.
[Pia-Kim Schaper

Die letzte Nacht im Partyzelt wird von den Holländern von ASPHYX eingeläutet. Die Herrschaften im gesetzteren Alter haben schon eine lange Bandgeschichte vorzuweisen, ihre Reunion 2007 brachte ein Stück Death-Metal-Geschichte zurück auf die Bühnen. So hat man denn auch hier nicht viel Zeit zu verlieren und beginnt wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Fünfzig Minuten brachialer Gewalt brechen über einen herein, die Haare fliegen nur so hin und her. Das 2009er Album "Death ... The Brutal Way" steht im Mittelpunkt der Show, die erfreulicherweise ohne Circle Pits, Crowdsurfing und Walls Of Death auskommt. Gut, bodenständig, aber nie langweilig!
[Matthias Köppe]

Wenn ich mich irgendwann einmal suizidieren sollte, dann nur zu einem Soundtrack von MY DYING BRIDE. Damit soll natürlich nicht ausgedrückt werden, dass die Engländer den Freitod bejubeln, sondern nur festgehalten werden, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, quälenden Schmerz auf solch sensible, grausame und zugleich wunderschöne Weise darzustellen. Eine bessere Truppe hätte es für den letzten Slot auf der Main/Pain Stage des diesjährigen Summer Breeze und gleichzeitig den Abschluss des diesjährigen Festivalsommers nicht geben können. Bereits der erste Ton vom Opener 'Fall With Me' lässt den Körper voller Dramatik beben und vor Glückseligkeit erstarren. Fast unheimlich, wie das Quintett aus Halifax die perfekte Linie zwischen Thanatos und Lebenswille, Grausamkeit und Zerstörung sowie engelsgleicher Empfindsamkeit ziehen kann.

Nachdem uns Aaron mit 'Bring Me Victory' multiorgasmische Freuden beschert, setzt er mit typisch englischem Humor einen weiteren Kontrast. David Grey (AKERCOCKE) musste für Drummer Dan Mullins einspringen, weil dieser sich den Fuß gebrochen hat. Aarons Begründung: weil er fett ist! Herrlichen Schmerz und entzückendes Leid beschert uns der Fronter abschließend mit dem unfassbar zerfetzenden 'My Body, A Funeral'. Noch nie ist ein zerbrochenes Herz so wertvoll gewesen. MY DYING BRIDE - das wunderschön schmerzende Highlight des Summer Breeze 2010! This moment for the keeping ...
[Nadine Ahlig]

Zum letzten Mal füllt sich das Zelt nun bis zum Bersten, einige bleiben sogar draußen stehen. EISREGEN, die man wohl entweder mag oder nicht, wird so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht. Nun ja, die Befürworter der Band sind hier zahlreich vertreten, und gleich am Anfang des Sets bleibt das neue Intro im Ohr hängen (" ... weil Jesus stinkt ..."), dessen Aussage auch durch zwei Aufsteller auf der Bühne bildlich dargestellt wird. Danach folgt sogleich der 'Eisenkreuzkrieger' vom "Blutbahnen"-Album. Weiter geht die wilde Reise durch die letzten drei Alben. Das kürzlich erschienene Werk "Schlangensonne" ist dabei durch den Titeltrack, 'Nachtverzehr' und 'Kai aus der Kiste' vertreten.

Die Vier um Sänger "Blutkehle" M.Roth geben ihr Bestes, doch hat man leider oft das Gefühl, das der Funke nicht überspringen will. Vielleicht liegt es an der späten Uhrzeit, dass den Aufforderungen zum Tanz nur recht wenige nachkommen. Zudem hat die "Blutkehle" wohl offensichtlich seine Uhr vergessen, so dass nach jedem Song der letzte angekündigt wird. Aber es geht doch noch weiter. Zur Freude der Zuhörerschaft spielt sich der Vierer bis zur 'Electrohexe' durch, um später noch das wunderschöne 'Westwärts' folgen zu lassen. Danach ist die Stunde aber wirklich vorbei, und unter tosendem Applaus verabschieden die Fans die Band in die Nacht, die trotz allem eine solide Show geboten hat.
[Matthias Köppe]

Nach langer Funkstille melden sich die tot geglaubten THE CROWN mit neuem Sänger zurück, machen mitten in der Nacht das Partyzelt unsicher und zeigen, dass sie zu Recht auf zwanzig Jahre Bandgeschichte zurückgreifen können. Es wird eine verspielte Mischung aus Death und Thrash Metal geboten, welche das ausgelaugte Publikum auch zu dieser späten Stunde noch begeistern kann. Das Gemoshe und Gebange wirkt ein wenig müder, die Stimmung ist aber dennoch da. Und zur Freude aller haben die fünf auch noch neues Material mitgebracht. Im September wird der "Doomsday King" gekrönt. Leider ist das Konzert viel zu kurz. Der neue Sänger ist ungewohnt, ersetzt Johan Lindstrand jedoch auf jeden Fall würdig. Der Einblick hier auf dem Summer Breeze macht Lust auf das neue Album und lässt auf eine Tour hoffen.
[Stefan Brätsch]

Um Viertel nach zwei sind die Akkus der meisten ausharrenden Festivalgänger größtenteils leer, was nach vier Tagen Feierei auch durchaus nachvollziehbar ist. Aber wie es sich für die Norweger 1349 gehört, gibt es oben drauf auch noch eine ewig lange Umbaupause, bis das Schlagzeug richtig sitzt. Schließlich muss für Linkshänder Frost auch alles schön am rechten Ort sein. Dafür bollert's mit etwas Verspätung dann aber umso mehr.

Nach den obligatorischen Feuerspuckern legt die Nordtruppe mit 'Riders Of The Apocalypse' mächtig los. Sänger Ravn feuert gewohnt düster die angesichts der Uhrzeit etwas träge Anhängerschaft an, während Basser Seidemann heute zum Corpsepaint mal mit schwarzem Kapuzenmantel aufwartet.

Schwärzestes Geballer ohne Ende, lediglich die technische Höchleistung 'Chasing Dragons' wird schmerzlich vermisst. Der perfekte Rausschmeißer aus dem Partyzelt. Während nach dem späteren Zapfenstreich die Security vergeblich versucht, die feiernden Crew-Mitglieder aus dem VIP-Zelt zu kegeln – und bei einer kleinen Wall Of Death eindeutig den Kürzeren zieht –, gibt sich der Rest zu lautstarker Musik im Party-Hochstand auf dem längst geräumten Festivalgelände den letzten Abschuss. Und das bis weit nach sieben Uhr morgens.
[Carsten Praeg]

Redakteur:
Carsten Praeg

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